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Qualifizierungsangebote für Kooperationen in der Kulturellen Bildung
Fachbeitrag

Qualifizierungsangebote für Kooperationen in der Kulturellen Bildung

veröffentlicht:

Vielfältig, aber ungenügend, befindet Dr.in Helle Becker Qualifizierungsangebote für die Zusammenarbeit zwischen Trägern der außerschulischen kulturellen Kinder- und Jugendbildung und Schulen. Der Beitrag „Qualität braucht Qualifizierung“ fasst die wichtigsten Ergebnisse ihrer Expertise zusammen.

Dr.in Helle Becker ist Geschäftsführerin von Transfer für Bildung e. V. mit der Fachstelle politische Bildung. Sie ist außerdem Leiterin von Expertise & Kommunikation für Bildung sowie Lehrbeauftragte in Köln, Osnabrück und Hildesheim.

Qualität braucht Qualifizierung

Zur Qualifizierungssituation für Kooperationen in der Kulturellen Bildung

Über die Konzepte von Bildungsangeboten, die in der Zusammenarbeit zwischen Trägern der außerschulischen kulturellen Kinder- und Jugendbildung und Schulen eingesetzt werden, und auch über die Qualität der Kooperationsbeziehungen selbst wird seit über 20 Jahren nachgedacht. Dennoch ist die Einsicht, dass multiprofessionelle und interinstitutionelle Kooperationen sehr voraussetzungsvoll sind und nicht „nebenher“ gelingen, nur sporadisch verbreitet. Vielfach werden die Bedingungen für gelungene Kooperationen in der Persönlichkeit der Akteure gesucht: Entweder die Chemie stimmt eben oder nicht. Dabei zeigen die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse ebenso wie die Erfahrungen aus der Praxis, dass es etwas komplizierter ist und Institutionen und ihre Fachkräfte fachliche Unterstützung und Fortbildung benötigen, wenn Kooperationen und ihre „Produkte“ begründet, zielgerichtet und erfolgreich in der Durchführung sein sollen.

Dies war der Anlass der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) eine Expertise in Auftrag zu geben, die nach Verbreitung, Zielrichtung, Zielgruppen und Konzepten von Qualifizierungsangeboten fragt. Ihr Ergebnis ist ernüchternd: Insgesamt kann die Qualifizierungslandschaft im Bereich Kooperationen in der Kulturellen Bildung als zwar vielfältig, aber ungenügend bezeichnet werden.

Schaut man zunächst auf die zumindest proklamatische Unterstützung in den Ländern, so fällt auf, dass Kooperationen ein prominentes Thema, auch für Fortbildungen, vor allem für die für Schule zuständigen Ressorts sind. Auf die Schule und auf (Hoch-)Kultureinrichtungen sind auch die Strategien der Kulturadministrationen gerichtet. Vor allem das fast völlige Fehlen des Themas „Kooperation“ in der Jugendadministration ist aus jugendpolitischer Sicht ein deutliches Manko. Denn wo die politische Unterstützung der Jugendadministration fehlt, sind die Träger der außerschulischen kulturellen Kinder- und Jugendbildung auf ein System verwiesen, das überwiegend die Perspektive der Schule vertritt. Dies führt dazu, dass die fachliche Expertise und die Bedarfe der außerschulischen Träger in die (fach-)politischen Strategien für Kooperationen kaum Eingang finden. Es fehlt noch immer, von erfolgreichen Beispielen wie in Berlin, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen abgesehen, an einer sektorübergreifenden (Kooperations-)Perspektive in Politik und Verwaltung, aber auch an einer Verankerung in Programmen im Schnittfeld von Jugend-, Kultur- und Bildungsarbeit.

Zum schwachen politischen Rückhalt kommt hinzu, dass Fortbildungen überwiegend im Rahmen der inzwischen zahlreichen, oft sehr spezialisierten Sonderprogramme angeboten werden. Solche Programme sind von einem oft flüchtigen politischen Willen abhängig und begrenzt in Laufzeiten und Reichweiten. Hinzu kommt, dass die meisten Sonderprogramme durch private Stiftungen mitfinanziert werden, sie also nicht abhängig von politischen legitimierten Entscheidungen sind, sondern von einer individuellen Stiftungspolitik, die auch die teilweise sehr speziellen Ziele und Inhalte von Programmen und Projekten (mit-)bestimmt. Als Konsequenz sind Qualifizierungen für Kooperationen in der Fläche nicht verbreitet und kaum verstetigt.

Schaut man auf die Inhalte der Fortbildungen, so ist auffällig, dass sie vor allem Wissensdefizite über mögliche Partner beheben oder methodische Ansätze Kultureller Bildung vermitteln sollen. Auch die Gestaltung von Organisationsentwicklungsprozessen ist Fortbildungsinhalt, allerdings vor allem in entsprechend ausgerichteten Sonderprogrammen. Die dezidierte Förderung von darüberhinausgehenden Vernetzungs-, Schnittstellen- oder Kooperationskompetenzen für (Schlüssel-)Akteure ist selten. Gerade diese aber, das zeigen die Ergebnisse aktueller Praxisforschung, sind elementar nicht nur für die erfolgreiche Gestaltung von Kooperationen, sondern vor allem für die fachliche Qualität der kooperativ gemachten Angebote. Deren Voraussetzung ist vor allem die dezidierte Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen professionellen Konzepten und Haltungen und deren Wirkmächtigkeit unter den speziellen Bedingungen von (Schul-)Kooperationen.

Qualifizierungen für Kooperationen in der Kulturellen Bildung, das wird deutlich, sind ein neues und durch besondere Anstrengungen erst zu entwickelndes Feld. Durch die starke Segmentierung werden einzelne Aspekte besonders betont, andere eher vernachlässigt. Das gilt übrigens auch für (die zzt. wenigen) Studienangebote, die sich speziell um das Thema Kooperationen kümmern.

Es gibt daher kaum programmatische Überlegungen oder eine breite fachliche Debatte über Ziele und Inhalte bzw. Qualitäten von Fortbildungen zu Kooperationen. Die Inhalte, Methodik und Ziele scheinen noch experimentell oder teilnehmerorientiert gesucht und damit individualisiert nach den Bedarfen vor Ort, der jeweiligen Schule oder Region ausgewählt werden. Es ist daher an der Zeit, Entwickler*innen, Anbieter und Evaluator*innen von (Modell-)Fortbildungen zusammenzubringen, um Bedarfe, Defizite und die Zielgruppen, für die die Aus- und Fortbildungsangebote konzipiert werden sollten, zu identifizieren, und eine elaborierte Konzeptentwicklung und -umsetzung voranzutreiben. Es ist ebenso an der Zeit, dass Politik und Verwaltung sich dieses Themas in der Fläche annehmen und Qualifizierungen für alle Berufsfelder verbreitern, die in der Kulturellen Bildung zusammenwirken – in Zusammenarbeit mit Hochschulen, Akademien, Fortbildungsinstitutionen und Fachverbänden.

Der Beitrag ist im Onlinemagazin Kooperationen und Bildungslandschaften der BKJ, Ausgabe Juli 2018, erstveröffentlicht.

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