Um die Folgen der Corona-Krise auf die kulturelle Kinder- und Jugendbildung besser einschätzen zu können, hat die BKJ ihre 56 Mitgliedsverbände im April 2020 befragt. In den Antworten werden die langfristigen Folgen für Kinder und Jugendliche, die Planungsunsicherheiten sowie die existenzielle Gefährdung der bundesweiten Infrastrukturen für Jugend, Bildung und Kultur durch die Corona-Krise sichtbar.
Zusammenfassung der Ergebnisse
1. Erosion fachlicher und gesellschaftspolitischer Arbeit birgt langfristige Folgen für Kinder und Jugendliche
Als bundesweite Infrastrukturen in Kinder- und Jugendhilfe, in Kultur und Bildung sichern die Träger der Kulturellen Bildung gemeinsam mit Bund, Ländern und Kommunen ein gelingendes Aufwachsen junger Menschen in Deutschland.
Über 80 Prozent der Träger geben an, durch die derzeitigen Schließungen von Einrichtungen sowie durch das Aussetzen von Maßnahmen sehr stark oder stark in der Wahrnehmung ihrer Verantwortungsübernahme eingeschränkt zu werden. Kinder und Jugendliche benötigen jedoch gerade in der gegenwärtigen Situation besondere Unterstützung. Zugleich befürchten Träger langfristige Folgen der Isolation junger Menschen auf Partizipationsbereitschaft, Demokratiebildung, Selbstwirksamkeitserfahrung und künstlerisch-kreatives Gestalten. Daher wäre ein zeitnahes Aufgreifen und nachhaltiges Intensivieren der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit eine wichtige Maßnahme.
2. Zivilgesellschaftliche Infrastrukturen sind existenziell gefährdet
Der Wiederaufnahme der fachlichen und gesellschaftspolitischen Arbeit der Träger nach der Corona-Krise drohen existenzielle Handlungsmöglichkeiten entzogen zu werden: Über 60 Prozent der Träger geben an, dass ihre wirtschaftlichen Grundlagen erodieren.
Es sind v. a. die kleinen und mittleren Träger der kulturellen Kinder- und Jugendbildung (über 90 Prozent), die angeben, sehr stark oder stark von den problematischen Auswirkungen der aktuellen Situation betroffen zu sein. Aber auch knapp 70 Prozent der großen Träger sehen ihre Arbeit existenziell gefährdet.
Durch den Ausfall von Teilnahmebeiträgen u. ä. können überlebenswichtige Eigenmittel von den Fachstrukturen nicht mehr generiert werden. Sowohl Träger mit hauptamtlichen Mitarbeiter*innen als auch Vereine, die v. a. ehrenamtlich arbeiten, sind existenziell betroffen. Zugleich können projektgeförderte Träger keine Durchführungsnachweise mehr erbringen, was bedeutet, dass sie ohne Fördergarantien ebenfalls ihre Existenzgrundlagen zu verlieren drohen.
Auch freiberuflich tätige Fachkräfte verlieren so ihre Einkommensmöglichkeiten und damit ihre Existenzgrundlagen. Diese Rückmeldungen beziehen sich auf alle Förderformen in Bund, Ländern und Kommunen.
3. Sicherung der Zukunft braucht Planungssicherheit und Beteiligung
Als eine sehr große Bedrohung wird die Planungsunsicherheit von den Trägern erlebt. Vorhandene Konzepte und Vorschläge für kontaktarme Angebotsformen wurden übergangen. Eine frühzeitige erneute Verantwortungsübernahme für Kinder und Jugendliche könnte gelingen, wenn die Fachstrukturen an der Entwicklung politischer Strategien beteiligt würden.
In der Umfrage unterstreichen die bundesweiten Fachstrukturen den wichtigen Stellenwert verlässlicher Zusagen zur Planungssicherheit für die Zeit nach der Corona-Krise. Nur wenn Fördergarantien vorliegen, können die Träger zeitnah passgenaue analoge und digitale Strategien zur Verantwortungsübernahme entwickeln.