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Gemeinsam schneller wachsen
Interview

Gemeinsam schneller wachsen

Im Gespräch mit Sirit Klimeš (stellvertretende bjke-Geschäftsführung) Werner Müller-Hirschfeld (Coach und Prozessbegleiter) und Peter Kamp (bjke-Vorsitzender)

veröffentlicht:

Der Bundesverband der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen (bjke) arbeitet seit Jahren daran, sich und seine Mitglieder internationaler aufzustellen. Ein Coaching intensiviert diesen Prozess.

Sirit Klimeš ist die stellvertretende Geschäftsführerin beim Bundesverband der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen (bjke).

Peter Kamp ist Geschäftsführer beim Landesverband LKD der Jugendkunstschulen in Nordrhein-Westfalen, ehrenamtlicher Vorsitzender des Bundesverbands der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen (bjke) sowie stellvertretender Vorsitzender beim Fonds Soziokultur.

Dr. Werner Müller-Hirschfeld ist Coach, Prozessbegleiter von Projekten, Netzwerken und Veränderungsprozessen sowie ergebnisorientierter Moderator.

Was hat Sie dazu motiviert, an der Initiative „Welt-Öffner“ teilzunehmen? Welche Ziele haben Sie sich ursprünglich gesetzt und wie würden Sie die wichtigsten aktuellen Ziele definieren?

Sirit Klimeš: Alles fing eigentlich damit an, dass wir das europäische „Arts4all“-Netzwerk von Jugendkunstschulen mitinitiiert haben. Nahezu jedes Jahr fand ein Meeting statt, bei dem wir uns ausgetauscht haben. Dieser Austausch blieb allerdings sporadisch. Wenn wir nicht selbst aktiv wurden, ist der Kontakt ein bisschen verpufft. Deswegen ist uns klargeworden, dass wir ein nachhaltigeres Netzwerk brauchen. Da wir unsere Mitglieder von Anfang an mitnehmen und keine internationalen Projekte ohne Nutzen für sie veranstalten wollten, haben wir – neben den Überlegungen zu Arts4all – erst einmal geschaut, wer von ihnen überhaupt international aktiv ist oder Interesse daran hat, international tätig zu werden. Da die Resonanz sehr groß war, haben wir die Kommunikation mit den Mitgliedern intensiviert.

Herr Kamp, wie haben Sie den Vorgang als Verbandsvorsitzender wahrgenommen? Üblicherweise ist es die Aufgabe des Vorstands, über die strategische Ausrichtung zu entscheiden. Hatte er ein Problem damit, dass mit der Coaching-Initiative ein anderer „Thinktank“ über die strategische Weiterentwicklung des Verbandes nachdenkt?

Peter Kamp: Die Frage ist, was man eigenständig leisten kann und was man alleine nicht schafft. In diesem Fall sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir externe Hilfe brauchen.

Sirit Klimeš: Die Unterstützung, die wir erfahren haben, war ein echtes Privileg. Über lange Zeit eine Begleitung wie die von Werner Müller-Hirschfeld zu haben, hilft enorm dabei, am Ball zu bleiben und Erfolge zu erzielen, die vorher unerreichbar schienen. Dafür sind wir sehr dankbar.

Herr Müller-Hirschfeld, wie haben Sie als Coach* und Außenstehender an diesem Prozess mitgewirkt und wie haben Sie die Entwicklung innerhalb des bjke erlebt?

Werner Müller-Hirschfeld: Mich fasziniert Coaching für Träger von internationaler Jugendarbeit seit 20 Jahren. Seither habe ich in Zusammenarbeit mit Migrantenselbstorganisationen, Schulen, Jugendämtern und vielen kleinen Trägern in Deutschland ähnliche Prozesse begleitet. Ich habe das Vergnügen, im Rahmen von Welt-Öffner drei sehr verschiedene Verbände zu betreuen, den Dachverband BKJ, den bjke und den Bundesverband Theaterpädagogik (BuT). Bei jedem Coaching müssen die Beteiligten zunächst eine Struktur finden, um ihre Ziele klar zu formulieren und die Umsetzung zu planen. Wir haben mit dem gesamten Team des bjke einen Workshop veranstaltet, in dem wir die Grundprinzipien der Zusammenarbeit festlegten und planten, welche Ressourcen uns für welche Schritte zur Verfügung stehen. Neben der Weiterentwicklung von „Arts4all“ ist es ein wesentliches Ziel, Angebote für die Mitglieder zu entwerfen und dazu eine Organisationsstruktur mit erweiterten personellen und finanziellen Ressourcen zu schaffen.

Solch ein ambitioniertes Projekt erfordert von allen Beteiligten, dass sie es verlässlich unterstützen, sonst ist es zum Scheitern verurteilt. Beim Coaching ist es wichtig, ergebnisorientiert zu moderieren, die Ergebnisse konkret zu protokollieren, anschließend verbindlich umzusetzen und den gesamten Prozess zu begleiten. Im Fall des bjke gibt es auch Bedarf für die Vermittlung von Fachwissen: Kontakte, Förderberatungsstellen oder auch verfügbare Newsletter, also das Basiswissen zur Internationalen Jugendarbeit.

Warum ist für die Arbeit von Jugendkunstschulen Internationalisierung überhaupt wichtig? Welchen Stellenwert haben internationales oder interkulturelles Lernen und transkulturelle Kontakte?

Peter Kamp: Wir haben vor rund 15 Jahren ein Modellprojekt namens „Der Kunst-Code – Jugendkunstschulen im interkulturellen Dialog“ durchgeführt, um als Jugendkunstschulverband überhaupt in einen interkulturellen Dialog zu treten. Dabei haben wir sehr viel über unsere Einrichtungen und unseren erschreckend großen Mangel an Diversität und Offenheit gelernt. Daraufhin haben wir mit Modellstandorten daran gearbeitet, dies zu ändern. Heute ist der Bundesverband erheblich anders aufgestellt.

Sirit Klimeš: Seitdem ich 2017 bei „Arts4all“ dazukam, konnte ich bei den jährlichen Meetings begeistert verfolgen, was man durch Austausch erreichen kann. Die Landesarbeitsgemeinschaft kulturpädagogische Dienste NRW, die mit uns in der Geschäftsstelle sitzt und die wir mit ins Boot geholt haben, hat zudem viele Jahre kulturelle Jugendbegegnungen organisiert, bei denen ich seit meinem Arbeitsantritt dabei war. Das hat mich in meiner Begeisterung noch mehr bestärkt. Bei diesen Jugendbegegnungen durfte ich erleben, wie sehr die Ergebnisse verschiedener Studien unter dem Motto „Internationale Jugendarbeit wirkt“ zutreffen. Das hat dazu geführt, dass ich die internationalen Kooperationen ausweiten und vertiefen wollte, für unseren Verband, aber auch die einzelnen Einrichtungen.

Wie sind Sie bei der Etablierung von internationalen Partnerschaften vorgegangen, um die Mitglieder miteinzubeziehen?

Sirit Klimeš: Wir haben bei jeder Art von Zusammenkunft mit unseren Mitgliedern immer kommuniziert, wo wir gerade sind und was wir machen. Das Interesse und der Wunsch, mehr über Unterstützungsmöglichkeiten für internationale Arbeit zu erfahren, waren sehr groß. Der nächste Schritt war, dass wir die interessierten Einrichtungen zu einem „Meeting Point“ eingeladen haben, bei dem wir ermitteln wollten, was die einzelnen Mitglieder wollen und auf welchem Stand sie sind. Um Hilfestellung zu leisten, haben wir regelmäßig Rundmails mit Informationen versandt, die wir selbst aus den diversen Newslettern und Websites herausgefiltert haben. Das Ganze haben wir jetzt in einem Padlet gebündelt, um ein praktisches Nachschlagewerk an die Hand zu geben.

Was sind die Gelingensbedingungen und Hemmnisse, die von vornherein einzukalkulieren sind?

Werner Müller-Hirschfeld: Die ganze Organisation samt ihrer Leitung muss hinter dem Projekt stehen. Und es braucht natürlich auch Menschen, die die Kompetenzen haben, solche Prozesse zu begleiten. Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, dann funktioniert das Ganze nicht. Die Coaches* sollten sich zudem austauschen und ihre Konzepte weiterentwickeln können. Angesichts der Tatsache, dass unser Staat unter anderem mit IJAB, der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit, und der Nationalen Agentur „JUGEND für Europa“ sehr gut ausgestattete Facharbeitsstellen zur Verfügung stellt, wäre es wunderbar, wenn dort kontinuierlich ein kompetenter, geförderter Coaching-Pool angesiedelt werden würde, den Träger aller Art zu Rate ziehen können.

Sirit Klimeš: Ein begleitender Coach* hilft dabei, Schritt für Schritt viele Ziele gleichzeitig zu verfolgen. Diese Unterstützung ist unabdinglich, wenn die internationale Arbeit in das Alltagsgeschäft integriert werden soll.

Peter Kamp: Ich möchte noch drei Aspekte anführen. Durch die Corona-bedingte Verlagerung hin zu Online-Treffen haben sich auch internationale Begegnungen in den virtuellen Raum verschoben und wir sind schneller zueinandergekommen. Das war etwas Neues und hat uns gutgetan. Außerdem finde ich es sehr wichtig, dass man hinsichtlich der Ressourcen und der Risiken ehrlich zueinander ist. Sonst zerstört man Vertrauen und es kann nichts wachsen. Mein dritter, ganz zentraler Punkt ist:

Ohne Beteiligung unseres Dachverbands BKJ und ohne die Vorarbeiten von IJAB hätten wir uns zu klein gefühlt und uns so ein großes Projekt nicht zugetraut. Insofern wachsen wir gemeinsam schneller.

Peter Kamp

Interview: Rolf Witte, Bearbeitung: Waldemar Kesler

An der Initative-Welt-Öffner teilnehmendes BKJ-Mitglied:

Logo Bundesverband der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen

Der Bundesverband der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen (BJKE) vertritt die Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen in Deutschland. Mitglied sind die Landesverbände und -vertretungen von Jugendkunstschulen in allen Bundesländern. Bundesweit fördert er den Auf- und Ausbau einer lebendigen kunst- und kulturpädagogischen Einrichtungslandschaft, ist Ansprechpartner von Initiativen, Fachverbänden, Einrichtungen sowie Kommunen und Ministerien und bietet Tagungen, Workshops und Konzeptberatung. Der bjke ist Träger von Modellprojekten sowie des Bundeswettbewerbs „Rauskommen! Der Jugendkunstschuleffekt“ und Herausgeber des Magazins „infodienst für Kulturelle Bildung“ sowie Mitinitiator des Europäischen Netzwerks „art4all“ für Jugendkunstschulen und deren Verbände.

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