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Deutschlandfunk: „Kulturpass des Bundes – Kommt die Kulturelle Bildung zu kurz?“
Neuerscheinung • 05.06.23

Deutschlandfunk: „Kulturpass des Bundes – Kommt die Kulturelle Bildung zu kurz?“

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Inwieweit wird die Kulturelle Bildung im KulturPass mitgedacht? Darüber diskutierte Henning Hübert im Bildungmagazin „Campus und Karriere“ des Deutschlandfunks u. a. mit Viola Kelb, Autorin der Expertise „Kulturkarten als Weg zu mehr Teilhabe? Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Kulturkarten“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ).

Mit dem KulturPass stellt der Bund allen 18-jährigen ein Budget von 200 Euro für kulturelle Angebote zur Verfügung. Möglich sind damit Konzert- oder Theaterbesuche, der Zugang zu Museen oder auch der Erwerb von Büchern, Platten oder Musikinstrumenten. Die Teilnahme an kreativen Kursangeboten und vergleichbaren Formaten ist in der diesjährigen Pilotphase des KulturPasses nicht vorgesehen, weshalb von verschiedenen Akteuren der Jugendpolitik und Kultur Nachbesserungsbedarf geäußert wurde.

Ob Kulturelle Bildung ausreichend mitgedacht wurde und ob der KulturPass kulturelle Teilhabe fördert, dazu diskutierten in der Sendung Annikó Glogowski-Merten, MdB Kulturpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrats, Viola Kelb, Erziehungswissenschaftlerin sowie Referentin und Beraterin für Kulturelle Bildung und Charlotte Zinke, Bundesfreiwilligendienstleistende.

Um das Angebot des KulturPasses überhaupt zu nutzen, sei es zunächst wichtig, die Sichtbarkeit des Angebots zu erhöhen, so Viola Kelb. Dazu müssen vorhandene lokale Strukturen von Anbieter*innen Kultureller Bildung wie auch Jugendeinrichtungen und Schulen genutzt werden, um möglichst viele Jugendliche zu erreichen und ihnen Zugänge zu bieten. Die freie Wahl des Angebots böte eine gute Gelegenheit, im Verlauf des Projekts zu sehen, für welche Angebote die Jugendlichen sich entscheiden. Dies gebe auch Anbieter*innen die Möglichkeit, ihr Angebot speziell für die Zielgruppe Jugendliche zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern. Viola Kelb betonte außerdem im Gespräch:

Für diejenigen, die ein gewisses kulturelles Kapital bereits im Gepäck haben, ist der KulturPass eine sehr gute Gelegenheit mehr Kultur erleben zu können. Für diejenigen, die das nicht haben, wo eben sozioökonomische Barrieren, Bildungsbarrieren und andere Barrieren im Spiel sind und für diejenigen, die sich in benachteilgten Lebenslagen befinden, werden wir erweiterte Konzepte brauchen und ich hoffe, dass diese in den nächsten Jahren dann auch kommen.

Viola Kelb

Charlotte Zinke, Bundesfreiwilligendienstleistende in Wuppertal unterstrich ebenfalls die Bedeutung von Teilhabe und sagte:

Der erste Schritt fängt ja schon an bei der Verbreitung des KulturPasses und ich glaube, dass sich auf kommunaler Ebene Kulturämter und Kulturakteure in der Politik dafür stark machen müssen, dass das Angebot an alle weitergetragen wird. In Wuppertal wird die Information nicht nur über E-Mail, Schulen und Außenwerbung verteilet, sondern es werden tatsächlich Briefe an alle Jugendlichen verschickt, um möglichst alle zu erreichen.

Charlotte Zinke

Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Prof. Christian Höppner, stimmte dem Nachbesserungsbedarf beim KulturPass zu, unterstrich aber zugleich die Notwendigkeit, in die frühe Kulturelle Bildung zu investieren und für eine nachhaltige Kulturelle Bildung zu sorgen. Er äußerte:

Ich glaube, wir dürfen den Kulturpass auch nicht überfordern. Er ist ein Türöffner, der Jugendlichen neue Sichtachsen geben kann. Aber wir dürfen nicht vergessen: er setzt mit 18 an, da ist die Prägung der Jugendlichen zum gewichtigen Teil bereits gelaufen. (…) Wir müssen auch an die Kindertagesstätten und die Grundschulen denken. Es passiert in den Kitas fast nichts mehr und in den Grundschulen fällt bis zu 70 Prozent des Musikunterrichts aus.

Prof. Christian Höppner

Damit adressierte Prof. Christian Höppner die Kultusminsterien der Länder und auch Bundestagsabgeordnete Annikó Glogowski-Merten betonte:

Im Bund haben uns auch mit dem Thema Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen befasst und was wir da machen können. Und ich sehe da die Länder und Kultusministerien in der Pflicht und würde mir wünschen, dass sie da auch mitmachen und das unterstützen.

Annikó Glogowski-Merten

Das gesamte Gespräch steht zum Nachhören auf www.deutschlandfunk.de bereit. Einen Überblick über bereits existierende Kulturkarten in Kommunen bzw. Regionen gibt die BKJ-Expertise Kulturkarten als Weg zu mehr Teilhabe? Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Kulturkarten“. Der Deutsche Bundesjugendring, die BKJ sowie Bundestagsabgeordnete hatten an der aktuellen Ausgestaltung des KulturPasses kritisiert, dass Kulturelle Bildung nicht Bestandteil dessen ist. Laut Kulturstaatsministerin Claudia Roth könnte die Kulturelle Bildung bei einer erfolgreichen Umsetzung des Pilotprojektes Teil des KulturPass-Angebotes werden.

Weitere Informationen

Kostenloser Download der Publikation: „Kulturkarten als Weg zu mehr Teilhabe? Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Kulturkarten“

Sendung „Campus und Karriere“ im Deutschlandfunk: „Kulturpass des Bundes – Kommt die Kulturelle Bildung zu kurz?“ vom 13. Mai 2023