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Aus der Praxis
Auf ein Date mit Alten Meistern
Mit dem Museum auf Du und Du
21.04.23
Wer hat mit acht Jahren schon ein Lieblingsmuseum? Matts zum Beispiel. Mit dem Kultur- und Freizeitticket – KUFTI – hat er bereits einige Museen in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main besucht und war mehrfach im Zoo. Kostenfrei. Ins Junge Museum geht er dennoch am liebsten - wegen der Workshops.
Bild: Esra Klein
Bild: Esra Klein
Nicht zuletzt sind es die Kultur- und Freizeitangebote, die die Lebensqualität einer Stadt für ihre Bewohner*innen deutlich erhöhen können – so der Ansatz des Kulturamts in Frankfurt am Main. Daher ermöglicht die Stadt mit dem Kultur- und Freizeitticket – kurz KUFTI – jungen Menschen von null bis 18 Jahren den kostenfreien Eintritt für knapp 40 Museen der Stadt. Auch der Besuch des Frankfurter Zoos ist kostenlos.
Die Green City bietet Lebensräume für Mensch und Natur. Sie nutzt die Chancen umweltverträglichen Wirtschaftens und bietet Unterstützung für alle, die sonst im schnellen Takt der Stadt den Anschluss verlieren würden.*
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt auf Frankfurt Green City
Im Kulturtrubel der Großstadt …
KUFTI ist Teil des Kulturentwicklungsplans der Stadt Frankfurt, des sogenannten Green-City-Prozesses. Dabei geht es darum, die wirtschaftlichen, gesundheitlichen, sozialen, ökologischen und kulturellen Aspekte für ein gutes Leben der Menschen in Einklang zu bringen. Die Gestaltung der Zukunftsfähigkeit der Stadt im Blick, ist es konsequent, die jüngsten Bewohner*innen in diesen Prozess mit ins Boot zu holen und die Identifikation mit dem kulturellen Gut der Heimat von Geburt an zu stärken.
Zu Gast in unzähligen Welten
Seit 2017 ist der Eintritt in die städtischen Museen bereits frei, mit der Gründung von KUFTI im Jahr 2019 auch für private Museen und Angebote von Vereinen. Museen bieten Kindern und Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten der spielerischen Auseinandersetzung mit Kultur und Geschichte(n): im Historischen Museum können sie Länder auf dem ältesten Globus der Welt entdecken, im Archäologischen Museum die Tränen der Götter – Bernstein – schleifen, im Caricatura ihren eigenen Comic zeichnen, im Museum für Kommunikation einen interaktiven Rundgang durch die Geschichte der Massenmedien unternehmen, im Geburtshaus Goethes dem Klang der Poesie lauschen oder im Deutschen Filmmuseum den Original-Helm von Darth Vader bestaunen. KUFTI ist ein Ticket für Kulturreisen quer durch die Stadt – allein, mit der Familie, der Kita-Gruppe oder der ganzen Schulklasse.
Barrierearm und nachhaltig
Für Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem Nettoeinkommen von unter 4500 Euro ist das Ticket kostenfrei, alle anderen zahlen einen Jahresbeitrag von 29 Euro. In der finanziellen Unterstützung durch die Stadt sieht das Kulturamt die elementare Gelingensbedingung von KUFTI. Die von den Häusern erfassten ausfallenden Eintrittsgelder erstattet die Stadt in voller Höhe. Neben dem Eintritt stehen auch Gelder für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit sowie Haushaltsmittel für festangestellte Fachkräfte zur Verfügung. Auch der sehr gut besuchte Zoo kann sich über die Finanzierung zusätzlichen Personals an den Kassen freuen.
Vor Ort nah dran
Durch die finanzielle Förderung ist KUFTI in die Struktur eines stabilen Netzwerks aus verschiedenen Akteuren eingebunden. Die Fachkräfte sind in diesem Zuge grundlegend sensibilisiert für die Themen Teilhabe und Barrierefreiheit und richten das Angebot in ihren Häusern entsprechend aus. Sie haben außerdem Strategien entwickelt, Kinder und Jugendliche gezielt für das Angebot der KulturKarte anzusprechen. Zur Bewerbung des KUFTI bezieht das Team unter anderem den Stadtschülerrat ein und setzt auf Werbekampagnen direkt vor Ort, wo sich die jungen Menschen aufhalten – etwa mit einem mobilen KUFTI-Stand. Mit dem „Reisenden Museum“ gehen die Frankfurter Museen auf Tour, etwa in die Bibliotheken der Stadt. Nicht zuletzt finden im Zoo regelmäßig Informationstage zu KUFTI statt.
Wie wir wissen, ist der freie Eintritt nicht die einzige Hürde, … am kulturellen Leben einer Stadt teilzuhaben, das ist ja bekannt. Dennoch ist das, glaube ich, schon ein sehr wichtiger Schritt dahin, quasi einer Teilhabegerechtigkeit näherzukommen.**
Sybille Linke, Stadt Frankfurt am Main/Kulturamt
KUFTI, mit seinen personellen, zeitlichen und finanziellen Investitionen, trägt bereits reichlich Früchte: Seit der Einführung konnte die Zahl der Besucher*innen in den Museen verdoppelt werden, von 47 400 im Jahr 2016 auf 95 400 im Jahr 2019. Und es geht weiter: Die jungen Menschen motivieren schließlich ihre ganze Familie, sich mit ihnen gemeinsam auf eine Reise durch die vielfältige Museumslandschaft ihrer Heimatstadt am Main zu begeben.
*Quelle: Umweltamt auf Frankfurt Green City
**Quelle: Viola Kelb 2022: Kulturkarten als Weg zu mehr Teilnahme? Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Kulturkarten
Kurz und knapp: Das Kultur- und Freizeitticket KUFTI
Gründung: 2019
Zielgruppe: Kinder und Jugendliche von null bis 18 Jahren
Schwerpunkt: Kulturelle Teilhabe in der Stadt von klein auf
Ideengeberin: Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig
Inhalt: Freier Eintritt in knapp 40 Museen in Frankfurt am Main und in den Zoo
Erfolge: 5600 Kinder und Jugendliche haben ein KUFTI; Verdopplung der Besuchszahlen der Museen seit Gründung von 47.400 auf 95.400 im Jahr 2019
Träger: Stadt Frankfurt und Medienpartner VGF
Finanzierung: von den Häusern erfasste Eintrittsgelder des KUFTI werden von der Stadt Frankfurt durch Steuergelder ersetzt
So geht’s: Einzel- oder Gruppen-Antrag des KUFTI über die Website, stichprobenartige Kontrolle der Einkommensnachweise
Kosten der Karte: kostenfrei für Kinder und Jugendliche aus Familien mit einem Einkommen unter 4500 Euro, 29 Euro jährlich für Personen außerhalb dieser Einkommens- und geografischen Grenze
Kontakt und weitere Informationen: KUFTI
Weitere Informationen
Eine Analyse von Kulturkartenmodellen in Deutschland nimmt Viola Kelb im Auftrag der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) (2022) vor.
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