Skip to main content
home
chevron_right
Magazin
chevron_right
Kultur à la carte
Aus der Praxis

Kultur à la carte

Wunschkonzerte und andere Passionen

veröffentlicht:

Sich Kultur nicht leisten können, ist in Mannheim keine Option. Ebenso wenig hapert es an der Vielfalt kultureller Genres. Der Verein Kulturparkett hat es mit dem Kulturpass geschafft, möglichst vielen Mannheimer*innen Kulturangebote nicht nur möglich, sondern auch besonders schmackhaft zu machen.

Für Emilia ist heute ein absoluter Glückstag: Che Sudaka aus Barcelona spielen in der Alten Feuerwache in Mannheim und sie hat ein Ticket in der Tasche. Dank ihres Kulturpasses ist der Eintritt für die 15-jährige Schülerin kostenfrei. Denn: „Kultur darf kein Luxus sein!“ – so das Credo des Vereins Kulturparkett, das den Kulturpass 2014 ins Leben gerufen hat. Kinder, Jugendliche wie Erwachsene aus einkommensschwachen Familien haben seitdem kostenfreien Zutritt zu zahlreichen Veranstaltungen. Eine Begleitung ist für Emilia auch schon gefunden, die 17-jährige Almira wird mit zum Konzert gehen, vermittelt durch das Kultur-Tandem-Programm.

Seit ich den Kulturpass habe, erfüllen sich sogar Träume. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal ein Konzert im Rittersaal erleben würde.*

Gast einer Kulturveranstaltung in Mannheim

Barrierearm Kultur genießen

Bis zur Geburtsstunde des Kulturpasses war die Teilnahme an Kulturangeboten in Mannheim längst nicht für alle Menschen selbstverständlich. Zum einen, weil ihre Vorlieben für Theater, Tanz, Kino oder Musik zu kostspielig waren, zum anderen hemmten so manche Vorbehalte den Besuch von Einrichtungen insbesondere der sogenannten Hochkultur. Der Kulturpass startet den Versuch, Stereotype und Ressentiments auf unterschiedlichen Ebenen zu überwinden. Durch den freien Eintritt mit dem Kulturpass ist es Menschen auch mit geringem Einkommen möglich, Kulturveranstaltungen und -orte zu besuchen, die sie sich sonst nicht leisten könnten.

Den verschiedenen spartenspezifischen Interessen begegnet der Kulturpass durch die ausgewogene Vielfalt an Angeboten – ob Schauspiel im Nationaltheater, Konzerte und Musicals im Capitol, Ausstellungen im Riess-Engelhorn-Museum, Perfomances im Eintanzhaus, Lesungen in der Stadtbibliothek oder Musik-Kabarett im Schatzkisterl. Zwischen 20 und 50 Veranstaltungen monatlich von über 120 Kulturpartnern stehen zur Auswahl. Darüber hinaus können Kulturpass-Inhaber*innen einfach und selbsttätig die Tickets für gewünschte Veranstaltungen buchen – über eine Auswahlliste, über eine Landkarte, über einen Kalender auf der Kulturparkett-Website oder telefonisch. Und wer nicht allein zu einer Veranstaltung gehen möchte, kann über das Tandem-Programm „Außergewöhnliche Begegnungen“ Begleiter*innen mit völlig anderen Lebens- und Kulturerfahrungen kennenlernen.
 
Nicht zuletzt legt der Verein Kulturparkett Wert darauf, dass die Veranstalter ihre Angebote in ein barrierearmes Format bringen und ihr Publikum auch darüber in Kenntnis setzen. Dazu stellt der Verein in seiner „Mediathek“ den Leitfaden „Kulturbesuche barrierefrei ermöglichen“ und „Handlungsempfehlungen Kulturelle Teilhabe“ für Veranstalter bereit. Ebenfalls in der Mediathek zu finden, ist die Broschüre „Kulturangebote Rhein-Neckar barrierefrei“ mit Informationen zur Barrierefreiheit von 50 Kulturorten für die Besucher*innen. 

Es gibt eine bestimmte Gruppe von Leuten, die besuchen die Tanzveranstaltungen, die gehen aber nicht ins Schauspiel. Es gibt bestimmte Vorlieben und da gehen die Leute dann verstärkt auch hin. Dass die Leute verschiedene Sachen parallel nutzen, also Tanz, Oper, Schauspiel, Konzert, das sind ganz wenige Leute.**

Harald Heinze

Im Bündnis für Kultur

Ein auf verschiedenen Säulen basierendes Kooperationsnetzwerk sichert den Erfolg des Kulturpasses. Die Sozialpartner, zum Beispiel Jobcenter, Bürger- und Sozialämter und der Fachbereich Soziales und Arbeit, kümmern sich dabei um die direkte Zielgruppenansprache. Sie geben nicht nur den Kulturpass an die Mannheimer*innen heraus, sondern initiieren auch eigene Projekte zum Kulturpass, etwa im Rahmen von offenen Kulturtreffs.
Gleichzeitig hat der Kulturpass auch Politik und Verwaltung für Fragen der kulturellen Teilhabe sensibilisiert. Seit der Gründung der gleichnamigen Themeninsel Kulturelle Teilhabe im Jahr 2019 durch das „Mannheimer Bündnis für ein Zusammenleben in Vielfalt“ setzen die beteiligten 20 Akteure aus Kultur, Soziales, Stadtverwaltung und Gesellschaft dieses Thema auf die Agenda der Kommunalpolitik.

*Quelle: Gästestimmen Kulturparkett-Website

**Quelle: Viola Kelb, 2022, KulturKarten als Weg zu mehr Teilhabe? Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Kulturkarten. Expertise, hrsg. von der BKJ

Weitere Informationen

Eine Analyse von Kulturkartenmodellen in Deutschland nimmt Viola Kelb im Auftrag der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) (2022) vor.