Nach der Veröffentlichung der Studie „JuCo“ zu den Erfahrungen junger Menschen zu den Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie stellt der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ nun erste Ergebnisse der bundesweiten Studie „KiCo“ zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen vor.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben den Alltag vieler Familien in erheblichem Umfang verändert. Wie es Eltern und ihren Kindern damit geht, wie ihr aktuelles Wohlbefinden ist, was ihren Alltag kennzeichnet, wie die Passung zu den Regelungen der Kitabetreuung, Schulöffnung und auch der Arbeitgeber*innen ist – dies waren die Kernfragen der Onlinebefragung „KiCo“, welche im Zeitraum vom 24.04.2020 bis 03.05.2020 durchgeführt wurde. Mehr als 25.000 Eltern haben an der Befragung teilgenommen.
„Die umfangreiche Beteiligung an der Befragung verstehen wir als einen Indikator dafür, dass es unter Müttern und Vätern einen hohen Mitteilungsbedarf gibt.“
Dr. Severine Thomas, Institut für Sozial- und Organisationspädagogik, Uni Hildesheim
Vor allem haben sich erwerbstätige Mütter beteiligt. Sie berichten von Schuldgefühlen gegenüber ihren Kindern und dem Arbeitgeber, weil sie alles gleichzeitig managen müssen. Die befragten Eltern versuchen ihren Kindern Rückzugsmöglichkeiten zu Hause zu ermöglichen, für sich selbst haben sie diese häufig nicht.
Familien fühlen sich von der Politik alleingelassen
Die ersten Eregebnisse zeigen zudem, dass die Befragten nicht den Eindruck haben, Familieninteressen würden aktuell ernst genommen. Vielmehr sind sie der Ansicht, poltisch Verantwortlichen erwarteten, dass Familien, Partnerschaften und einzelnen Familienmitgliedern im privaten Raum Familie die gesellschaftlichen Herausforderungen „irgendwie“ in den Griff bekämen.
Auch zeigt sich, dass Familien das Wegbrechen der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche und die teilweise erlebte Neuordnung der Erwerbsarbeit sehr unterschiedlich trifft: Für die einen findet plötzlich alles zu Hause mit gleichbleibenden Erwartungen und Herausforderungen statt, andere finden neue Erwartungen und gemeinsame Zeit.
„Die ersten Ergebnisse der Studie KiCo verdeutlichen, dass sich in Familien die sozialen Folgen der Regulationen der Pandemie bündeln. Familien erweisen sich als eine Art Seismograph, der anzeigt, worin die gesellschaftlichen Probleme derzeit bestehen.“
KiCo-Studie (S. 23)
Es komme nun darauf an, die Belastungen und Beeinträchtigungen von Familien als Institution und mit ihren gesellschaftlichen Funktionen zu identifizieren, um angemessene Entscheidungen in Familien- und Wirtschaftspolitik in Zeiten der Pandemie treffen zu können. Damit Unterstützung passgenau sein könne, sei ein differenzierter Blick nötig, der die Vielfalt von Familien berücksichtigt.
„Denn soziale Folgen, das zeigen beispielsweise die Ergebnisse zu den Geldsorgen seit der Corona-Pandemie, treffen Familienformen höchst unterschiedlich und hängen nicht zuletzt von Erwerbsarbeitsverhältnissen ab. Wie sich aktuell bestehende strukturell bedingte Nachteile verstärken, ist zu klären, um politisch gegenzusteuern.“
KiCo-Studie (S. 23)
Über den Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt in Kooperation mit der Universität Bielefeld. Entstanden sind darin bisher die bundesweite Studie JuCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen sowie die bundesweite Studie KiCo zu den Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern während der Corona-Maßnahmen. Aktuell gehören zum Team Sabine Andresen, Anna Lips, Renate Möller, Tanja Rusack, Wolfgang Schröer, Severine Thomas, Johanna Wilmes.
Kinder, Eltern und ihre Erfahrungen während der Corona-Pandemie (PDF)