Mitmischen. Aneignung und Umgestaltung des öffentlichen Raums
Praxisbeispiel im Förderprogramm „Künste öffnen Welten“
Praxisbeispiel im Förderprogramm „Künste öffnen Welten“
Jugendliche, die kürzlich erst nach Deutschland gekommen sind, lernen im Projekt „Mitmischen“ ihr neues Umfeld kennen und gestalten. Sie sind Migrant*innen und Flüchtlinge, die in Karlsruhe einen neuen Wohnort, häufig in den Randgebieten der Stadt, finden und in Vorbereitungsklassen auf das hiesige Schulsystem die deutsche Sprache lernen.
In Streifzügen durch Karlsruhe, durch Kultureinrichtungen und in einer Ausstellung zur Stadtgeschichte erfahren sie, wie die Stadt, in der sie gelandet sind, entstanden und aufgebaut ist. „Neben dem Museum besuchen wir auch die Kinder- und Jugendbibliothek. So können die Jugendlichen die öffentlichen und frei zugänglichen Institutionen kennenlernen. Schule kann dies nicht immer leisten“, so Henrike Plegge, Leiterin des Projekts und Kunstvermittlerin von „fort-da“.
Wo ist es schön? Welche Ecken sind weniger schön? Wie kann ich den Stadtraum gestalten, dass ich dort verweilen möchte? Wie kann ich mitmischen, mich mitteilen und mich heimisch machen? Dies sind Fragen, denen die Jugendlichen mit Unterstützung des Kunstvermittlungskollektivs „fort-da“ in Workshops in der Gutenbergschule, der Schillerschule sowie der Heimstiftung Karlsruhe nachgehen. Im ersten Workshop sind es 23, über die nächsten drei Jahre werden noch mehr Kinder und Jugendliche rund um den Karlsruher Kronenplatz Schaukeln, wohnliche Sitz- und Liegeplätze mit Holzblumenkästen und Kissen und vieles andere mehr, mit dem sie sich wohlfühlen, sich mitteilen und spielen können, anfertigen.
Sie alle sind zwischen elf und 18 Jahre alt, haben unterschiedliche Bildungshintergründe und stammen aus unterschiedlichen Ländern. Ihre Eltern immigrierten nach Deutschland, um der schwierigen wirtschaftlichen Lage ihres Heimatlandes zu entkommen. Einige Jugendliche flohen allein nach Deutschland. Ihnen allen gemein ist, dass sie in Karlsruhe ankommen wollen.
Im Bündnis mit Schulen und dem Jugendbegegnungszentrum „JUBEZ“ entsteht Aufmerksamkeit für die Arbeit untereinander. Alle Partner sind gleichermaßen wichtig, das Lehrpersonal der Schulen hilft die ersten Sprachbarrieren zu überwinden und unterstützt die Jugendlichen für das Projekt zu begeistern. „Die Lehrer*innen spielen als Bezugsperson für die Jugendlichen eine wichtige Rolle. Sie können ihnen immer wieder sagen, dass sie einfach ins JUBEZ gehen können, und dass die Angebote dort kostenfrei sind“, so Henrike Plegge. Die Holzwerkstatt, Werkzeuge und Materialien, die die Jugendlichen für ihre Wohlfühlplätze, Spiele und Mitteilungen benötigen, steuert das „JUBEZ“ bei. Es ist der Ort, um den herum die Gestaltungsoffensive passiert. Mitarbeiter*innen unterstützen zudem die Kunstvermittler*innen von „fort da“ und das Projekt mit ihrem Wissen zu Finanzierungsfragen.
Henrike Plegge wünscht sich, dass die Teilnahme den Jugendlichen hilft, das „neue Lebensumfeld besser und anders kennenzulernen und darüber hinaus auch andere Kinder und Jugendliche kennengelernt werden können.“ Sind die Workshops und die Gestaltung des Kronenplatzes vorbei, bietet das „JUBEZ“ einen regelmäßigen Treff. Ecken, Nischen und Freiräume können im „Atelier“ nun auch mit den Kindern aus dem Kiez weiter gesponnen und verschönert sowie Freundschaften geschlossen werden. Spürbar wird dann sein, dass die Jugendlichen wissen, dass die Bildungs- und Kultureinrichtungen auch ihnen offen stehen und, wie die Projektleiterin betont, „dass es auch Orte sind, an die sie gehen können – dass es ihre Orte sind“.
Projekt im BKJ-Förderprogramm „Künste öffnen Welten“ | |
Beginn: | 16. September 2013 |
Förderzeitraum: | bis 10. August 2016 |
Fördersumme: | 49.463 € |
Das Kunstvermittlungskollektiv „fort da“ kooperiert mit dem Jugendbegegnungszentrum „JUBEZ“, der Gutenbergschule, der Heimstiftung Karlsruhe und der Schillerschule Karlsruhe. |
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