Traumfabrik Neukölln
Praxisbeispiel im Förderprogramm „Künste öffnen Welten“
Praxisbeispiel im Förderprogramm „Künste öffnen Welten“
Sie haben Träume, Wünsche und Hoffnungen. Kinder aus dem Richardkiez in Berlin-Neukölln tauchen im Projekt „Traumfabrik Neukölln“ in ihre Fantasiewelten ein und nehmen sich Raum für ihre Gefühle, ihre Gedanken und ihre Geschichten. Ein Ort frei von Zuschreibungen, in dem sie sein können, wie sie möchten. Spielerisch, in Tänzen, Texten und Liedern transportieren die fünf- bis 12-jährigen Kinder ihre Träume in die Wirklichkeit. Sie lassen einander an ihren Träumen teilhaben und wachsen dadurch zusammen.
„Die Kinder werden in ihrem Tun bestärkt, sie lernen sich selbst wahrzunehmen und Raum für sich einzunehmen. Sie lernen auch ihre eigene Identität zu entdecken, die individuellen Wünsche zu respektieren und mit Toleranz und Offenheit einander zu begegnen.“
Konstantina Bentenidi, Pädagogin im Projekt „Traumfabrik Neukölln“
Gezielt haben die Bündnispartner Interkulturelles Theaterzentrum Berlin e. V. (ITZ), die Löwenzahnschule und das Puppentheater Hotel Rixdorf dieses Thema gewählt, um genau diesen Kindern in diesem sogenannten „Problemkiez“ Räume zu eröffnen. Seit vier Jahren bietet das Theaterzentrum künstlerische und pädagogische Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Richardkiez an. Rolf Kemnitzer ist Leiter der Einrichtung und zusammen mit Konstantina Bentenidi und Anna Winkler hat er das Projekt „Traumfabrik Neukölln“ angestoßen. Die beiden Pädagoginnen kreieren in der „Traumfabrik Neukölln“ einen „safe space“ für die Kinder. Denn oft genug gäbe es im Kiez Konflikte unter den Kindern. Anna Winkler vermutet, dass je unterschiedlicher die kulturellen Herkünfte der Kinder sind, umso mehr Konfliktpotenzial würde es geben. Damit verbunden seien Vorurteile, die sich oft in verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen ausdrückten. Diese Gewalt begleitet die Kinder oft den ganzen Tag, von der Schule, die sie gemeinsam besuchen, bis zum Spielplatz am Nachmittag. Damit sie überhaupt ins ITZ kommen und sich über ihre Konflikte hinweg gemeinsam begegnen können, müssen die Kinder von der Schule oder vom Hort zum ITZ begleitet werden, denn sie haben Angst auf diesem Weg den Konfrontationen ausgeliefert zu sein.
Hinzu kommt, dass die Kinder sich einen solchen festen Termin, wie es der Kurs „Traumfabrik Neukölln“ ist, nicht gut merken könnten.
„Die Eltern, die achten da nicht darauf. Den Kinder ist das dann doch eher zu viel.“
Rolf Kemnitzer, Leiter des Interkulturelles Theaterzentrum Berlin e. V. (ITZ)
Die oftmals überforderten Eltern können den Kindern keinen geschützten Raum bieten. Der Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen entsteht vorrangig durch die Löwenzahnschule, welche die Kinder besuchen. Pädagog*innen des ITZ bieten dort Theaterprojekte an und erreichen so die Schüler*innen in der Schule. Zusätzlich haben die Mitarbeiter*innen des ITZ die Elternhäuser der Kinder besucht. Und in Häusern, die z. B. vielfach von Roma-Familien bewohnt sind, gezielt Kinder, Jugendliche und deren Eltern angesprochen, um sie für eine Teilnahme an den Angeboten des ITZ zu gewinnen. Rolf Kemnitzer erhofft sich durch den Kontakt zu den Eltern eine Sensibilisierung dafür, dass das Theaterspielen für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder wichtig sein kann.
„Es tut in der Seele weh zu sehen, was manche Kinder für Begabungen haben und trotz ihrer Intelligenz in eine Förderschule gesteckt werden, weil dort sowieso hauptsächlich Roma-Kinder sind, weil es manchen Eltern nicht möglich ist ihre Kinder zu unterstützen.“
Rolf Kemnitzer, Leiter des Interkulturelles Theaterzentrum Berlin e. V. (ITZ)
Für das Bündnis und ihre Zusammenarbeit sind wichtige Entwicklungsthemen, die sie mit ihrer Zusammenarbeit auch bearbeiten: Begegnungen ohne Vorurteile, Offenheit und ein gutes Miteinander zu schaffen. Anna Winkler sieht vor allem die Aufgabe des Teams darin, Bildungsarbeit zu leisten und die Kinder und Jugendlichen zu empowern.
„An der Löwenzahn-Schule sind 90 Prozent Kinder mit Migrationsanteil, die vielfach in armen Verhältnissen aufwachsen. Da geht es darum, dass sie außerhalb der Schule kaum Zugang zu Bildungsangeboten haben und das ist, was wir hier bieten können! Die Ungleichheit, die wir in der Gesellschaft haben und die man hier in Neukölln ganz stark spürt, mit den Möglichkeiten, die wir vor Ort im Kleinen haben, auszugleichen.“
Anna Winkler, Pädagogin im Projekt „Traumfabrik Neukölln“
Beginn | 16. März 2018 |
Förderzeitraum | bis 31. Dezember 2019 |
Fördersumme | 24.000,00 Euro |
Projektpartner | Interkulturelles Theaterzentrum Neukölln Löwenzahn-Schule Hotel Rixdorf – Puppentheater |