Die Organisation Kindernothilfe warnt vor einem unvorstellbaren humanitären Desaster für den Fall, dass das Coronavirus das Flüchtlingscamp auf Lesbos erreicht. Es gilt als derzeit größtes in Europa, auch Meschenrechtsorganisationen berichten von katastrophalen hygienischen Verhältnissen. Schätzungen zufolge leben alleine in Moria ca. 20.000 Menschen, darunter rund 7.000 Kinder.
Mit selbst genähten Schutzmasken und einer Aufklärungskampagne machen sich Geflüchtete im Camp Moria auf Lesbos stark gegen das Coronavirus. Die Kindernothilfe unterstützt die Initiative der lokalen Partnerorganisation „Stand by me Lesvos“. „Die Kampagne ist nicht nur eine wichtige Präventionsmaßnahme, sie gibt den Menschen auch ihre Würde zurück, die ihnen mit Eintritt ins Camp genommen wurde“, sagt Katrin Weidemann, Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe.
Menschen aus der Enge des Camps evakuieren
Zum „Moria Corona Awareness Team“ gehören Geflüchtete verschiedenster Nationen, die im Camp leben. Gleich in vier Sprachen halten sie die Bewohner an, auf das regelmäßige Händewaschen und ausreichend Abstand zu achten: Farsi, Arabisch, Französisch und Englisch. Mit Hilfe der griechischen Organisation ‚Stand by me Lesvos‘ haben sie in aller Eile eine kleine Fabrik gegründet. Dort nähen sie Schutzmasken und verteilen sie in und außerhalb des Camps. „Gegen das Virus kann man nur gemeinsam vorgehen. Das beweisen Geflüchtete und Griechen auf Lesbos gerade eindrücklich“, so Weidemann weiter. „Die Pandemie stellt jedes Land vor besondere Herausforderungen, dennoch ist es höchste Zeit, dass Europa gemeinsam handelt und die Menschen endlich aus der Enge des Camps evakuiert. Sonst bringen alle anderen Maßnahmen nichts.“ Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen und Politker*innen teilen die Forderung nach einer Evakuierung des Camps Moria und die Aufnahme der Menschen auch in anderen EU-Staaten wie Deutschland.
Kulturschaffende: „Helft Menschen in Not!“
In einem offenen Brief fordern über 700 Kulturschaffende die Bundesregierung auf, Flüchtlinge aus Griechenland in Deutschland aufzunehmen. Die Bundesregierung müsse sofort handeln und auf Zuruf der Kommunen, die ihre Aufnahmebereitschaft erklärt haben, Geflüchtete aus den Lagern nach Deutschland zu holen. Die Zusage von EU-Mitgliedstaaten, 1.600 Kinder unter 14 Jahren aufzunehmen, sei angesichts der großen Zahl von Hilfesuchenden „lächerlich unzureichend“. Bislang ist allerdings auch die Aufnahme dieser Kinder nicht erfolgt. Wegen der Corona-Krise komme es zu Verzögerungen, berichtete Zeit Online am 27. März 2020.
Corona gefährdet Kinder in ärmeren Ländern weltweit
Auf ihrer Website berichtet die Kindernothilfe von der angespannten Situation in ihren Partnerländern wie Brasilien, Eswatini (Swasiland), Bolivien und Honduras. Die Gesundheitssysteme seinen vielerorts nicht für die Corona-Pandemie gerüstet. Beispielsweise stünden für neuen Millionen Honduraner*innen nur etwa 100 Beatmungsgeräte und 150 Intensivbetten zur Verfügung. Auch die geschlossenen Schulen bedeuteten für viele Kinder eine Katastrophe:
„Sie haben nicht die Möglichkeit, zu Hause zu lernen, sich im Internet mit Aufgaben zu versorgen. Eltern, die aufgrund des Virus nun nicht mehr arbeiten können, haben kein Geld mehr, um es in die Bildung ihrer Kinder zu investieren. Frust und das beengte Zusammenleben in ärmsten Verhältnissen kann Gewalt gegen Kinder fördern.“
Kindernothilfe e. V.
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