Mit dem Ziel, die Beteiligung junger Menschen zu stärken, wurde der Nationale Aktionsplan (NAP) Kinder- und Jugendbeteiligung ins Leben gerufen. Bundesjugendministerin Lisa Paus entwickelt damit die bestehende Jugendstrategie weiter.
Der NAP begann im November 2022 und wird bis 2025 fortgesetzt, um einen umfassenden Dialogprozess durchzuführen. Das Ziel ist es, gemeinsam vielfältige Formate zu nutzen, um Empfehlungen für eine gelingende Beteiligung junger Menschen zu formulieren. Bisher wurden diese vor allem durch eine direkte Ansprache, z. B. im Rahmen der JugendPolitikTage, einbezogen. Die Ergebnisse des Dialogprozesses sollen schließlich als Beschlussempfehlung dem Bundeskabinett und der Jugend- und Familienministerkonferenz vorgelegt werden.
Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) beteiligt sich von Anfang an aktiv am Prozess, um einen dachverbandlichen Blickwinkel und Fachexpertise der Kulturellen Bildung einzubringen. Darüber hinaus sind weitere Perspektiven aus dem Praxisfeld der Kulturellen Bildung gefragt, um die kommenden Dialogformaten des NAP zu bereichern.
Dialogprozess zwischen jungen Menschen, Verbänden, kommunalen Vertreter*innen und Wissenschaft
In sogenannten Denkfabriken, zu denen das Bundesjugendministerium einlädt und an denen sich die BKJ beteiligt, ging es bisher thematisch darum, junge Menschen in ihrer Vielfalt zu beteiligen (Stichwort: Inklusion), Qualifizierungsprozesse und Qualifizierungsangebote für Kinder- und Jugendbeteiligung anzustoßen sowie darum, Chancen und Grenzen digitaler Beteiligungsformate auszuloten. Durch den dialogischen Prozess ist es der BKJ möglich, sich fachlich einzubringen und gleichzeitig Impulse mitzunehmen.
Das Team der Servicestelle Jugendstrategie, das den NAP im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend koordiniert, äußert sich wie folgt zur Frage, welchen Beitrag Verbände mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen leisten können, um die Empfehlungen nicht nur zusammenzutragen, sondern in gelebte Praxis zu überführen sowie wertvolle Impulse zu geben:
„Mit dem Nationalen Aktionsplan für Kinder- und Jugendbeteiligung (NAP) wird die Jugendstrategie der Bundesregierung weiterentwickelt. Zusammen mit jungen Menschen, Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung und den Verbänden werden in einem zweijährigen Dialogprozess Empfehlungen für eine wirksame Kinder- und Jugendbeteiligung erarbeitet. Die Verbände bringen ihre Erfahrungen, Expertise und vielfältige Perspektiven aus der Praxis in die Dialogformate des NAP-Prozesses ein. Der Dialogprozess trägt dazu bei, dass die dort erarbeiteten Ergebnisse in die eigenen Strukturen zurückgespiegelt werden und die Ergebnisse in die gelebte Praxis einfließen können. Bereits durch den Dialog entfaltet der NAP seine Wirkung und trägt zur Stärkung der Kinder- und Jugendbeteiligung bei.“
Zwischenfazit: Doppelstrukturen vermeiden, Interessenvertretungen einbeziehen
Für die Praxis der Kulturellen Bildung ist Partizipation ein grundlegendes Prinzip (siehe „Freiwilligkeit und Partizipation sind grundlegend“ In: „Gute Praxis machen. Woran man gute Angebote Kultureller Bildung erkennt“, BKJ) Die Strukturen ermöglichen Kindern und Jugendlichen mit ihren Anliegen und Themen im gemeinsamen Aushandlungsprozess sowie u. a. auch im Kontakt mit Entscheidungsträger*innen, wie beispielsweise in Kommunen, Gesellschaft mitzugestalten und demokratische Prinzipien zu erfahren. Die BKJ setzt sich daher im Rahmen des NAP dafür ein und fordert, dass diese vorhandene Expertise der Verbände konsequent mitgedacht wird, um Doppelstrukturen zu vermeiden.
Denkfabriken mit jungen Menschen selbst können konstruktiv sein. Gleichzeitig mahnt die BKJ aber an, zu berücksichtigen, dass diese Einzelpersonen sind und daher nicht repräsentativ. Prozesse und Umsetzungsschritte, die die Beteiligung junger Menschen zum Ziel haben, sollten daher stets Hand in Hand gehen mit den jeweiligen Interessenvertretungen.
Es bleibt noch einiges zu tun, bis eine ernst gemeinte Beteiligung tagtägliche Praxis sein kann. Auf Basis der bereits bestehenden „Qualitätsstandards für Kinder- & Jugendbeteiligung. Impulse zur Weiterentwicklung in Theorie und Praxis“ (BMFSFJ 2022) ließen sich Weichen für die Umsetzung bereits jetzt stellen und in eine Infrastruktur investieren, die tatsächlich auch in der Lage ist, die Empfehlungen umzusetzen. Dafür braucht es neben einer entsprechenden personellen und finanziellen Ausstattung ebenso Förderstrukturen, die es ermöglichen, dass beispielsweise kulturelle Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche prozesshaft und ergebnisoffen sein können, damit deren Themen und Interessen tatsächlich Ausgangspunkt sind. Insofern wird die BKJ den Prozess zur Erarbeitung der Empfehlungen weiterhin begleiten und blickt insbesondere interessiert auf die Strategien zur Umsetzung dieser.