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KUKUK – der Ruf der Kultur
Aus der Praxis

KUKUK – der Ruf der Kultur

Kulturgenuss für alle

veröffentlicht:

Bei KUKUK gesucht, Veranstaltung gefunden und schon geht es los mit Kunst und Kultur. Der Kulturpass in Osnabrück öffnet für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus einkommensschwachen Familien die Türen zu vielfältigen Freizeitangeboten – mit nur 1 Euro für Theater, Konzert, Malkurs oder Workshop.

Singen im Popchor, tanzen im Lindy-Hop-Workshop oder den Klassiker „Macbeth“ vom Theatersessel aus genießen – mit der Kunst- und Kultur-Unterstützungs-Karte – kurz KUKUK – können alle Einwohner*innen der Stadt Osnabrück aus einkommensschwachen Familien gegen einen Obolus an unterschiedlichsten Kultur- und Bildungsangeboten teilnehmen. Initiiert und begleitet wird KUKUK durch KAOS, den Verein Kultur für Alle Osnabrück. Der Verein „möchte den Leuten gerne eine Möglichkeit geben, dass sie frei wählen können, wo sie hingehen, dass sie so oft gehen können, wie sie wollen und nicht darauf angewiesen sind, dass sie angerufen werden“, betont Max Ciolek, einer der Initiatoren von KUKUK.

KUKUK ist nicht nur eine Unterstützung für die Leute, die die Karte nutzen. Sie ist eigentlich auch eine Unterstützung für die Kultur, die damit nämlich Zielgruppen erreicht, die sonst nicht erreicht werden.*

Max Ciolek, Vorsitzender des Vereins Kultur für Alle Osnabrück

Einfach und frei zur Kultur 

Mehr als 350 kulturelle Veranstaltungen im Monat von über 100 Anbietern stehen jungen wie alten Einwohner*innen in Osnabrück zur Teilnahme offen. Die Kooperationen zwischen KAOS und Kultur kamen gleich zu Beginn auf der Kick-off-Veranstaltung zu KUKUK zustande, in die Kulturpolitiker*innen, Stadtrat sowie Kulturveranstalter eingebunden waren. Seitdem bestehen auch bereits die Kooperationsvereinbarungen mit den bis heute beteiligten Anbietern. 

Das Besondere: Nicht nur rezeptive Angebote wie Kino, Theater, Kabarett oder Konzerte stehen auf dem Programm, sondern im Rahmen von „Kultur AKTIV“ auch Workshops und Kurse, etwa von Jugendkunstschulen, der Volkshochschule oder von Musikschulen. Der Erwerb der Karte kostet einmalig einen Euro für Erwachse; Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre zahlen 50 Cent. Die Eintrittspreise bewegen sich auf gleichem Niveau: 50 Cent für Kinder und Jugendliche, ein Euro für Erwachsene – unabhängig von der Art des Angebots.

In seinem Leitbild formuliert KAOS als zentrales Ziel die „kulturelle Teilhabe von Menschen mit wenig Geld“ – und das von Anfang an. Der Abbau von Barrieren, seien sie finanziellen, sozialen, gesundheitlichen oder sprachlichen Ursprungs, ist dabei ausgewiesenes Qualitätskriterium von KUKUK. Allen Osnabrücker*innen soll die „einfache und freie Nutzung des kulturellen Angebots“ möglich sein. 

Crossmediales Programm

Das Projekt spricht potenzielle Besucher*innen auf unterschiedlichen Ebenen an: Die wöchentliche KAOS-eigene Radio-Kultursendung KUKUKsRuf des ehrenamtlichen Redaktionsteams hat neben Musik auch Veranstaltungsrezensionen im Programm; im monatlichen KUKUKsCAFÉ können sich Kulturinteressierte zum Kaffeeklatsch treffen; der KUKUKsTREFF ist für Verabredungen zum gemeinsamen Besuch von Kulturveranstaltungen gedacht. Außerdem können sich Besucher*innen auch zum Beispiel mit den ehrenamtlichen Kulturlots*innen zu Kulturtandems zusammenschließen. Die Lots*innen begleiten unter anderem Menschen mit Behinderung oder Anderssprachige zu Kulturveranstaltungen und erleichtern die Orientierung vor Ort. 
Präsenz zeigen ist das Motto, um KUKUK nicht nur noch bekannter, sondern auch noch beliebter zu machen. Dahinter stehen als Botschafter*innen bekannte Gesichter wie der Kabarettist Christoph Sieber und der Schauspieler Roland Riebeling. Ehrenamtliche Kulturbot*innen gehen außerdem aktiv auf die Zielgruppen vor Ort zu und verteilen Gimmicks wie den KUKUKsBEUTEL in der gesamten Stadt.

Wir haben uns für eine Vereinsgründung entschieden, weil ich gesehen habe, wie mühsam und wie langsam Bürokratie in der Kommune manchmal arbeitet. Und ich habe gedacht, ich glaube, wir sind schneller und direkter bei unserer Zielgruppe.*

Max Ciolek, Vorsitzender des Vereins Kultur für Alle Osnabrück

Wer die Wahl hat …

KUKUK-Inhaber*innen können Tickets für sämtliche Kulturveranstaltungen selbstständig über die Website oder telefonisch buchen. Dieses Modell setzt voraus, dass die zur Auswahl stehenden Angebote gut zugänglich auf einer Plattform aufbereitet sind. Die Website-Besucher*innen haben Zugriff auf einen gut sortierten und stets aktualisierten Terminkalender mit Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Workshops und Kursen – darunter auch digitale Angebote. Neben Deutsch und Englisch sind sämtliche Website-Inhalte auch auf Arabisch, Farsi, Ukrainisch und Russisch zu lesen. 

Der Besuch von Kunst- und Kulturveranstaltungen ist mit KUKUK für zahlreiche Menschen in Osnabrück längst zum selbstverständlichen Teil des Alltags geworden. Seit Beginn von KUKUK verzeichnen die Veranstalter etwa 2500 Kulturbesuche pro Jahr. Damit ist bereits ein großer Schritt in die richtige Richtung getan. Denn, wie Max Ciolek, einer der Initiatoren von KUKUK, formuliert: „Kultur gehört zu einem menschenwürdigen Leben dazu. Sie ist kein Luxusgut, sondern ein Lebensmittel.“ 

*Quelle: Viola Kelb, 2022, KulturKarten als Weg zu mehr Teilhabe? Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Kulturkarten. Expertise, hrsg. von der BKJ

Weitere Informationen

Eine Analyse von Kulturkartenmodellen in Deutschland nimmt Viola Kelb im Auftrag der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) (2022) vor.