Leichte SpracheGebärdensprache

Aus der Praxis

Größter gemeinsamer Nenner: Kulturelle Bildung

Im Gespräch mit Dr. Alexandra Maßmann, Bildungsbüro, Stadt Würzburg

12.01.23

Zur strategischen Planung der Kulturellen Bildung in Würzburg setzt die Stadt auf messbare Zahlen und Fakten. Sie erstellte einen Bildungsbericht zum Status quo der Kunst- und Kulturangebote – Handlungsempfehlungen für die Zukunft inklusive.

Dr. Alexandra Maßmann arbeitet seit 2020 im Bildungsbüro der Stadt Würzburg und ist für das Bildungsmonitoring zuständig. Sie übernimmt bis Oktober 2023 die kommissarische Leitung des Bildungsbüros.

Gemeinsame Aktion eines Projekts von KuBiKo (Kulturelle Bildung in Kooperation)

Was gab den Anlass, einen umfassenden Bildungsbericht zur Kulturellen Bildung zu erstellen?

Die Stadt Würzburg konnte durch den Zuschlag der Förderrichtlinie „Bildung integriert“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Jahr 2019 das Bildungsbüro gründen. Für den Förderzeitraum bis 2022 hat die dort angesiedelte Lenkungsgruppe, intern und extern besetzt mit Bildungsexpert*innen, insbesondere zwei Schwerpunktthemen für ein datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement identifiziert: Kulturelle Bildung und schulische Betreuung. 

Kulturelle Bildung ist der Stadt Würzburg ein wichtiges Anliegen: Es gibt im Kulturamt eine halbe Stelle zur Kulturellen Bildung. Die Stadt hat außerdem ihre Referate neu aufgeteilt in ein Kultur- und Tourismusreferat, das Bildungsbüro sitzt im Bildungs-, Schul- und Sportreferat. Und: Wir haben eine Gremienstruktur, die sich zusammensetzt aus einer Strategiegruppe, der erwähnten Lenkungsgruppe und einem politisch besetzten Bildungsbeirat. Durch diese Gremienstruktur haben wir auch immer unser Vorgehen kommuniziert. 

Die Idee des Bildungsberichts war, weg vom Bauchgefühl, hin zu einer datenbasierten Planung der Kulturellen Bildung zu kommen.

Dr. Alexandra Maßmann, Bildungsbüro, Würzburg

Das Thema Kulturelle Bildung war also schon immer bewusst, doch mit der Benennung der Schwerpunkte entstand der Wunsch, handfeste Daten als Grundlage zu schaffen. Die Idee des Bildungsberichts war, weg vom Bauchgefühl, hin zu einer datenbasierten Planung der Kulturellen Bildung zu kommen. Das heißt, weniger von einzelnen Ideen oder Einzelprojekten auszugehen als vielmehr von der Ausrichtung der Kulturellen Bildung im Gesamten, und auch die Bedarfe der Kulturschaffenden zu untersuchen.

Mit welchen Schritten hat sich das Bildungsbüro dieser komplexen Aufgabe genähert?

Im März 2020 wurde die Stelle für Bildungsmonitoring im Bildungsbüro besetzt. Wir haben uns gefragt: Wie wollen wir Kulturelle Bildung definieren? Womit können wir uns überhaupt in diesem begrenzten Förderzeitraum beschäftigen? Zunächst starteten wir mit der Recherche. Wir haben uns dabei an bereits vorhandenen Definitionen der Kulturellen Bildung orientiert, mit dem Fokus auf Angebote mit Vermittlungscharakter. Die BKJ war da eine wichtige Quelle, insbesondere, was die Qualitätsdimensionen für Kooperation in der Kulturellen Bildung betrifft. Als die Recherche ergeben hat, dass es dazu, vor allem auf kommunaler Ebene, nicht sehr viele Daten gibt, wurde uns klar, dass wir selbst ins Feld ziehen müssen.

Wir haben Stichproben bei Kulturvermittler*innen erhoben. Wir haben, auch in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt, einen Verteiler erstellt, sowohl mit Einzelakteur*innen der Kulturellen Bildung, als auch mit Verbänden und Vereinen sowie Schulleitungen. Vor allem die weiterführenden Schulen haben Kultur als wichtiges Thema bewertet, weshalb wir eine weitere Befragung zur Bedeutung Kultureller Bildung für Schule und Ganztag und zur gewünschten Zusammenarbeit durchgeführt haben. 

Was sind Gelingensbedingungen für einen verwertbaren Bildungsbericht? 

Wichtig für das Gelingen ist es, den Prozess immer transparent zu kommunizieren, zu erläutern, was man gerade tut und wo man hinwill. Es muss geklärt werden: Wer trifft welche Entscheidung? Wer hat den Hut auf, zum Beispiel bei der Befragung? Wo liegen die Expertisen? Das Kulturreferat, das Sozialreferat und wir im Bildungsreferat waren zum Beispiel die Hauptkommunikationspartner in dem Prozess. Uns war die Gremienstruktur dabei eine wichtige Stütze. Wir haben den Bildungsbericht dreigeteilt und die Grundlagen bereits zu einem frühen Zeitpunkt veröffentlicht. Auf diese Weise konnten wir alle von Beginn an in diesen Prozess mitnehmen, auch den Stadtrat. Dadurch lag immer etwas Offizielles vor, wo alle potenziell mitsprechen konnten.

Die Zusammenarbeit mit der Transferagentur Bayern Nord war sehr hilfreich für den gesamten Prozess – bei der Themenfindung und der Annäherung an das Thema, aber auch bei der Vernetzung mit anderen Bildungsbüros und der Integration des Bildungsbüros der Stadt Würzburg in die feste Struktur der Kommunalverwaltung. 

Eine Empfehlung wäre noch: Wenn eine Kommune einen Bildungsbericht veröffentlichen will, sollte sie von Anfang an Personen mit ins Boot holen, die sich bereits mit diesem Thema beschäftigen, etwa Expert*innen der Kulturellen Bildung, aber auch Personen aus der empirischen Forschung sowie Personen, die gut vernetzt sind. 

Im Zuge des Bildungsberichts hat das Bildungsbüro auch Handlungsempfehlungen erarbeitet. An wen richten sich diese?

Zunächst: Wenn so ein Bericht entsteht, sollte damit auch etwas möglichst Konkretes einhergehen, um die Hemmschwelle zu senken. Die Verantwortung der Umsetzung liegt in verschiedensten Referaten und Fachbereichen in der Verwaltung. Und darin steckt auch die Herausforderung: Wer setzt jetzt was um? Als Bildungsbüro haben wir allerdings nicht die Kompetenz und auch nicht das Interesse, Personen oder Abteilungen zu benennen, die die Empfehlungen umsetzen sollen. Diese Klassifikation wäre auch dem Thema Kulturelle Bildung überhaupt nicht angemessen. Auf das Thema muss man sich einlassen – auch die Verwaltung. Da muss eine Auseinandersetzung stattfinden: Wo setzen wir Kulturelle Bildung an? Was wollen wir schaffen? Mit den Handlungsempfehlungen wollen wir auf Kulturelle Bildung aufmerksam machen, wir wollen Akteure und bereits bestehende Angebote zusammenzuführen. Alle Beteiligten sollen überhaupt erst einmal über Kulturelle Bildung sprechen oder sich nach Möglichkeit auf gleichem Nenner darüber austauschen.

Wie geht die Arbeit im Bildungsbüro der Stadt Würzburg weiter? Gibt es Visionen für die Zukunft?

Durch die Aufteilung der Referate in ein Bildungs- und Kulturreferat ist die Arbeit am Thema Kulturelle Bildung nicht einfacher geworden, denn der Querschnitt ist nun größer. Die Arbeit können wir auch nicht allein umsetzen, dazu fehlen uns die Ressourcen und Kompetenzen. Wir tun unser Bestes, dass alle, die zu dem Thema etwas beitragen können, in einem Boot sitzen. Es ist ein Angebot. Und wir freuen uns immer, wenn es dann auch genutzt wird.

Diese Perspektive hilft mir, mich immer wieder daran zu erinnern, dass man nicht nur in seine Zahlen und Daten abdriftet, sondern sich vergegenwärtigt, für wen man das Ganze eigentlich macht.

Dr. Alexandra Maßmann, Bildungsbüro, Würzburg

Wir haben einen Arbeitskreis Kulturelle Bildung, der sich den Themen aus dem Bildungsbericht widmet und die Möglichkeit bietet, an die darin formulierten Handlungsempfehlungen anzuknüpfen. Ein schönes Signal vonseiten der Stadt Würzburg ist in diesem Zusammenhang, eine der Handlungsempfehlungen konkret umzusetzen: Die Stadt schüttet in diesem Jahr 30 000 Euro für eine Förderung von Kooperationen zwischen Bildungseinrichtungen und Kulturschaffenden sowie Künstler*innen aus. 

Beim Lesen der Förderanträge habe ich dann nochmal einen ganz konkreten Einblick in die Praxis gewinnen können und fand es sehr schön zu sehen, was da alles so Spannendes im Feld, in der Realität passiert: Was für spannende Projekte und langfristige Kooperationen es schon vor Ort gibt. Davon ist man im Bildungsbüro etwas entfernt, wo es sehr viel um Planung und empirische Erhebungen geht. Diese Perspektive hilft mir, mich immer wieder daran zu erinnern, dass man nicht nur in seine Zahlen und Daten abdriftet, sondern sich vergegenwärtigt, für wen man das Ganze eigentlich macht.

Zitiervorschlag

BKJ: Größter gemeinsamer Nenner: Kulturelle Bildung
https://www.bkj.de/internationales/jkaglobal/wissensbasis/beitrag/groesster-gemeinsamer-nenner-kulturelle-bildung-1/
Remscheid und Berlin, .

  • Partizipation
Typo: 122

Partner und Förderer

Ein Projekt der

Logo der BKJ

Gefördert von

Logo von Engament Global – Service für Entwicklungsinitiativen

Mit Mitteln des

Logo des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Durch das

Logo Deutsch-Afrikanisches Jugendwerk

Für den Inhalt dieser Seite ist alleine die BKJ verantwortlich; die hier dargestellten Positionen geben nicht den Standpunkt von Engagement Global oder des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wieder.

Diese Seite teilen:

Information in English

Film: weltwärts Begegnungen in der Kulturellen Bildung

Ihre Ansprechpartner*innen
Porträt von Volkmar LiebigVolkmar Liebig

jugend.kultur.austausch global

Telefonnummer:
+49 30 - 48 48 60 54
E-Mail-Adresse:
liebig@bkj.de

Anja Schwalbe

jugend.kultur.austausch global

Telefonnummer:
+49 30 - 48 48 60 53
E-Mail-Adresse:
schwalbe@bkj.de

Individuelle Beratung
Sprechblase auf einem Bildschirm

Termin vereinbaren

Internationaler Newsletter jugend.kultur.austausch

 

Gefördert vom

Zur Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) ist der Dachverband für Kulturelle Bildung in Deutschland.