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Kultur und Pizza in der Denkwerkstatt
Aus der Praxis

Kultur und Pizza in der Denkwerkstatt

Digitale Kulturkarte "Kurstadtkind" der Stadt Bad Oeynhausen, Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen

veröffentlicht:
Stad Bad Oeynhausen

Die Stadt Oeynhausen entwickelt ihre App „Kurstadtkind“ weiter, um Kindern und Jugendlichen den Zugang zum kulturellen Leben zu erleichtern. Eine Workshop-Reihe mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen brachte klare Ergebnisse – und als Dank gab's für alle Pizza.

„Kurstadtkind“ heißt die App, die bisher Familien in Bad Oeynhausen von der Schwangerschaft bis zum Berufsstart unterstützt: Sie bietet Beratungsangebote und Freizeittipps für Kinder, Jugendliche und Familien. Auf Initiative des Projektes „Kommunale Kulturnetzwerke K² “, an dem sich das Kulturreferat beteiligt hat, wird die App als eingeführte Marke bald mehr bieten. Sie soll als digitale Kulturkarte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erreichen und ihnen den Zugang zum kulturellen Leben in Bad Oeynhausen erleichtern – Kulturstadtkind, könnte man meinen.

Kinder und Jugendliche sind dabei

Es gibt zahlreiche Kulturangebote in der knapp 50.000 Einwohner zählenden Stadt Bad Oeynhausen. „Mit der Kulturkarte wollen wir sie nun aber zentraler, übersichtlicher und interaktiver präsentieren“, sagt Jacqueline Lewald, die das Projekt als Kulturbeauftragte der Stadt Bad Oeynhausen betreut. „Die Informationen über die Angebote sollen schneller und leichter von den Kindern und Jugendlichen gefunden und abgerufen werden können.“ Dabei sollten Jugendliche, so der anfängliche Gedanke, unbedingt eingebunden werden.

Denn wer könnte es besser wissen als junge Menschen selbst. So wurden 2022 Jugendliche im Alter von 14 bis 26 Jahren aufgerufen, sich an der Entwicklung zu beteiligen: „Wir wollten erfahren, was der App in Sachen Kultur bisher fehlte. Und herausfinden, wie sie aussehen könnte, damit die Angebote von Jugendlichen auch wirklich genutzt werden können“, sagt Jacqueline Lewald.

Das Jugendcafé Sonderfahrt wird zur Denkwerkstatt

Durch Bad Oeynhausen rollte eine kleine Werbewelle und das Jugendcafé Sonderfahrt in der Weserstraße 19, das sonst Skaten, Billard oder Airhockey anbietet, wurde kurzerhand zur Denkwerkstatt. Bei der Werbeaktion wurden Jugendliche persönlich angesprochen. Erst riefen eine Pressemitteilung und Plakate in der Stadt öffentlich zur Teilnahme auf. Dann folgten Infostände an Schulen und Jugendeinrichtungen, Lehrkräfte warben für das Projekt und über die Sozialarbeit wurde versucht, gerade jene zu erreichen, die sonst eher selten Kulturangebote nutzen. Wer mitmachen wollte, traf sich im Jugendcafé Sonderfahrt. Dort sollten die Ideen entwickelt werden.

Bis Ende 2022 fanden Befragungen, eine Veranstaltung und zwei von drei geplanten Workshops statt. Der Clou: An verschiedenen Stationen werden die Themen von kleinen „Experten“-Gruppen intensiv bearbeitet. Die Ergebnisse werden am Ende vorgestellt – ein Moderator hilft, sie zu strukturieren.

Lebhafte Diskussionen

„Wir wollen herausfinden, was junge Menschen interessiert, wo sie nach Veranstaltungen oder Projekten suchen und wie der Zugang zu den Angeboten verbessert werden könnte“, sagt Jacqueline Lewald. „Erste Ideen haben wir schon mitgebracht, zum Beispiel einen Veranstaltungskalender, ein Rabattcouponsystem und einen Feedbackkanal.“

Mit der Workshop-Reihe betrat der Kulturbereich der Stadt Bad Oeynhausen Neuland. Doch schnell zeichneten sich erste Erfolge ab. „Zuerst haben wir die Teilnehmer*innen befragt, welche Interessen sie haben, wie sie digitale Angebote nutzen, wie sie sich informieren, was sie von einer App erwarten und natürlich auch, welche kulturellen Veranstaltungen sie zuletzt besucht haben – also, was Kultur für sie ist“, beschreibt Jacqueline Lewald das Vorgehen. Hier entwickelten sich lebhafte Diskussionen, denn jeder hatte eine andere Vorstellung von Kultur – ein Begriff, der Sprayen genauso einschließt wie die klassische Ballettaufführung. „Allerdings kam auch heraus, dass unsere App Kurstadtkind viele der gewünschten Angebote schon bietet. Sie waren unter Kindern und Jugendlichen nur noch nicht bekannt.“

Wer, was, wann, wo und für wie viel

Den Kindern und Jugendlichen wird in der Workshop-Reihe nichts vorgegeben. Zwar plant der Moderator die Fragen und Themen, etwa, wie eine perfekte App aussieht. Und hin und wieder greift er strukturierend ein, etwa dann, wenn sich die Diskussion zu weit von der bestehenden App Kurstadtkind entfernt, auf der man aufbauen will. Die Ergebnisse sollen die Gruppen in der Denkwerkstatt jedoch selbst erarbeiten. Und die lassen sich sehen: Zunächst wurde die App Kurstadtkind auseinandergenommen. Name, Design, Funktionen wurden diskutiert, neue Logos gleich ins Spiel gebracht, was der Moderator wieder etwas einfangen musste. Dann aber gab es jede Menge technische Ideen, die die App noch nutzerfreundlicher machen würden.

Das sind zum Beispiel Suchfilter, um Veranstaltungen nach Kategorien suchen zu können. Außerdem wünscht sich die Gruppe einen leichteren Zugang für Veranstalter*innen, die ihre Events gleich nach diesen Kategorien einpflegen können. Im Spiel waren auch Chatfunktionen, die Verknüpfung zu Onlinediensten wie WhatsApp oder Discord zum Teilen von Inhalten oder Push-Nachrichten, die Veranstaltungshinweise gleich nutzerfreundlich aufbereiten – wer, was, wann, wo und für wie viel. Und schließlich wünscht sich die Gruppe, über die App eine Plattform zu schaffen, um eigene Ideen für Kulturthemen und Kulturformate anzubieten, kommentieren und liken zu lassen. Kulturmapping als soziales Netzwerk.

Pizza für die ganze Gruppe

Jetzt werden die Ergebnisse gesammelt. Einige Funktionen, wie etwa die Verknüpfung der App Kurstadtkind mit dem Veranstaltungskalender des Staatsbades   wurden schon umgesetzt. Wenn das Rabattcouponsystem einsatzfähig ist, soll es Jugendlichen und Kulturanbietern vorgestellt und öffentlich beworben werden. Auch politische Gremien müssen informiert werden. Anfang November 2022 hat zudem das Familienbüro Kurstadtkind eröffnet – ein Schritt raus aus der virtuellen in die reale Welt der Familienberatung.

Die Workshop-Reihe zur App Kurstadtkind kam bei den Kindern und Jugendlichen sehr gut an. Einige würden sich sogar gern weiter engagieren. „Das sollten wir wertschätzen“, sagt Jacqueline Lewald. „Immerhin mussten sie schon etwas Zeit mitbringen.“ Aber es hat sich auch gelohnt. „Na ja“, sagt Jacqueline Lewald lächelnd, „und im Nachgang gab es zur Belohnung ja auch für alle Pizza und ein Giveaway.“

Text: Georgia Rauer

Die Kulturkarte Bad Oeynhausen ist eines von vier Modellvorhaben, das aus einem Wettbewerb des Projekts „KulturKarte: Gemeinsam Zugänge für junge Menschen öffnen“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) hervorgegangen ist. Kinder und Jugendliche sollen stärker an Kultur teilhaben können – durch ein Mapping lokaler kultureller Angebote, durch die Mitgestaltung kultureller Orte und Veranstaltungen oder eben durch die Einführung einer Kulturkarte, die auch günstigere Eintrittspreise ermöglicht. www.bkj.de/teilhabe/kulturkarte

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