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Karibu Dar es Salaam!*

Karibu Dar es Salaam!*

Netzwerkkonferenz in Daressalam, Tansania (01.–08.08.2018)

veröffentlicht:

Um den Jugendaustausch zwischen Tansania und Deutschland in Bewegung zu bringen, besuchten im August 2018 Vertreter*innen deutscher Trägerorganisationen der Kulturellen Bildung und des Sports das ostafrikanische Land. Volkmar Liebig (BKJ) beschreibt seine Eindrücke und die Ergebnisse der Konferenz.

von Volkmar Liebig

Volkmar Liebig ist seit 2017 Referent im Projekt „jugend.kultur.austausch global“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ). Zuvor arbeitete er für den Deutschen Entwicklungsdienst und als Kulturprogrammkoordinator beim Goethe-Institut Mexiko.

Mehrere Male schlägt das Taxi fast mit dem Unterboden auf, als unsere Reisegruppe von der großen Morogoro Road in die staubigen Straßen des Viertels Makurumla einbiegt. In diesem dicht besiedelten, ehemaligen Vorort Daressalams, dessen Straßenbild von einfach konstruierten, niedrigen Häusern, einer Vielzahl kleiner Geschäfte, oft mit selbst bemalten Fronten, und enormen Schlaglöchern geprägt ist, befindet sich das Babawatoto Community Centre. Der Wagen hält vor einer baufällig wirkenden Lagerhallen-Fassade. Nur die Bemalung der früheren LKW-Zufahrt deutet auf ein Jugendzentrum hin. Im Inneren eröffnet sich uns jedoch eine ganz andere Welt: Ein großes, buntes Hinterhofgelände bietet alles, was man zum Musik machen, für Jonglage und Artistik braucht. 30 bis 40 Jugendliche sind bereits da, um in ihren bevorzugten Disziplinen zu trainieren. Nach der Schule verbringt diese Gruppe die Nachmittage hier.

„Lange war auch hier das Büro von Babawatoto, bevor wir mit der Verwaltung in ein richtiges Bürogebäude umziehen konnten“, erzählt Direktor Mgunga Mwamnyenyelwa. Gestartet ist Babawatoto als Sozialprojekt, unter anderem mit Fokus auf Straßenkinder und Kinderschutz. Mittlerweile hat sich das Zentrum als feste Anlaufstelle für die Jugendlichen in diesem und den angrenzenden Vierteln etabliert. Die kulturelle Arbeit mit den Jugendlichen zielt vor allem auf die Stärkung ihrer Persönlichkeit, doch auch das dabei erreichte künstlerische Niveau ist beeindruckend. Zum Abschluss unseres Besuchs präsentieren uns die Jugendlichen eine „Show“ mit Trommel- und Tanzgruppen sowie höchst anspruchsvollen artistischen Übungen.

Non-formale Bildungsarbeit als gemeinsame Basis

Insgesamt 15 Vertreter*innen deutscher Trägerorganisationen aus dem Bereich der Kulturellen Bildung und des Sports haben sich Anfang August 2018 auf den über 7.000 Kilometer langen Weg in die tansanische Metropole Daressalam gemacht, um dort mit ihren jeweiligen Counterparts aus Tanz, Theater, Musik, Urbane Kulturen und anderen Bereichen zusammenzukommen. Dazu haben die Koordinationsstelle der Deutsch-Afrikanischen Jugendinitiative (DAJ) von Engagement Global, die Deutsche Sportjugend (dsj), die BKJ und der tansanische Jugenddachverband Tanzania Youth Coalition (TYC) eigens eine Konferenz anberaumt. Das Ziel dabei ist nicht nur, sich über Visionen, Ideen oder Konzepte auszutauschen, sondern vor allem, in der persönlichen Begegnung ein Gespür für die Partner*innen und das Land zu bekommen: Was treibt die Fachkräfte an? Welche Konzepte und Herangehensweise der Jugendarbeit und der Kulturellen Bildung gibt es dort?

Es zeigt sich, dass sich die Hintergründe und Arbeitsschwerpunkte der jeweiligen Partner*innen oft ein wenig voneinander unterscheiden. So sind viele der an der Netzwerk-Konferenz beteiligten tansanischen Träger im Bereich der Jugendsozialarbeit aktiv. Andere betreiben fast schon professionelle künstlerische Arbeit mit Jugendlichen, um diesen eine Lebens- und Jobperspektive zu bieten. Bei den deutschen Trägern steht hingegen meist ein für alle offenes ganzheitliches Lernen mit und in den Künsten im Vordergrund. Nichtsdestotrotz können Gemeinsamkeiten und übereinstimmende Arbeitsebenen identifiziert werden: So liegt der Fokus dort wie hier klar auf Konzepten der non-formalen Bildung. Auf dieser gemeinsamen Basis entwickelt sich ein für beide Seiten gewinnbringender Austausch über Erfahrungen und Sichtweisen in Bezug auf Jugendprojekte und die daraus entstehenden interkulturellen Erkenntnisse.

Ein Wiedersehen in Potsdam

Die meisten Beteiligten erscheinen hoch motiviert, nun selber aktiv zu werden und zusammen Jugendbegegnungen zwischen beiden Ländern zu initiieren. Im November 2018 sollen die bei der Besucherreise entstandenen Partnertandems sich beim Netzwerktreffen „jugend.kultur.austausch global“ in Potsdam wiedertreffen und die Möglichkeit bekommen, „die andere Seite“ kennenzulernen, bevor 2019 die ersten Jugendbegegnungen zwischen Deutschland und Tansania starten werden. „Und in 20 bis 30 Jahren“, so ein tansanischer Konferenz-Teilnehmer, „werden wir dann wirklich sehen, wofür hier heute der Grundstein gelegt wurde.“

* Swahili für „Willkommen in Daressalam“

Im internationalen Jugendaustausch kann echte partnerschaftliche Zusammenarbeit nur entstehen, wenn die im Hintergrund dafür Verantwortlichen die Chance bekommen, sich im Vorfeld neuer gemeinsamer Vorhaben persönlich kennenzulernen, um ein Gespür für die Partner und das Partnerland zu bekommen. Insbesondere gilt das, wenn die Partner nicht im Nachbarland sitzen, sondern tausende Kilometer voneinander entfernt auf verschiedenen Kontinenten arbeiten. In so einem Fall ist es oft gar nicht leicht, sich die allgemeinen Verhältnisse und das tägliche Leben im Partnerland vorzustellen, ganz zu schweigen von den dortigen Konzepten und Herangehensweisen der Jugendarbeit und der Kulturellen Bildung. Bei Jugendbegegnungen zwischen Deutschland und Ländern des Globalen Südens, die im Rahmen der Förderlinie weltwärts Begegnungen entstehen sollen, ist genau dies der Fall. Aus diesem Grunde haben die von Engagement Global koordinierte Deutsch-Afrikanische Jugendinitiative (DAJ), die Deutsche Sportjugend (dsj), die BKJ und der tansanische Jugenddachverband Tanzania Youth Coalition (TYC) ein Vernetzungstreffen zwischen Trägern aus Deutschland und dem Globalen Süden – in diesem Fall aus Tansania – organisiert. Tansania ist eines der Pilotländer für Kollaborationen im Rahmen von weltwärts Begegnungen und der Deutsch-Afrikanischen Jugendinitiative.

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