In einer bundesweit bisher einmaligen Aktion haben sich die Weimarer Kultur- und außerschulischen Bildungseinrichtungen gegen den Versuch einer Einflussnahme auf ihre Bildungsarbeit gestellt. In der von ihnen verfassten „Weimarer Erklärung“ heißt es zu den Gründen:
„Die historische, politische und kulturelle Bildung ist aktuell herausgefordert durch die Behauptung, schulische und außerschulische Bildung unterliege einem ‚Neutralitätsgebot‘. Gestellt wird damit die Frage nach den Aufgaben von Bildung in der Demokratie.“
In vier Thesen stellen die Unterzeichnenden klar, dass Bildungsarbeit auf der Achtung der Menschenrechte, Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit beruht und somit niemals „neutral“ sein kann. Vielmehr müsse sie überparteilich sein und zum selbstständigen Denken anregen. Grundlage der Bildungsarbeit sei die Freiheit der Wissenschaften, die auch 70 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes und 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution geschützt werden müsse. Prof. Volkhard Knigge von der Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora erklärte dazu:
„Historisch-politische Bildung ist eine elementare Voraussetzung dafür, dass Menschen sich gegen Fake News, autoritäre Gesinnungsprägung und Indoktrinierung wehren können. Nur so kann eine Gesellschaft solidarisch und in Rücksicht auf die Würde und die Bürger- und Menschenrechte aller gestaltet und weiterentwickelt werden.“
Einer der Initiatoren der „Weimarer Erklärung“, Eric Wrasse, pädagogischer Leiter der Stiftung „Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar“, äußerte sich zu den Hintergründen der Erklärung:
„Die Partei Alternative für Deutschland attackiert und diffamiert seit geraumer Zeit bundesweit Träger und Programme der politischen Bildung. Ziel dieser Kampagne ist es, Institutionen und Pädagog*innen einzuschüchtern. So soll im Sinne der AfD-Parteiideologie Einfluss auf die Inhalte von Bildungsangeboten genommen werden. Dagegen setzt die Weimarer Erklärung ein deutliches Zeichen für eine selbstbewusste, wertgebundene, überparteiliche und solidarische Bildungslandschaft, die sich ihrer besonderen Verantwortung für den Demokratie- und Menschenrechts-Lernort Weimar bewusst ist.“
Die „Weimarer Erklärung“ kann auf der Internetseite www.weimarer-erklaerung.de mitgezeichnet werden. Erstunterzeichnende der „Weimarer Erklärung“ sind u. a. die Klassik Stiftung Weimar, die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, die Stiftung Ettersberg, das Deutsche Nationaltheater und Staatskapelle Weimar GmbH, die Bauhaus Universität Weimar, das „Haus der Weimarer Republik e. V.“, die Stiftung Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar, die Volkshochschule Weimar/mon ami, die Weimar-Jena-Akademie Verein für Bildung e. V., die weimar gmbh, die Stadt Weimar sowie die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.