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KIKU-online.net: Jetzt erst recht – ein Recht auf Spiel!
Aus der Praxis

KIKU-online.net: Jetzt erst recht – ein Recht auf Spiel!

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Die Vereine PA/SPIELkultur und ECHO haben sich der Herausforderung gestellt, Kindern auch während des „Shutdowns“ kulturelle Teilhabe, Kunst, Spiel und Erholung zu ermöglichen, und in Windeseile KIKU-Online entwickelt.

Normalerweise tummeln sich jeden Tag mindestens 30 Kinder in der LEO 61, den Räumen des Vereins PA/SPIELkultur in der Münchner Leopoldstraße, um an Gruppenprogrammen, oder offenen Kurs-, Atelier- und Freizeitangeboten teilzunehmen. Ähnlich ist es im Quax, einem Zentrum für Freizeit und Kulturelle Bildung, das der Verein ECHO in München-Riem betreibt. Außerdem sind beide Vereine stadtweit in Kooperation mit anderen Institutionen unterwegs. Dabei kommen sie zusammen auf drei bis fünf Veranstaltungen pro Tag.

Normalerweise. Seit Mitte März ist alles anders. Beide Einrichtungen sind geschlossen, alle Veranstaltungen und Programme abgesagt. Die Teams beider Vereine fragen sich: Wie können wir weiterhin unserem Auftrag erfüllen und Kindern, die zu Hause bleiben müssen, Spiel, Vergnügen und Entdeckungen ermöglichen? Wie schaffen wir Angebote zum Mitmachen, Basteln, Forschen, Malen und Gestalten?

Stadtjugendamt unterstützt das Projekt

Erste Ideen werden gesponnen. Sowohl PA/SPIELkultur als auch ECHO beginnen, ihre analogen Angebote in digitale Formate zu übersetzen. Schnell ist klar, dass es eine neue, unabhängige und übergreifende Plattform braucht, die am besten partnerschaftlich umgesetzt wird. Beide Vereine können mit ihrem Hauptförderer, dem Stadtjugendamt München, die Umwidmung von Mitteln für ein digitales Alternativangebot vereinbaren.

Es folgt eine rasante Entwicklung: „Von der ersten Idee bis zur ersten Online-Partnerredaktionskonferenz vergingen nur anderthalb Wochen, dann nochmal eine knappe Woche bis zum Launch der Website“, erzählt Michael Dietrich von PA/SPIELkultur. Ergebnis ist das Gemeinschaftsprojekt www.kiku-online.net. „Wir experimentieren nun mit Anleitungen, Videotutorials, Livestreams, Eins-zu-eins-Videokonferenzen und Onlinekursen in Form von Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmenden“, so der Kulturpädagoge weiter.

Austausch ist gerade jetzt wichtig

Im Menüpunkt „Mach selbst!“ finden sich beispielsweise Upcycling-Ideen, die zu Hause umgesetzt werden können: So werden der kaputte Regenschirm zum Brotbeutel, das alte T-Shirt zum Einhorn und leere Klopapierrollen zur schnellsten Murmelbahn der Welt. Kindern werden auf der Plattform nicht nur viele Ideen präsentiert, sondern sie haben auch die Möglichkeit, ihre eigenen Werke online mit anderen Kindern zu teilen und Kontakt mit den Fachkräften aufzunehmen.

„Gerade jetzt ist es besonders wichtig, dass die Kinder eine Möglichkeit haben, sich über ihre Fragen, Probleme und Ideen auszutauschen und diese auszudrücken.“

Michael Dietrich, Kulturpädagoge

Mit der Resonanz sind die Macher*innen von KIKU-online sehr zufrieden. „Momentan zählt die Website etwa 400 Besucher*innen mit etwa 2.000 Zugriffen täglich. Tendenz steigend. Uns erreichen sehr positive Rückmeldungen, zunehmend auch überregional. Es sammeln sich mittlerweile Beiträge von Hamburg bis Basel auf der Seite. Sie wird auf zahlreichen Informationsplattformen für Corona-Alternativ-Angebote verlinkt, emsig in Eltern-Gruppen der sozialen Medien verteilt und von Schulen und Kindertagesstätten kommuniziert.“, freut sich Michael Dietrich.

Kreativpost für Kinder ohne Internetanbindung

Klar ist allerdings auch, dass längst nicht alle Kinder auf digitalem Wege erreicht werden. „Unsere schulischen Kooperationspartner im Münchner Norden sagen uns, dass dort der Großteil der Grundschulkinder keinen Internetzugang hat.“, berichtet Dietrich. Um auch Kindern ohne Internetanbindung oder mit Sprachbarrieren etwas anbieten zu können, gibt es nun unter anderem auch mit Unterstützung des Deutschen Kinderhilfswerks die sogenannte Kreativpost. Das sind analoge Material- und Anleitungspakete, die über Schulen und weitere Kooperationspartner verteilt werden.

Wie geht es weiter?

Michael Dietrich erzählt, noch im Herbst 2019 habe Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter anlässlich des Internationalen Spiel(mobil)kongresses in München gesagt, in einer Großstadt mit ihrem begrenzten Raum, sei es wichtig, bestehende Spielräume zu erhalten, an veränderte Bedürfnisse anzupassen und neue Spielräume zu schaffen.

„Jetzt ersetzen Sie in Reiters Zitat mal ‚Großstadt‘ durch ‚Wohnung‘. Das verdeutlicht die Brisanz der Lage.“

Michael Dietrich, Kulturpädagoge

Die Teams von PA/SPIELkultur und ECHO hoffen deshalb sehr, dass Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen bald auch wieder persönliche Begegnungen und analoge Angebote möglich machen. „Wir setzen große Hoffnung auf Outdoorprojekte mit viel Platz, abstandswahrenden Spielregeln, aber auch viel Raum für haptisch-kreative, sinnliche-reale Erlebnisse.“ Auch Angebote in kleineren Gruppe nach Anmeldung und mit geeigneten Hygienemaßnahmen in den Einrichtungen selbst hält der Geschäftsführer von PA/SPIELkultur e. V. für denkbar: „Wir werden all unsere Kreativität in die Umsetzung von gesundheitlich notwendigen Spielregeln investieren, um den Kindern und Jugendlichen auch wieder realer Partner im Spiel zu sein.“

Über das Projekt

Projektstart: April 2020
Projektpartner: ECHO e. V.PA/SPIELkultur e.V.
Plattform: www.KIKU-online.net 

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