Auf dem 9. Deutschen EngagementTag wurde die neue Engagementstrategie des Bundes vorgestellt, die als Richtschnur für die Engagementpolitik der Bundesregierung für die kommenden Jahre dienen soll. Sie knüpft an die im Oktober 2010 verabschiedete „Nationale Engagementstrategie der Bundesregierung“ an und löst diese ab. Dem vorausgegangen war ein Beteiligungsprozess der Zivilgesellschaft und ein Abstimmungsverfahren der Bundesministerien. Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) und die im Engagementbereich agierenden BKJ-Mitglieder haben sich intensiv daran beteiligt und das Policy-Paper „Freiwilliges Engagement in der Kultur“ verfasst.
Die neue Engagementstrategie enthält fünf Handlungsschwerpunkte:
- Freiwilliges Engagement in Krisenzeiten und Transformationsprozessen stärken, d.h. Engagierte vor physischen und virtuellen Anfeindungen und Übergriffen zu schützen,
- Teilhabe ermöglichen – Vielfalt anerkennen, d.h. Diversität und gleichberechtigte Zugänge explizit zu fördern,
- Strukturellen Herausforderungen für Freiwilliges Engagement begegnen, d.h. engagierte Menschen zu qualifizieren und die Bindungspotentiale von Initiativen und Vereinen durch Ausbau der Anerkennungsformate zu erhöhen,
- Digitale Transformation, d.h. digitale Teilhabe zu ermöglichen und die Digitalisierung des Engagementsektors voranzubringen und
- Engagement über Grenzen hinweg ermöglichen, d.h. die Bedeutung des Engagements für freiheitliche Gesellschaften international sichtbarer zu machen.
Als Ziel formuliert die Regierung, im Rahmen der verfassungsmäßigen Zuständigkeit des Bundes freiwilliges Engagement für alle zu ermöglichen und durch geeignete Rahmenbedingungen zu stärken. Beabsichtigt ist, „sich alle zwei Jahre mit der Zivilgesellschaft und weiteren Akteuren der Engagementförderung zum Umsetzungsstand und zur Weiterentwicklung der Engagementstrategie aus[zu]tauschen“ (vgl. Infopapier: Engagementstrategie des Bundes) .
Freiwilliges Engagement ist im Bericht definiert als unentgeltlicher und am Gemeinwohl orientierter Einsatz einer oder mehrerer Personen auf Basis der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Nach wie vor liegt die Engagementquote in Deutschland mit 28,8 Millionen Menschen bei knapp 40% der Bevölkerung über 14 Jahren. Über die Hälfte der Engagierten ist in Vereinen und Verbänden organisiert. Auch wenn dieser Anteil leicht rückläufig ist, steht außer Frage, dass die verbandlich verfasste Zivilgesellschaft den Referenzrahmen für die strukturelle Verankerung des Engagements auf kommunaler, regionaler und Bundesebene bildet.
Leider bildet sich dies in der Engagementstrategie nicht umfassend ab. Sie übersieht, dass die Förderung von Engagement dort am ehesten gelingt, wo Menschen auf zivilgesellschaftliche Strukturen bauen können, die sie kontinuierlich begleiten, qualifizieren und in der Vertretung ihrer Interessen unterstützen. So ist zwar beabsichtigt, die dachverbandlichen Strukturen im Rahmen zur Verfügung stehender Haushaltsmittel weiter fördern zu wollen. Die verbandlich organisierte Zivilgesellschaft hat jedoch zahlreiche konkrete Vorschläge eingebracht, an welchen Stellen die Engagement-Landschaft konkret Unterstützung benötigen würde. Diese sind in die Strategie indessen nicht ausreichend eingebunden worden. Die in Aussicht gestellte Einsetzung eines Monitorings-Beirats zum Bürokratieabbau und zur Ermittlung von Vorschlägen für Verwaltungsvereinfachungen ist dabei ein wenig greifbares Ergebnis.
Erfreulich ist, dass die Amateurmusik beispielhaft mit zwei Angeboten Eingang in die Vorhabenplanung der Engagementstrategie gefunden hat. Auch wenn diese abbildet, was ehedem bereits geschieht, spricht es für eine überzeugende Präsenz des Engagementfeldes, dass der Amateurmusikfonds und Pro Musica – die Anerkennungsplakette des Bundespräsidenten für 100-jährige Vereine – Erwähnung finden.
Die neue Engagementstrategie des Bundes wurde am 04. Dezember 2024 vom Bundeskabinett beschlossen. Die Ampelregierung hatte im Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode vereinbart, unter Beteiligung der Zivilgesellschaft eine neue Engagementstrategie zu erarbeiten. Eingeflossen sind in die Strategie auch die Engagementberichte der Bundesregierung. Der aktuelle Vierte Engagementbericht wurde ebenfalls auf dem 9. EngagementTag öffentlich vorgestellt. Der jährlich im Dezember stattfindende Deutsche EngagementTag dient der Vernetzung, dem Wissenstransfer und als Disskussionsplattform für das Feld des bürgerschaftlichen Engagements.
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- Nachricht 11. Dezember 2024: Vierter Engagementbericht zum Thema „Zugangschancen zum freiwilligen Engagement“ veröffentlicht
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