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Initiative Welt-Öffner: Internationale Strategien für die Kulturelle Bildung
Fachbeitrag

Initiative Welt-Öffner: Internationale Strategien für die Kulturelle Bildung

veröffentlicht:

Wie können Fachkräfte und Organisationen eine europäische und internationale Dimension alltäglich mitdenken und nachhaltig in ihre Arbeit integrieren? Dieser Frage gehen Mitgliedsorganisation der BKJ in der Initiative Welt-Öffner nach.

von Christina Lorenz

Christina Lorenz arbeitet seit September 2018 im Bereich Kulturelle Bildung International der BKJ und leitet seit September 2019 die Initiative Welt-Öffner. 

Europa, internationale Kooperationen und globale Entwicklungen bestimmen immer mehr unser tägliches Leben und Arbeiten und bringen neue Herausforderungen für lokale, regionale, landes- und bundesweite gesellschaftliche Strukturen mit sich. Eine Erweiterung der Angebote und des strukturellen Denkens und Handelns im Bereich der Kulturellen Bildung um grenzüberschreitende, europäische, internationale und globale Dimensionen sind langfristig also unvermeidbar, um mehr Kinder und Jugendliche zu erreichen und ihnen zeitgemäße Lernerfahrungen zu ermöglichen. Dazu sollten Jugend- und Kultureinrichtungen statt einer Konzentration auf vereinzelte Begegnungsprojekte eher Strategien entwickeln, wie Internationalisierungsprozesse in ihrer jeweiligen Organisation implementiert und nachhaltig in ihren Strukturen umgesetzt werden können.

Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) hat die Initiative Welt-Öffner gestartet. Diese basiert auf den Erkenntnissen des 2016 und 2017 von IJAB durchgeführten Pilotprojektes „Modellentwicklung zur Etablierung einer internationalen Leitkultur bei Trägern der Kinder- und Jugendhilfe“. Ziel der Initiative ist es, zwölf Mitgliedsorganisationen der BKJ auf Landes- und Bundesebene aktiv bei selbst definierten und auf die individuelle Situation angepassten Entwicklungsschritten hin zu einer Internationalisierung ihrer organisatorischen Strukturen und ihrer Angebote zu unterstützen. Jede Organisation wird dabei für die Dauer von zwei Jahren fachkundig begleitet. Mit acht eintägigen Coachings wird die jeweilige Organisation bei ihrer Internationalisierung unterstützt.

Von der BKJ koordiniert und durch die Robert Bosch Stiftung aufgrund der Erkenntnisse aus der ebenfalls von ihr geförderten Zugangsstudie finanziert, widmet sich die Initiative seit Januar 2020 den Fragen von europäischen und internationalen Anforderungen an Fachkräfte und Organisationsstrukturen. Ein weiteres Ziel ist, exemplarisch für das gesamte Feld der Jugendarbeit und Jugendbildung Vorgehensweisen zur Internationalisierung von Einrichtungen und Strukturen der Kulturellen Bildung aufzuzeigen. Alle am Coaching aktiv beteiligten Organisationen sammeln während des zweijährigen Prozesses darüber hinaus Ideen und Erkenntnisse, wie auch ihre lokalen und regionalen Untergliederungen, Einrichtungen, Organisationen und Strukturen vor Ort in einer nächsten Phase der Internationalisierung des eigenen Arbeitsfeldes aktiv mit einbezogen werden können.

Start und Ablauf der Coaching-Prozesse

Um sich für die Teilnahme an der Initiative Welt-Öffner zu bewerben, mussten die Organisationen ihre Motivation, ihre Ziele und bereits vorhandene Erfahrungen im internationalen Bereich in Form einer Interessenbekundung ausformulieren. Nach dieser Bewerbungsphase nehmen nun sieben Bundesverbände und fünf Landesverbände aus den Reihen der direkten BKJ-Mitgliedsorganisationen an der Initiative teil. Die BKJ als Dachverband wird selbst als 13. Organisation einen gecoachten Internationalisierungsprozess im Rahmen ihrer Organisationsentwicklung beginnen.

Für die Durchführung der Coachings wurden aus 28 Bewerbungen sieben Coaches ausgewählt, die auch über Erfahrungen in der Organisationsentwicklung und im Bereich der Internationalen Jugendarbeit verfügen. Bei einem Matching-Treffen im Januar 2020 wurden die teilnehmenden Organisationen erstmals mit den Coaches zusammengebracht. Im Fokus standen das gegenseitige Kennenlernen, die Klärung von Fragen zu Inhalten und Methoden sowie Erwartungen, Ziele und Grenzen des Coachings. In Vorgesprächen mit den Coaches ging es außerdem um mögliche erste Schritte in Richtung einer Internationalisierung der eigenen Organisation und darum, was im Vorfeld des Coachings zu bedenken, zu klären und zu erledigen ist.

Im Januar 2021 wird ein Zwischentreffen zum Erfahrungsaustausch mit allen Beteiligten stattfinden. Eine Auswertung und Bilanz der Coaching-Prozesse ist für den Herbst 2021 angedacht.

Wie läuft der Coaching-Prozess ab?

Im Rahmen von acht eintägigen Coachings zwischen Januar 2020 und Dezember 2021 erarbeiten die Trägerstrukturen mit den Coaches eine an den jeweiligen Bedarfen orientierte und an ihre spezifischen Strukturen angepasste Strategie, die zu einer stärkeren europäischen oder internationalen Ausrichtung der Organisation führt.

Die Coaches begleiten die Organisationen bei der Analyse des Ist-Standes, bei der Definition ihrer Ziele, bei der Erarbeitung einer langfristigen Strategie zur Umsetzung und bei der Implementierung von ersten vereinbarten Schritten. Dabei bleibt es den Trägern selbst überlassen, wie sie aus ihrer inneren Logik und strukturellen Verfasstheit heraus die Begriffe „Europäisierung“ oder „Internationalisierung“ mit Leben füllen möchten. Weder die Coaches noch die BKJ machen hier Vorgaben, sondern unterstützen lediglich die Erreichung selbst gesteckter Ziele und die Durchführung dazu erforderlicher inhaltlicher, organisatorischer und struktureller Schritte. Auch bleibt es natürlich den jeweiligen Gremien der Organisationen überlassen (Vorstände und Mitgliederversammlungen), letztlich darüber zu entscheiden, wie die Internationalisierung verankert und konkret umgesetzt wird.

Die aktuelle Situation

Aufgrund der derzeitigen Corona-Pandemie finden alle Coachings seit dem 10. März 2020 in digitaler Form statt. Die Folgen für den Verlauf der individuellen Internationalisierungsprozesse sind noch nicht abschätzbar. Dies gilt z. B. für angestrebte internationale Partnerschaften, Austauschformate oder die Teilnahme an internationalen Konferenzen, Tagungen und Fortbildungen. Und auch die längerfristigen Auswirkungen auf die individuelle Situation der meist freiberuflich aktiven Coaches müssen natürlich in den Blick genommen werden. Sollte es notwendig werden, besteht die Möglichkeit, auch über die Laufzeit der Initiative bis Ende 2021 hinaus, die letzten Coaching-Sitzungen durchzuführen. Aufgrund der flexiblen Projektfinanzierung kann hier die so wichtige Qualität der komplexen einzelnen Organisationsentwicklungs-Prozesse im Vordergrund stehen. Alle Beteiligten sind sehr motiviert in diese Prozesse eingestiegen und sehr gespannt, welche nachhaltigen Fortschritte für die internationale Dimension der Kulturellen Bildung dadurch erzielt werden können.

Dieser Beitrag ist im IJAB journal (1/2020) mit dem Themenschwerpunkt „Fachkräftenqalifizierung für die interrnationale Jugendarbeit“ erschienen. 

Weitere Informationen zur Initiative Welt-Öffner sowie die Liste der teilnehmen Organisationen finden Sie auf der Website der Initative.