Zur Umsetzung von Inklusion gibt es seit 2000 einen „Index für Inklusion“, der auch für Freiwilligendienste genutzt werden kann. Der Index empfiehlt, Inklusion und Diversität durch drei elementare Prozesse voranzubringen: eine inklusive Haltung anzunehmen, geeignete Strukturen zu schaffen und konkrete inklusive Projekte umzusetzen.
Es ist nötig, Bildungsprozesse im Träger anzuregen, um eine grundsätzliche Offenheit und das Verständnis für Inklusion und Diversität bei Mitarbeiter*innen und der Leitungsebene herzustellen. Diese gemeinsame Haltung sollte beinhalten, unterschiedlichste Personengruppen anzuerkennen und vorhandene Barrieren in den Freiwilligendiensten abzubauen. Um eine inklusive Alltagspraxis in den Freiwilligendiensten zu schaffen, müssen inklusive Strukturen beim Träger geschaffen, Barrieren erkannt und Strategien zum Abbau dieser Barrieren entwickelt werden. Wenn Freiwillige aus neuen Zielgruppen gewonnen werden sollen, um eine größere Diversität in den Freiwilligendiensten zu erreichen, müssen Träger mit anderen Organisationen kooperieren und sich durch Fortbildungen mehr Wissen über die praktische Umsetzung von angemessenen Methoden aneignen.
Der Praxisleitfaden „Inklusion und Diversität in Freiwilligendiensten“ gibt auf der Basis der Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zu Inklusion und Diversität in den Jugendfreiwilligendiensten Handlungsempfehlungen für Träger und Einsatzstellen, Zentralstellen und politische Akteure.
Inklusiver Transformationsprozess
Damit sich die gesellschaftliche Diversität in den Freiwilligendiensten Kultur und Bildung widerspiegelt, arbeiten 19 Träger unter dem Dach der BKJ an der Öffnung. Welche Schritte die BKJ und die Träger in diesem inklusiven Transformationsprozess gehen, beschreibt Anja Schütze in ihrem Beitrag in der Publikation „weiße Flecken – Diskurse und Gedanken über Diskriminierung, Diversität und Inklusion in der Kulturellen Bildung“.
Sie kommt darin zu dem Schluss, dass der Inklusionsprozess einen Fahrplan mit konkreten und messbaren Zielen braucht, um nicht nur guten Willen zu bekunden. Dieser Prozess ist aufwühlend und hat aufgerüttelt, Widerstände hervorgerufen und Anstöße gegeben. Nach wie vor bleiben Privilegien und Barrieren unentdeckt, verhindern Widerstände gegen Neuerungen den Abbau von Privilegien: „Wir bleiben so lange exklusiv und elitär, solange Menschen aus marginalisierten Communitys nicht in allen Bereichen selbstverständlich sind. Wir bleiben so lange exklusiv und elitär, solange privilegierte Personen maßgeblich den Prozess bestimmen und die Bremse ziehen, wenn die Komfortzone verlassen und Bestehendes geschützt wird.“
Inklusive Praxis
Wie ein inklusiver Freiwilligendienst aussehen kann, zeigen ein Praxisbericht aus Erlangen und ein Interview mit einer Freiwilligen am Zentrum für bewegte Kunst (ZBK) in Berlin. In beiden Freiwilligendiensten mussten strukturelle Hürden überwunden und ein offener Umgang miteinander gepflegt werden, damit eine inklusive Kultur entsteht und im Freiwilligendienst alle voneinander und miteinander lernen können.
Kulturvereine sollten sich stärker öffnen. Sie finden umso erfolgreicher neue Mitglieder und Engagierte, wenn sie gezielt Menschen mit Migrationshintergrund in ihre Arbeit integrieren und sich fragen, mit welchen Themen sie die Öffentlichkeit ansprechen können. Vereine, die sich der kulturellen Jugendarbeit widmen, bieten Jugendlichen mit und ohne Migrations- oder Fluchterfahrung einen Ort, an dem sie sich auf Augenhöhe begegnen können. Zivilgesellschaftliches Engagement kann in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung Rechtspopulismus und -extremismus in seinen vielfältigen aktuellen Formen entgegenwirken.