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Worin bestehen Gemeinsamkeiten, Vorurteile und hierarchische Fragen zwischen Theaterpädagog*innen und Theaterlehrer*innen?
Von Wolfgang Sting, Dorothea Hilliger und Christiane Mangold
Dr. Wolfgang Sting ist Professor für Theaterpädagogik und Performance Studies an der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Beirat beim Bundesverband Theater in Schulen.
Dr. Dorothea Hilliger ist Professorin am Institut für Performative Künste und Bildung der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und wissenschaftliche Beirätin beim Bundesverband Theater in Schulen.
Christiane Mangold war Vorstandsmitglied im Bundesverband Theater in Schulen.
Die Positionen, Haltungen und Erfahrungen der beiden Berufsgruppen und ihrer Arbeit in schulischen und außerschulischen Kontexten wurden im Herbst 2017 auf der gemeinsamen Tagung „Stop Separating!“ des Bundesverbandes Theater in Schulen e. V. und des Bundesverbandes Theaterpädagogik analysiert. Die Thesen sind im Rahmen der Tagung entstanden und fassen zentrale Diskussionen zusammen.
These 1
Kunst und Pädagogik werden immer noch als Gegensatz gesehen und sind auch während der Tagung als Gegensätze aufgetaucht. Die Arbeitsfelder Kunst und Schule werden in einem hierarchischen Verhältnis verhandelt. Dieses Hierarchieverhältnis ist Ausdruck eines Machtdiskurses, den es zu hinterfragen gilt.
These 2
Strukturen haben die Tendenz, sich immer wieder zu reproduzieren. Die Frage ist, mit welcher Haltung arbeiten wir in den Institutionen und mit welcher Haltung begegnen wir den Strukturen, um nicht Klischees zu bedienen und damit die Strukturen noch zu verfestigen.
These 3
Sowohl im Kunstbetrieb als auch in der Schule begegnen wir Machtverhältnissen, die wir in unseren Haltungen reflektieren müssen. Das betrifft sowohl die Inkaufnahme von prekären Arbeitsverhältnissen im Nimbus der Kunst als auch die Verteidigung von Status und Revieren im schulischen Arbeitsfeld.
These 4
Zur beruflichen Professionalität von Theaterlehrer*innen wie Theaterpädagog*innen gehört die Kontextualisierung. Das heißt kritisches Befragen sowohl der Systeme, der Strukturen, der Arbeitsverhältnisse als auch der eigenen Haltung darin.
These 5
Es ist insgesamt eine Schärfung des Professionalitätsverständnisses nötig. Es ist die Frage, ob es zentrale Professionalitätsaspekte gibt, die beide Arbeitsfelder, schulische und außerschulische, verbinden, und wo eine jeweilige Ausdifferenzierung stattfinden muss.
These 6
Die Entwicklung und Ausdifferenzierung des jeweiligen Professionalitätsverhältnisses (Berufsethos, wenn man so will) ist die Voraussetzung, um politische Forderungen zu entwickeln und die ganz praktischen Konsequenzen aus dieser Tagung in den beiden Verbänden weiterzudenken und weiterzuentwickeln.
Weitere Informationen
Die Thesen sind einem umfassenderen Beitrag entnommen. Sie sind erschienen im Mai 2018 in „Stop Separating! Theaterpädagogische Arbeit in schulischen und außerschulischen Bildungskontexten“, Korrespondenzen – Zeitschrift für Theaterpädagogik, Heft 72, Schibiri Verlag.
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Der Bundesverband Theater in Schulen (BVTS) ist die Dachorganisation der Landesverbände, Institutionen und Multiplikator*innen, die in den Bundesländern für Theater in der Schule tätig sind. Er fordert und fördert die deutschlandweite Etablierung des Schulfaches Theater. Er setzt sich dafür ein, dass in allen Schulstufen und -formen neben dem Fach Theater auch Theaterprojekte als Sprech-, Bewegungs-, Tanz- und Musiktheater oder Performance angeboten werden.
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