Zukunft – Bildung – Transformation. Was uns die Krise lehrt
Interview mit Dr. Svenja Flaßpöhler, Philosophin
Interview mit Dr. Svenja Flaßpöhler, Philosophin
Eingangs, befragt danach, wie die Corona-Krise ein gesellschaftliches Umdenken ermöglicht hätte, antwortet Svenja Flaßpöhler:
„Ich denke, was diese Krise ganz eindeutig ins Zentrum gerückt hat, ist das Leben.“
Dr. Svenja Flaßpöhler, Philosophin
Darüber hinaus zeige sich, dass gerade jetzt Entwicklungen da sind, die sich nicht mehr zurückdrehen ließen. Ein Umdenken ist so unumgänglich.
Besonders jetzt gehe es auch darum, auf die Kinder und Jugendlichen zu schauen. Bildungseinrichtungen hätten hier eine wichtige Funktion für die jungen Menschen, Schule sei geradezu in der Pflicht, nicht nur den Unterricht zu organisieren und „etwas hinzukriegen“, sondern wahrzunehmen und zu kommunizieren, dass gerade ein Transformationsprozess geschieht und darüber Reflexion zu ermöglichen. Erst dann seien Selbstwirksamkeitserfahrungen möglich und damit ein Gestalten der Situation. Gerade ästhetische Erfahrung könne in der Krise eine wichtige Rolle übernehmen, weil sie nicht instrumentell sei und es ermögliche, Ausdrucksformen dafür zu finden, wie wir Welt wahrnehmen.
Die Verlagerung von Bildung ins Digitale sieht Svenja Flaßpöhler kritisch. Sie wirft die Frage auf, was fehle, wenn Unterricht digital stattfindet. Und antwortet mit weiteren Fragen: Ist es Atmosphäre und diese miteinander zu teilen, das Spüren dessen und Sensibilität füreinander zu entwickeln? Ist genau das nicht auch eine Aufgabe von Bildung, das zu entwickeln?
Das Interview unter dem Titel „Zukunft – Bildung – Transformation. Was uns die Krise lehrt“ hat Kerstin Hübner von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) als Auftakt für den Fachtag „Systemrelevant: Kulturelle Bildungslandschaften für Kinder und Jugendliche“ der Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW geführt. Der Fachtag ist eine Reaktion auf die Erkenntnis der Corona-Krise: Den Rechten von Kindern und Jugendlichen auf Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und Wohlbefinden wurde und wird in der Krise wenig Relevanz zugesprochen. Wie wichtig und unverzichtbar gerechte und für alle Kinder und Jugendliche zugängliche Bildungs- und Teilhabechancen sind, wurde dabei in den letzten Monaten mit großer Deutlichkeit sichtbar. Ausgehend von den Entwicklungen der Corona-Krise hat sich der Fachtag der Frage gestellt, wie kulturelle Bildungslandschaften für Kinder und Jugendliche zukünftig aufgestellt werden müssen, damit sie auch in Krisenzeiten widerstandsfähig und wirksam bleiben.