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Position

Diversität anerkennen – Inklusion umsetzen – Zusammenhalt stärken

In kulturelle Kinder- und Jugendbildung investieren – Grundlagen für Demokratie und Chancengerechtigkeit stärken!

06.12.17

Positionierung der Fachorganisationen Kultureller Bildung nach der Bundestagswahl 2017

Die BKJ steht als zivilgesellschaftlicher und demokratisch verfasster Dachverband der kulturellen Kinder- und Jugendbildung in Deutschland für das Ziel der Teilhabe aller in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen* an Kultur und Bildung. Mit Kultureller Bildung wollen wir einen Beitrag für eine starke und lebendige Demokratie sowie eine starke Zivilgesellschaft leisten. Wir engagieren uns für die umfassende Realisierung der Rechte junger Menschen auf Bildung, Beteiligung und gesellschaftliche Mitwirkung.

Unsere Werte basieren auf den Menschenrechten. Die in § 1 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII) und der UN-Kinderrechtskonvention verankerten Rechte von Kindern und Jugendlichen* sind unverrückbare Grundlagen unseres Handelns. Das Leitziel einer inklusiven Gesellschaft, in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit als Normalität anerkannt werden, prägt unser Handeln. Deshalb setzen wir uns mit Nachdruck für eine diversitätsbewusste Praxis Kultureller Bildung ein, die kein Kind, keine*n Jugendliche*n oder junge*n Erwachsene*n wegen eines oder mehrerer Merkmale ihrer Persönlichkeit oder aufgrund von Zuschreibungen diskriminiert oder ausschließt.

Wir stärken Orte und Angebote Kultureller Bildung als Gelegenheiten demokratischer, gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse und Verständigung. Unsere Anstrengungen zielen darauf, die strukturellen, konzeptionellen und professionellen Voraussetzungen zu schaffen, um im und mit dem Feld der kulturellen Kinder- und Jugendbildung Diversität anzuerkennen und Inklusion umzusetzen. Inklusion, Diversität und Partizipation stehen in einem direkten Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit und gesellschaftlichem Zusammenhalt, deren Basis umfassende und gerechte Teilhabemöglichkeiten aller Menschen in Deutschland sind.

Mit viel Engagement und Energie setzen sich jeden Tag in ganz Deutschland Menschen in Vereinen, Initiativen, Projekten und Einrichtungen, in Schulen, Kindergärten und Kulturinstitutionen aus Überzeugung dafür ein, dass Kinder und Jugendliche* in Kunst, Kultur und Spiel eine Praxis realisieren können, die sie umfassend in ihrer Persönlichkeit stärkt. Ihre Arbeit ermöglicht jungen Menschen Zugangsweisen und Ausdrucksformen, um sich in einer komplexen, globalisierten Lebenswelt, die von vielen Ungleichheiten und Ungleichzeitigkeiten geprägt ist, zurecht zu finden, zu artikulieren und die Gesellschaft mitzugestalten – unabhängig von Kategorien und Zuschreibungen. In der Praxis der kulturellen Jugendbildung können demokratische Prozesse eingeübt, Selbstwirksamkeit erfahren und so die Grundlagen für eine aktive Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft gelegt werden. Die dort engagierten Menschen sehen sich nun dadurch herausgefordert, dass rechtspopulistisch bzw. völkisch-nationalistisch agierende Akteur*innen die Grundwerte ihres Engagements und professionellen Handelns sowie demokratische Grundrechte und ein Zusammenleben in Vielfalt offen in Frage stellen.

Die BKJ stellt mit Sorge fest, dass Rechtspopulismus und Radikalisierungstendenzen den kulturellen und demokratischen Zusammenhalt in Deutschland gefährden. In der öffentlichen Debatte sind menschenfeindliche Aussagen salonfähig geworden. Strukturelle Diskriminierungen, Alltagsrassismus und Gewalt im Zusammenhang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nehmen spürbar zu.

Das Ergebnis der Bundestagswahl 2017 legt nahe, dass es einen Vertrauensverlust in die politische Kultur unseres Landes, Europas und bezogen auf demokratische Prozesse im Allgemein gibt. Im Sinne unseres verbandlichen, zivilgesellschaftlichen Auftrags für kulturelle und demokratische Teilhabe von Kindern und Jugendlichen* und ihren Familien, sehen wir uns in der Verantwortung, uns mit dem komplexen Motivgeflecht auseinanderzusetzen, was Menschen zu dieser Wahlentscheidung bewegt.

Gemeinsam Orte des gesellschaftlichen Dialogs gestalten

Kultur und Kulturelle Bildung sind von zentraler Bedeutung für den gesellschaftlichen Dialog und Zusammenhalt sowie für das Lebensgefühl und die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft. Viele der Erschütterungen, die wir derzeit erleben, haben einen Ursprung in kulturellen Verunsicherungen und Wertekonflikten. Orte der Kulturellen Bildung bieten wichtige Gelegenheiten der Orientierung und des Austauschs über zentrale und geteilte Werte – es sind Orte, an denen Konfliktfähigkeit eingeübt werden kann. Eine Gesellschaft der Vielfalt in einer globalisierten Welt mit ihren Unwuchten und Verflechtungen braucht Narrative der Zuversicht, des Gestalten-Könnens und der Verankerung universeller Menschenrechte.

Zivilgesellschaftliche Strukturen Kultureller Bildung stärken

Eine zentrale Rolle spielen dabei zivilgesellschaftliche Strukturen der Kulturellen Bildung, die in der Praxis der Menschen vor Ort wurzeln. Sie orientieren sich an der Vielfalt von Lebenslagen und Lebensorten. Sie bieten Gelegenheiten, um kulturellen und gesellschaftlichen Konsens zu erarbeiten und zu leben. Politik und Verwaltung müssen den Eigenwert demokratischer zivilgesellschaftlicher Organisationen stärker als bisher anerkennen und diese in ihrer Handlungsfähigkeit stärken. Dazu gehört auch, mit ihnen partnerschaftlich zusammen zu arbeiten und ihre Unabhängigkeit zu sichern.

Freiwilliges Engagement spürbar wertschätzen

Das Feld der Kulturellen Bildung ist wie der Kulturbereich insgesamt ohne freiwilliges bzw. ehrenamtliches Engagement undenkbar. Durch die Engagementbereitschaft im Bereich Flucht, Migration und Integration manifestierte sich wieder einmal gesellschaftspolitische Gestaltungsfähigkeit. Es gilt, Engagement als zivilgesellschaftliche Komponente der Umsetzung von gemeinsamen gesellschaftlichen Zielen in der neuen Legislaturperiode auf der politischen Agenda und in der Realität weiter zu stärken. Freiwilligendienste in der Kulturellen Bildung bilden ein wichtiges Erfahrungs- und Experimentierfeld, dessen demokratiefördernde Potentiale weiter freigesetzt werden sollten.
Jetzt eine diversitätsorientierte, inklusive kulturelle Bildungspraxis vorantreiben

Die Antwort auf das Erstarken antidemokratischer, populistischer und rassistischer Kräfte kann nur sein, jetzt erst recht eine inklusive kulturelle Bildungspraxis, den transkulturellen und internationalen Austausch sowie demokratische Lernprozesse zu stärken und auszubauen. Deshalb ist für die Bundespolitik sowie für Länder und Kommunen jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, Organisationen der kulturellen Jugendbildung finanziell und strukturell stärker dabei zu unterstützen, ihre Anstrengungen für Inklusion, Diversität, internationalen Austausch und Internationalisierung voranzutreiben und nachhaltig in der Fläche abzusichern.

Gemeinsam Verantwortung für eine zukunftsfähige und gerechte demokratische Gesellschaft übernehmen

Bei allem Selbstbewusstsein, mit dem wir als freie Träger agieren, können mehr Angebote und Gelegenheiten der Kulturellen Bildung, mehr internationale kulturelle Begegnungsmaßnahmen oder mehr Freiwillige im Kulturbereich das durch Rechtspopulist*innen verstärkte Auseinanderdriften der Gesellschaft allein nicht aufhalten. Es liegt vor allem weiterhin in der Verantwortung nationaler und europäischer Sozial-, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik, für ein sozial gerechtes Gemeinwesen zu sorgen, Kindern und Jugendlichen* Zukunftschancen und gesellschaftliche Teilhabe in vollem Umfang zu ermöglichen und inklusives Zusammenleben unter globaler Perspektive in seiner ganzen Vielfalt zu fördern. Auch für diese politischen Ziele setzt sich der Dachverband BKJ aktiv in Kooperationen mit seinen zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen aus dem Kultur-, Bildungs- und Kinder- und Jugendhilfesektor ein. Gerade jetzt braucht die Demokratie eine Verantwortungsgemeinschaft zivilgesellschaftlicher Akteure.

Diese Positionierung wurde von den Mitgliedern der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) am 6. Dezember 2017 verabschiedet.

CC BY ND 4.0 (BKJ-Standard für eigene Texte)

Dieser Text ist lizensiert unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung – Keine Bearbeitungen 4.0 International und darf unter den Bedingungen dieser Lizenz vervielfältigt und weiterverbreitet werden. Bitte geben Sie als Quelle www.bkj.de an und nennen den Namen des*der Autor*in, falls dieser hier genannt wird. Wenn Sie Fragen zur Nutzung dieses Textes haben, melden Sie sich gerne unter redaktion(at)bkj.de!

Zitiervorschlag

BKJ: Diversität anerkennen – Inklusion umsetzen – Zusammenhalt stärken
https://www.bkj.de/internationales/jkaglobal/wissensbasis/beitrag/diversitaet-anerkennen-inklusion-umsetzen-zusammenhalt-staerken/
Remscheid und Berlin, .

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