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Prävention und Kindeswohl
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Schutzkonzepte in der Kulturellen Bildung

Schutzkonzepte in der Kulturellen Bildung

Fachkräfte müssen wissen, was im Falle eines Verdachts oder Vorfalls zu tun ist. In einem Schutzkonzept wird dies beschrieben. Unterstützungsangebote und Beispiele helfen bei der Erarbeitung und Umsetzung von Schutzkonzepten.

Dachverbandliches Schutzkonzept der BKJ: Leitfaden und Modell für die Trägerstrukturen der kulturellen Kinder- und Jugendbildung

Bereits 2016 hat die BKJ auf Initiative von Johannes-Wilhelm Rörig, dem damaligen Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), den Fachausschuss „Prävention und Kindeswohl“ ins Leben gerufen. Dieser Ausschuss, bestehend aus engagierten BKJ-Mitgliedern, hat eine Schlüsselrolle bei der gemeinsamen Generierung von Fachwissen für die Entwicklung des dachverbandlichen Schutzkonzepts gespielt.

Die BKJ hat als Dachverband in der Regel keinen direkten Kontakt zu Kindern und Jugendlichen, das dachverbandliche Schutzkonzept dient nichtsdestotrotz als Leitfaden und Modell für die Trägerstrukturen der kulturellen Kinder- und Jugendbildung.

Der Prozess von der Vereinbarung mit dem UBSKM bis zur Verabschiedung des Schutzkonzepts dauerte fünf Jahre, um möglichst eine breite Anzahl an Mitgliedern mitzunehmen und das Thema nachhaltig im Verband zu implementieren. Es wurden weitere zwei Jahre benötigt, um Fragen des Schutzes in digitalen Räumen zu integrieren.

In der aktualisierten Version des dachverbandlichen Schutzkonzepts geht es um Themen wie Cyber-Grooming, Cyber-Mobbing und übergriffige Kommunikation im virtuellen Raum. Derzeit wird an spezifischen Aspekten von Peer-Gewalt gearbeitet. Die Zeitspanne spiegelt die Komplexität und Sorgfalt wider, die in die Entwicklung wirksamer Schutzkonzepte für sichere Räume fließen müssen.

Das dachverbandliche Schutzkonzept der BKJ besteht aus folgenden Bausteinen mit entsprechenden Handlungsempfehlungen:

  • Leitbild
  • Fragenkatalog zur Durchführung einer Risikoanalyse
  • Maßnahmen zur Prävention von sexualisierter Gewalt
  • Maßnahmen zur Intervention bei Verdachtsfällen oder bei konkreten Fällen sexualisierter Gewalt
  • Maßnahmen zur Aufarbeitung und gegebenenfalls Rehabilitation nach einem Vorfall oder Verdachtsfall

Mit einem dachverbandlichen Schutzkonzept unterstützt die BKJ das Praxisfeld der Kulturellen Bildung in seinem Einsatz gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Schutzkonzepte Schritt für Schritt erstellen

Sexualisierte Gewalt passiert nicht einfach so – Täter*innen planen sie. Daher muss der Schutz von Kindern und Jugendlichen in Vereinen und Einrichtungen der kulturellen Kinder- und Jugendbildung ebenfalls geplant werden, um das Risiko sexualisierter Gewalt zu minimieren. Ein Schutzkonzept dient allen Beteiligten im Projekt, Verein, Einrichtung oder Verband. Es bietet Orientierung, Informationen und Handlungssicherheit, schützt Kinder und Erwachsene und stärkt Mitarbeitende, Honorarkräfte und Ehrenamtliche. Eltern werden bei der Orientierung unterstützt.

Jede Organisation und Einrichtung benötigt ein maßgeschneidertes Schutzkonzept, das auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten zugeschnitten ist. Es muss individuell und im Austausch erstellt werden und kann nicht einfach von anderen übernommen werden.

Schutzkonzepte sollten nicht nur formale Dokumente sein, sondern müssen kontinuierlich reflektiert, auf Wirksamkeit überprüft und weiterentwickelt werden. Dies erfordert einen aktiven Austausch und die Einbindung aller Beteiligten, einschließlich junger Menschen, Mitarbeitender sowie externer Expert*innen und Fachleute. Das macht deutlich, dass auch entsprechende Ressourcen zur Umsetzung benötigt werden. Die Finanzierung von Vereinen, Einrichtungen und Projekten muss darauf Rücksicht nehmen.

Unterstützung und Angebote

Das Programm „Start2Act“ unterstützt mit einer Förderung die Erarbeitung eines Schutzkonzepts.

Diese Arbeitshilfe vermittelt Basiswissen rund um sexualisierte Gewalt und deren Prävention und zeigt, wie ein Schutzkonzept erarbeitet werden kann, das auf die vielen unterschiedlichen Formate und Settings der Praxis Kultureller Bildung anwendbar ist – egal ob Vereinsarbeit, Schreibwerkstatt, internationale Jugendbegegnung oder Hip-Hop-Gruppe.

Die Landesfachstelle Prävention sexualisierte Gewalt NRW (PsG.nrw) der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS) Nordrhein-Westfalen e. V. stellt ausführliche und leicht verständliche Materialien zu jedem Schritt der Entwicklung eines Schutzkonzeptes bereit.

FIPP e. V. hat ein Praxishandbuch „Institutioneller Kinderschutz: Das partizipative Schutzkonzept“ herausgegeben, das kostenlos heruntergeladen oder als Druckexemplar bestellt werden kann.

Die Webseite der Initiative „Kein Raum für Missbrauch‟ der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs bietet neben allgemeinen Informationen zu den Bestandteilen eines Schutzkonzeptes auch Auskunft über den Beratungsanspruch von Einrichtungen aus verschiedenen Bereichen.

Gestalter*innen von Angeboten in der kulturellen Kinder- und Jugendbildung tragen eine große Verantwortung dafür, dass jedes Kind und jeder junge Mensch zu einem mündigen sowie geistig, körperlich und seelisch unversehrten gesunden Menschen heranwachsen kann.

Um Vereins- und besonders Chorstrukturen zu schaffen, in denen Kinder und Jugendliche geschützt leben und wirken können, setzt sich die Deutsche Chorjugend (DCJ) für präventive Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen ein. Die Arbeitshilfe „Chor – mit Sicherheit“ bietet (Chor-)Verbänden die Möglichkeit, mit Hilfe von neun abzuarbeitenden Schritten ein institutionelles Schutzkonzept zu entwickeln, um so mögliche Übergriffe gegenüber Kindern und Jugendlichen zu verhindern und Betroffenen im Notfall helfen zu können.

Das Praxishandbuch zum Thema Kindeswohlgefährdung der Deutschen Bläserjugend zeigt auf, wie Prävention von Kindeswohlgefährdung im Musikverein umgesetzt werden kann. Beschrieben werden die verschiedenen Formen der Kindeswohlgefährdung (Physische/ Körperliche Gewalt Psychische/ Emotionale Gewalt, Sexuelle Gewalt, Vernachlässigung) und Anzeichen für solche. Es werden Handlungsmöglichkeiten und Konzepte zur Prävention und zum Umgang mit einer eventuell auftretenden Gefährdung für den Musikverein beschrieben. Zudem werden in einem ausgedehnten Praxisteil Beispiele aus der Vereinsarbeit dargestellt, die auf die Schaffung präventiver Strukturen abzielen.

Die Plattform der Universität Hildesheim (Institut für Sozial- und Organisationspädagogik) veröffentlicht Beispiele von Schutzkonzepten, wissenschaftliche Publikationen, Positionen und rechtliche Rahmenbedingungen rund um Prävention und Schutzkonzepte pädagogischer Organisationen verschiedener Handlungsfelder, u. a. für die Kinder- und Jugendarbeit, zum Schutz und zur Stärkung höchstpersönlicher Rechte.

Beispiele für Schutzkonzepte in der Kulturellen Bildung

Als freier Träger der Jugendhilfe ist die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Tanz NRW dem gesetzlich verankerten „Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung“ verpflichtet. Um diesem Auftrag nachzukommen, hat sie ein Schutzkonzept entwickelt, das die Grundlage für Prävention in all ihren Projekten bildet. Damit das Schutz­kon­zept in der Praxis möglichst einfach umgesetzt werden kann, gibt es zusätzlich eine Broschüre, die die Inhalte des Schutz­kon­zeptes anhand von Beispielen praktisch erklärt. Sie enthält auch eine Checkliste und heraustrennbare Dokumentationshilfen.

Die .lkj) Sachsen-Anhalt setzt sich für eine Kultur des Hinsehens, der Aufmerksamkeit und Verantwortungsübernahme ein. Dazu gehört ein respektvolles und empathisches Verhalten gegenüber Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das Schutzkonzept und der Verhaltenskodex der .lkj) Sachsen-Anhalt sind verpflichtende Leitlinie für das Handeln der Personen, die im Rahmen der .lkj) Sachsen-Anhalt tätig sind. Das Schutzkonzept liegt auch in leichter Sprache vor.