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Rahmenbedingungen und Empfehlungen für Einrichtungen und Vereine

Rahmenbedingungen und Empfehlungen für Einrichtungen und Vereine

Die Anforderungen an das ehrenamtliche Engagement sind hoch. Dafür benötigen Engagierte gute Rahmenbedingungen, dank derer sie sich auch langfristig und erfolgreich engagieren können.

Überall dort, wo sich Menschen in Kultur engagieren, bewältigen sie gesellschaftliche Aufgaben. Engagierte in kommunalen Einrichtungen gewährleisten beispielsweise den Betrieb von kleinen Bibliotheken. Im ländlichen Raum machen die Angebote der Kultur- und Kunstvereine das kulturelle Leben aus, das einen deutlichen Einfluss auf die Lebensqualität und damit auf die Attraktivität eines Ortes hat. Die Gesellschaft ist daher gut beraten, die Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement im Blick zu haben und zu verbessern.

Unbezahlt, verantwortlich und auf sich allein gestellt?

Hauptamtliche Strukturen und die Entwicklung des Engagements stehen in zivilgesellschaftlichen Kulturorganisationen in engem Zusammenhang: Je mehr Personen in Kulturvereinen hauptamtlich beschäftigt sind, desto mehr Engagierte gibt es häufig in diesen Organisationen. Auch jüngere Menschen sind eher in Kulturorganisationen mit einer hauptamtlichen Struktur zu finden. In 77 Prozent der zivilgesellschaftlichen Kulturorganisationen handelt es sich allerdings um rein ehrenamtlich arbeitende Organisationen.

Die Anforderungen im Engagement – sei es für das Einwerben von Fördermitteln, den
Erhalt von Genehmigungen oder die Bereitstellung von Räumen – werden zunehmend komplexer und regulierter. Engagierte müssen damit kämpfen, im Geflecht von Arbeitsrecht,
Gemeinnützigkeitsrecht, Steuerrecht, Versicherungsrecht, Vereinsrecht oder Zuwendungsrecht einen Überblick zu behalten. Kulturengagierte besetzen häufig eine Leitungs- oder Vorstandsfunktion. Die aktuelle Menge an Verwaltungsauflagen und -aufgaben steht aber in einem deutlichen Widerspruch zu den Motiven für ihr Engagement.

Diese Empfehlungen können Kulturverantwortlichen helfen, Engagierte erfolgreich und dauerhaft in ihre Einrichtungen zu integrieren:

Engagierte bleiben langfristig dort tätig und verantwortlich, wo Vereinsstrukturen durch ein Freiwilligen-Management und Qualifizierungsangebote erfolgreich professionalisiert werden. Für Organisationen mit Nachwuchsproblemen könnte das Übertragen von verantwortlichen Aufgaben an jüngere Menschen in Kombination mit Bildungs- und Qualifizierungsangeboten ein erfolgreicher Weg sein. Eine Ansprechperson für freiwilliges Engagement in der Organisation kann dazu beitragen, Engagierte besser zu informieren und einzubinden.

Synergien könnten beim Bewältigen der vielen Verwaltungsaufgaben helfen. Ein Kulturverein muss seine Mitgliederverwaltung, Inventarlisten oder Buchführung nicht unbedingt in Eigenregie führen. Wenn der benachbarte Sportverein vor den gleichen Herausforderungen steht, könnten Kompetenzen gebündelt werden, um sich die Arbeit zu teilen. Um diese Prozesse zu initiieren und zu begleiten, sind Angebote zur weiteren Qualifizierung von bereits Engagierten im Vereinsmanagement besonders wichtig.

Die Professionalisierung des Ehrenamts ist kein Widerspruch, sondern eine zeitgemäße Antwort auf ein komplexer werdendes Anforderungsprofil!

Eine umfassende Anerkennungskultur ermutigt freiwilliges Engagement und macht es öffentlich sichtbar. In den Organisationen kann sich Anerkennung durch direkte Unterstützung äußern, etwa indem ausreichend Räume, technische Hilfsmittel und Material bereitgestellt oder Weiterbildungen ermöglicht werden. Zusätzliche Zeichen der Wertschätzung sind die Einbindung der Engagierten in ein haupt- wie ehrenamtlich agierendes Team, persönliche Gespräche sowie Möglichkeiten zur Mitsprache und Mitbestimmung. Alle Formen von Anerkennung und Wertschätzung führen zu einer größeren Bindung der Engagierten an die Organisation und schaffen dadurch sowohl für die Engagierten als auch für die Organisationen Perspektiven. Sie bieten die Chance, insbesondere junge Engagierte als längerfristige Funktionsträger zu gewinnen und zu befähigen.

Freiwilliges Engagement ist ein wichtiges Lern- und Bildungsfeld und bietet vor allem durch informelles Lernen bzw. Erfahrungslernen die Möglichkeit zum Kompetenzerwerb. Jüngere Menschen können weniger erfolgreich für das Engagement in Kultur gewonnen werden als für das Engagement in anderen Bereichen. Kooperationen mit Schulen und Hochschulen könnten hier Abhilfe schaffen. Die Motivation vieler junger Menschen, sich im Engagement weiterzubilden und aus der freiwilligen Tätigkeit etwas für ihren gewünschten Beruf mitzunehmen, kann ein Schlüssel für eine erfolgreiche Ansprache von potenziellen Engagierten sein.

Sowohl in Organisationen mit hauptamtlicher Struktur als auch in nur ehrenamtlich tätigen Vereinen gibt es Aufgaben, für die Aufwandsentschädigungen, Übungsleiter- oder Ehrenamtspauschalen gezahlt werden. Die Art der Zahlungen reicht vom Ausdruck einer Anerkennung für ungewöhnliche Beanspruchungen bis zu einem kleinen Arbeitsentgelt für nebenberuflich erbrachte Leistungen. Aufwandentschädigungen können den Zugang zu freiwilligem Engagement für Menschen in prekären Lebenslagen manchmal erst ermöglichen.

Vor allem für Organisationen mit hauptamtlicher Struktur ist beim Thema Monetarisierung der Aspekt der Arbeitsmarktneutralität wesentlich: Wie kann sichergestellt werden, dass Engagierte nicht hauptamtliche Arbeit erledigen? Ist doch gerade der Kulturbereich als Beschäftigungssektor geplagt von prekären Arbeitsverhältnissen bei unzureichender kollektiver Interessensvertretung. Die Einrichtung eines professionellen Freiwilligen-Managements hat in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung: Die Tätigkeiten und Aufgabenbereiche der Engagierten sollten deutlich und nachvollziehbar zu entgoltener Arbeit abgegrenzt werden, um Arbeitsmarktneutralität zu gewährleisten.

Im Engagementbereich Kultur gelingt es gut, wohlsituierte Lebensältere mit einem hohen Bildungsabschluss anzusprechen. Um auch andere Menschen zu gewinnen, bedarf es aber der Abkehr von bewussten wie unbewussten Ausschlusskriterien. Dieser Schritt könnte beim demografischen Wandel das Überleben sichern.

Das Engagement in Kultur hält zu wenige Angebote für gesellschaftlich marginalisierte Gruppen bereit. Es ist daher auch nicht überraschend, dass diese sich kaum in den Reihen der Kulturengagierten wiederfinden.

Die Mehrheit der Menschen, die an einem Engagement in der Kultur interessiert sind, gibt als Motiv an, mit anderen Menschen und Generationen zusammenkommen zu wollen. Die Hemmschwelle, sich in der Kultur zu engagieren, bleibt aber dennoch hoch, da sie die starke Betonung des „Künstlerischen“ abschreckt. Das kulturelle Engagement lässt zwar oft Menschen interagieren und sie gemeinsam etwas schaffen. Bei der Suche nach neuen Engagierten stellen Kultureinrichtungen jedoch häufig den kulturellen bzw. künstlerischen Anspruch der Organisation in den Vordergrund.

Der Zugang zum Engagement muss niederschwellig sein, statt viel vorauszusetzen. Ein grundsätzliches Interesse an einem kulturellen Engagement sollte die einzige Voraussetzung sein. Vereine sollten bei der Akquise von Engagierten über Informations- und Kontaktstellen dediziert auch Tätigkeitsbereiche ausschreiben, die einen stärkeren sozialen Charakter haben.

Das Engagement der vielen Vereine und Verbände, die in den letzten Jahren geholfen haben, Menschen mit Fluchterfahrung und Zugewanderte aufzunehmen, belegt, wie groß das verbindende Potenzial in der Kultur ist.

Die Verfügbarkeit leicht zugänglicher lokaler Kulturorganisationen und -gruppen ist ein entscheidender Faktor für kulturelle Teilhabe und Engagement in der Kunst. Die Dichte des lokalen Kulturangebots und der Umfang der verfügbaren öffentlichen Mittel wirkt sich positiv auf bürgerschaftliche Verhaltensmuster aus.

(Quelle: Freiwilliges Engagement in Kultur. Sonderauswertung des Freiwilligensurveys 2014. Culture and Democracy: the evidence 2023)