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We want: Ehrliche Unterstützung für langfristige Ideen
Interview

We want: Ehrliche Unterstützung für langfristige Ideen

Im Gespräch mit Nicolas Klasen, engagiert im Jugendforum youpaN

veröffentlicht:

Friedensbildung, Ökologie, Chancengerechtigkeit, Inklusion. Die Jugendlichen im Jugendforum youpaN denken über die nächste Bundestagswahl hinaus und kämpfen für mehr Jugendbeteiligung in Entscheidungsprozessen.

Nicolas Klasen ist seit 2018 bei youPan aktiv. An Bildung für nachhaltige Entwicklung begeistert ihn am meisten, dass es ein ganzheitliches Konzept ist. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft will er für eine internationale Organisation arbeiten.

youpaN ist das Jugendforum, in dem sich 25 junge Menschen an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beteiligen. Es wird koordiniert von der youboX der Stiftung Bildung und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Portrait über das BNE Jugendpanel im Kurzfilm: „Kurz erklärt: Das Jugendforum youpaN“.

Wo engagierst du dich und was ist dabei deine Rolle oder deine Aufgabe?

Ich bin bei youpaN aktiv. Seit 2017 gibt es dieses Jugendgremium, das geschaffen wurde, um jungen Menschen im Prozess um Bildung für nachhaltige Entwicklung eine Stimme zu geben. Wir haben unsere festen Treffen, vier- bis fünfmal im Jahr, wo wir unsere Forderungen besprechen und unsere Vorgehensweise diskutieren. Einmal im Jahr gibt es die große Jugendkonferenz youcoN, wo wir auch alle mitarbeiten und Workshops organisieren. Da kommen insgesamt 150 Jugendliche zusammen. Und dann sitzen wir alle in einem der Fachforen für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dort wird gemeinsam überlegt, wie die Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland in den Bereichen frühkindliche Bildung, Schulbildung, Hochschule, berufliche Bildung, non-formales und informelles Lernen und Kommunen umgesetzt wird. Außerdem waren wir schon auf mehreren hundert Veranstaltungen, wo wir Lobbying machen. Im letzten Jahr habe ich da viel gemacht, wir haben mit Bundestagsabgeordneten oder auch der Bundesbildungsministerin Anja Karliczek gesprochen.

Was ist dir dabei am wichtigsten?

Dieser politische Bereich, also zu versuchen unsere Forderungen in politische Programme zu tragen. Ich bin auch selber parteipolitisch aktiv. Deswegen schaffe ich das auch ganz gut, unsere Ideen und das, was wir fordern, in politische Prozesse zu tragen und damit politisches Lobbying zu betreiben.

Was motiviert dich bei youpaN dabei zu sein und dich für diese Themen einzusetzen?

Einerseits finde ich dieses Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung sehr schön, weil es ein ganzheitliches Konzept ist.

Ich bin auch mit unserer aktuellen Bildungslandschaft unzufrieden. Ich finde, da gibt es viel Reformbedarf. Da haut Bildung für nachhaltige Entwicklung genau in die richtige Kerbe.

                               Nicolas Klasen, engagiert im Jugendforum youpaN

Dass man versucht, das Bildungssystem als Ganzes zu transformieren und dass man nicht nur ein bisschen an einzelnen Stellschrauben dreht und sagt, wir brauchen jetzt mehr Laptops, aber der Rest ist uns egal. Das finde ich nicht besonders sinnvoll. Ich glaube, darauf hat BNE sehr gute und sinnvolle Antworten. Und das zweite ist, dass ich finde, dass das youpaN sehr cool ist, um Jugendbeteiligung zu machen. Das funktioniert im Großen und Ganzen ganz gut und gibt die Möglichkeit, auch an vielen Stellen für mehr Jugendbeteiligung in Entscheidungsprozessen in Deutschland zu kämpfen.

Welches Thema bewegt dich am meisten?

Dazu würde ich kurz anmerken, dass es uns sehr wichtig ist, dass man BNE nicht unbedingt in einen Topf packt mit Ökologie. Das gehört dazu und ist ein wichtiger Teil davon. Aber es ist so viel mehr als das. Ich persönlich interessiere mich sonst sehr für außen- und friedenspolitische Themen. Ich engagiere mich auch zu einem gewissen Grad auf internationaler Ebene. Mich bewegen viele Konflikte, die es auf der Welt gibt und das ist, was ich auch teilweise ins youpaN mit einbringe. Auch das Konzept der Friedensbildung ist BNE. Ich war z. B. für das youpaN letztes Jahr auf einer Jugendkonferenz, wo es um Friedensfragen ging.

Wenn du dir die Zukunft im Hinblick auf diese Themen vorstellst, wie könnte diese aussehen?

Ich sehe sehr viele Probleme, an denen nicht genug gearbeitet wird, z. B. am Klimawandel und an anderen Fragen von Ungerechtigkeit. Aber ich sehe auch sehr viel Potenzial, wo sich Sachen verändern könnten. Ich glaube, es gibt das Potenzial für ein sehr positives Zukunftsbild. Aber ich würde daran nicht einfach nur glauben. Dafür müssen wir auch etwas tun.

Was ist das, was gestärkt werden müsste?

Die Transformation von politischen Prozessen. Viele Prozesse haben eine bestimmte Dynamik, die eigentlich eher schädlich ist, weil sie auf Kurzfristigkeit angelegt sind.

Jugendliche werden zu wenig gehört, obwohl Jugendliche sich tendenziell eher für langfristigere Themen interessieren und auch langfristigere Politik machen würden. Weil Jugendliche auch daran denken, was in 30 oder 40, 50 Jahren ist und nicht nur was bis zur nächsten Bundestagswahl relevant ist.

                               Nicolas Klasen, engagiert im Jugendforum youpaN

Was bräuchtest du von Erwachsenen, um Unterstützung bei dem zu bekommen, was du gerne verändern möchtest?

Rückenstärkung. Tatsächlich ehrliche Unterstützung. Es gab dieses Bild, das durchs Internet gegangen ist: Ein Aktivist, der ertrinkt, das soll die Jugend darstellen, die gegen Klimawandel auf die Straße geht und sagt: „Bitte helft uns doch!“ Die Politik, anstatt die Person herauszuziehen, gibt ihr ein „High Five“ und sagt: „Ihr seid so inspirierend!“, und lässt sie im Prinzip ertrinken. Und das passiert glaube ich hier. Man sagt, ja, macht ihr so super, aber im Endeffekt ist das eher so Gerede und keine wirklich ehrliche Unterstützung.

Warum engagierst du dich für junge Menschen?

Im youpaN versuchen wir uns auch für Jugendliche einzusetzen, weil wir merken, dass Jugendliche langfristige Ideen haben. Wir setzen uns dafür ein, dass Jugendliche allgemein mehr Stimmen in politischen Prozessen und in den Entscheidungsgremien bekommen.

Hast du ein Beispiel, woran ihr gerade arbeitet oder was ein nächster Meilenstein sein wird?

Als youpaN haben wir unsere eigenen Forderungen. Eine ist, dass wir uns dafür einsetzen, dass Entscheidungsträger*innen weitergebildet werden in Themen von BNE. Entscheidungsträger*innen wie Bildungsakteur*innen, aber auch Politiker*innen sollten wissen, wie man BNE umsetzt oder was wichtig dafür wäre.

Was wäre deine ideale Zukunftsvorstellungen im Hinblick auf BNE?

Ich würde sagen ein Bildungssystem, das sehr offen und unterstützend ist, das chancengerecht ist. Das sehr inklusiv ist. Also, dass jede Person die gleichen Chancen hat, im Bildungssystem erfolgreich zu sein. Das ist gerade ein Thema, was mich sehr bewegt, dass ich die Schultrennung wirklich sehr veraltet und dämlich finde. Man sagt ab der vierten Klasse teilen wir Schüler und Schülerinnen, basierend auf ihren Noten, die sie in einem Jahr bekommen haben, in unterschiedliche Schulformen ein und das entscheidet dann über ihr Leben. Das finde ich ein sehr fragwürdiges Konzept. Das wäre eine Idealvorstellung von mir, dass es so etwas nicht mehr gibt.

Der Beitrag ist erstveröffentlicht in: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (2020): Zukunftsgestalter*innen. Mit Kunst und Kultur für die Gesellschaft aktiv. Arbeitshilfe. Berlin/Remscheid. S. 88-91.