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Aus Frust wird Veränderung: Junge Menschen gestalten ihre Nachbarschaft
Aus der Praxis

Aus Frust wird Veränderung: Junge Menschen gestalten ihre Nachbarschaft

Stadtteil-Piloten, kubi e.V., Frankfurt

veröffentlicht:
Thema
Was ist Kulturelle Bildung?
Schlagworte
Kooperation • Partizipation • Schule • Teilhabe
Kinder und Jugendliche gestalten ihre Nachbarschaft im Projekt Stadtteil-Piloten.
Stadtteil-Piloten

Kinder und Jugendliche in die Gestaltung des Viertels einbinden – mit kreativen Ideen, Workshops und direktem Draht zur Politik.

Der Startschuss dieses Projekts war ein Konflikt im Viertel. Durch das Entstehen eines neuen Wohnviertels wurde der Haupteingang der alten Schule in Richtung des neuen Viertels verlegt. Sogar die Adresse wurde geändert. Das ärgerte die Kinder und Jugendlichen aus der alten Siedlung.

Angela Freiberg, die Projektleiterin, beschreibt es so: „Das hat ihnen das Gefühl gegeben, sie würden benachteiligt. Man würde ihnen ihre Schule wegnehmen. Das hat sich in den Ferien entladen. Da haben sich Jugendliche zusammengetan und massive Brandstiftung gemacht und eine ganze Fensterfront eingehauen.“

Gestalten statt zumauern

Dieses Ereignis war der Anstoß für eine Initiative durch Angela Freiberg. Gleichzeitig war es auch ihr Arbeitsbeginn als Quartiersmanagerin. Ihre erste Handlung war es also einen Runden Tisch in der Schule einzuberufen, um den Konflikt zu besprechen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Beteiligt waren sowohl die Schüler*innen, wie auch viele Vereine und Institutionen, die in dem Frankfurter Stadtteil Preungesheim wirken. An diesem Runden Tisch kam Angela Freiberg die Idee für das Projekt „Stadtteil-Piloten“. „Wir wollten vielen Jugendlichen das Handwerkszeug geben, ihren Stadtteil zu gestalten“, beschreibt sie heute das Ziel des Vorhabens.

Vor dem Projektantrag setzte sie sich mit interessierten Jugendlichen, den Bündnispartnern und Mitarbeiter*innen aus dem Jugendzentrum zusammen. Gemeinsam haben sie überlegt, wie die Auseinandersetzung mit dem Stadtteil aussehen könnte. Das Projekt besteht nun aus vielen kleineren Projekten, wie zum Beispiel der Entwicklung eines Stadtteillogos, einer Stadtteilkarte für Mädchen, das Gestalten einer Facebookseite für Aktionen im Viertel und ein Architekturangebot. Letztere Idee kam von den Schüler*innen: „Es ging um die Neugestaltung des Schuleinganges zur alten Siedlung hin. Der war temporär geschlossen und sollte bebaut werden. Da haben wir gesagt, dass die Schüler*innen doch selber sagen sollen, was sie dort haben wollen, sodass es wieder ein attraktiver Eingang wird.“

Entwurf zur Gestaltung der Nachbarschaft im Projekt Stadtteil-Piloten.
Copyright: Stadtteil-Piloten
Ein Kind wird geschminkt im Projekt Stadtteil-Piloten.
Copyright: Stadtteil-Piloten
Kinder und Jugendliche gestalten ihre Nachbarschaft im Projekt Stadtteil-Piloten.
Copyright: Stadtteil-Piloten
Stadtteil-Piloten

So entstanden eine Reihe an Schnupperkursen und Workshops, die seitdem das Viertel verändert haben. Mindestens 100 Jugendliche haben daran teilgenommen, schätzt Angela Freiberg. Die Zahl konnte sie nur erreichen, weil sie weiß, dass „alles was ich aufsetze, nicht funktioniert. Alles, an dem die Jugendlichen selber beteiligt sind, funktioniert.“ Sie sieht sich als Versorgerin: „Ich versuche ihre Träume und Wünsche umzusetzen.“ Angela Freiberg wird vor allem in der Organisation und bei Konflikten gebraucht, denn „bei kreativen Prozessen kommt so einiges hoch“.

Durch das Projekt ist im Quartier einiges bewegt worden. Die Bündnispartner und andere Vereine und Einrichtungen im Stadtteil haben gelernt, wie man trotz unterschiedlicher verwalterischer Einheiten Projekte zusammen umsetzen kann. „Die Einbingung der Jugendlichen in die Stadtteilarbeit und -entwicklung ist hingegen ein sehr langsamer Prozess,“ stellt Angela Freiberg fest. Aber auch die Jugendlichen sind sichtbarer geworden und nehmen sich vor allem selber besser in ihrem Sozialraum wahr.

Wichtig dabei war die Resonanz der Projekte in der Presse und Öffentlichkeit. Bei den Projektpräsentationen trafen die Jugendlichen auch mit der örtlichen Politik zusammen. „Und jetzt kennt man den Herrn Lange vom Ortsbeirat und kann ihn auf dem Wochenmarkt direkt ansprechen. Es sind durch die Projekte persönliche, kurze Wege geschaffen worden“, freut sich Angela Freiberg. Das sei Grundlage für eine nachhaltige Struktur und auf dieser ließen sich viele neue Projekte denken und umsetzen. „Kinder und Jugendliche können so ihre Ideen loswerden und dann können wir Erwachsenen mit etwas mehr Kontinuität das Ganze umsetzen. Und das setzt Energien frei. Für alle“, fasst die Projektleiterin zusammen.

Förderzeitraum

1.. Februar 2015 bis 10. August 2017

Fördersumme

17.293 Euro

Projektpartner

Diakonisches Werk des Evangelischen Regionalverband­es Frankfurt­
Kubi e. V.
Carlo-Mierendorff-Schule