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Ein Schlüssel zur neuen Stadt
Aus der Praxis

Ein Schlüssel zur neuen Stadt

Projekt „Yalla – Rein in die Stadt“, GWA St. Pauli in Kooperation mit dem Ausländerrat Dresden e. V., Dresden

veröffentlicht:
Foto: Yalla Hamburg | GWA St. Pauli e. V.

Ankommen mit „Yalla – Rein in die Stadt“: Ein Multimediaprojekt lädt Jugendliche ein, das kulturelle und soziale Leben ihrer neuen Stadt zu entdecken. Was in Hamburg begann, soll nun auch in Dresden Fuß fassen.

Los geht die Reise! Der Zeigefinger gleitet über den Bildschirm und sucht sich die besten Orte, Gruppen und Services der Stadt, sucht Kultur, Infos oder einfach nur Lustiges. „Yalla – jetzt Dresden entdecken“, heißt es auf der Website einladend. „Hier findet ihr Tipps für die Stadt!“

Deine neue Stadt entdecken

Mit „Yalla – Rein in die Stadt“ können Jugendliche, die gerade angekommen sind, ihre neue Stadt entdecken: Orte, an denen sie etwas lernen oder Spaß haben können. Aktivitäten, die nichts oder wenig kosten. Gruppen, bei denen sie mitmachen können und willkommen sind, auch wenn sie noch nicht gut Deutsch sprechen. Die Erfahrung zeigt: Sie suchen coole Orte, leckere Imbisse, aber auch Erlebnisse wie einen Zirkus, einen Malkurs oder Installationen, die viele von ihnen noch nicht kennen. Kern des Projekts sind multimediale Karten von Hamburg und Dresden, auf denen alle ihre Entdeckungen teilen können.

Yalla ist wie ein Schlüssel zu der Stadt, in der die neu Zugewanderten jetzt leben.

Gesa Becher, GWA St. Pauli

Was 2017 in Hamburg begann, wird nun in Dresden fortgeführt, Hamburgs Partnerstadt. Das Projekt „Yalla – Rein in die Stadt“ weist Jugendlichen, die neu in Hamburg oder Dresden sind, den Weg ins kulturelle und soziale Leben der Stadt. Und Wegweiser sind andere, zugewanderte Jugendliche. „Durch die KulturKarte haben wir nun die Möglichkeit, die Idee, die hinter „Yalla“ steht, auch in Dresden verwurzeln zu können. Das ist eine großartige Gelegenheit für Jugendliche, ihre Stadt zu entdecken und ihre Erfahrungen weiterzugeben“, findet Gesa Becher.

Copyright: Foto: Yalla Hamburg | GWA St. Pauli e. V.
Copyright: Foto: Yalla Hamburg | GWA St. Pauli e. V.
Copyright: Foto: Yalla Hamburg | GWA St. Pauli e. V.
Foto: Yalla Hamburg | GWA St. Pauli e. V.

In Hamburg sind das vor allem Jugendliche aus Afghanistan, Eritrea, Somalia und dem Irak. So ist auch der Name entstanden – in einer Ideenwerkstatt. „Beim Namen sollte die Idee ,Komm in die Stadt‘ mitschwingen“, sagt Gesa Becher, die in Hamburg von Anfang an dabei war und das Projekt entwickelt hat. Ein syrischer Kollege schlug „Yalla“ vor, ein Begriff, der mittlerweile im Sprachgebrauch der Jugendlichen fest verwurzelt ist und es 2012 sogar im Wettbewerb zum Jugendwort des Jahres auf Platz 3 geschafft hat. So ist „Yalla – Rein in die Stadt“ zu seinem Namen gekommen. „Treffend, denn Yalla heißt so viel wie ‚Los geht’s, komm, schnell, hopphopp‘“, sagt Gesa Becher. „Yalla ist wie ein Schlüssel zu der Stadt, in der die neu Zugewanderten jetzt leben.“

Ein multimediales Angebot schaffen

Hinter dem Projekt steckt der Verein GWA St. Pauli. Hier war man sich sicher, dass Jugendliche vor allem multimedial abgeholt werden wollen – und daraus entstand die Idee zum Infoportal. Eine ausgezeichnete Idee, die bereits den Preis des Bündnisses für Toleranz und Demokratie gegen Extremismus und Gewalt gewonnen hat. Denn Yalla lädt zum Zusammensein ein und fördert Integration, Toleranz und Teilhabe. Jetzt stecken Aktive aus der Yalla-Gruppe Hamburg und Jugendliche aus dem Umfeld des Ausländerrats Dresden e. V. die Köpfe zusammen, tauschen Erfahrungen aus, suchen Orte für die neue Website und entwickeln Ideen, wie ihnen beispielsweise auch eine Kulturkarte im Sinne des Modellvorhabens den Zugang zur Kultur in Dresden erleichtern könnte.

Begeistert bei der Sache

Yalla Hamburg gibt es seit ein paar Jahren. „Yalla Dresden muss jetzt aber noch gefunden werden“, sagt Gesa Becher. „Die große Frage ist: Wie kommen wir hier an die Jugendlichen heran?“ Sicher helfen die Erfahrungen aus Hamburg, wo man mit Lehrkräften der Berufsschulen eng zusammenarbeitet. Und sicher helfen auch die Yalla-Aktivist*innen aus Hamburg. Das sind freie Mitarbeiter*innen und natürlich die Jugendlichen selbst. Hier bilden sich regelmäßig feste Cliquen von rund zwölf Jugendlichen, die ein, zwei Jahre begeistert bei der Sache sind, bis sie durch Schulabschluss und Berufsausbildung weiterziehen. Sie sprechen Freunde an, informieren über Social Media – aber auch Flyer und Schulbesuche werben für „Yalla – Rein in die Stadt“.

Die Jugendlichen erhalten durch das Projekt die Möglichkeit, als Team in einer neuen Umgebung Orte und Angebote zu erleben, die sie sonst nicht entdecken oder wahrnehmen würden. Und sie können etwas für andere tun – etwa für die Nutzer*innen der Plattform Yalla. Daher ist Medienkompetenz auch ein großes Thema. Dafür bietet Yalla Filmworkshops an. „Sie machen Fingerübungen mit iPads, Film, Schnitt oder Ton“, sagt Gesa Becher, „recherchieren Orte und ziehen dann los in ihre Stadt.“ Ihr Wissen setzen die Jugendlichen in kleinen Filmen für die Website um. Damit werben sie zugleich auch für das Projekt. Denn es ist gar nicht so leicht, Jugendlichen Yalla zu vermitteln. „Anders als beispielsweise bei einem Boxkurs oder Hiphop-Angebot wissen viele nicht genau, was sie hier erwartet“, sagt Gesa Becher.

Ich finde die jungen Menschen, die hierherkommen, fantastisch. Sie brauchen Räume, in denen sie etwas Sinnvolles tun können. Sie sind so kreativ, machen so tolle Sachen, sind so zuverlässig, bringen so viel mit. Das müssen wir wertschätzen.

Gesa Becher, GWA St. Pauli

Lizenz zum Dabeisein

Aber das wird schon werden. Eine „Lizenz zum Dabeisein“, nennt Gesa Becher das Projekt. Und sie betont, dass es den Jugendlichen auch hier wichtig ist, dass sie sich nicht verpflichten, sich nicht festlegen müssen, wie in einem Verein. Sie können einfach etwas ausprobieren. „Ich finde die jungen Menschen, die hierherkommen, fantastisch. Sie brauchen Räume, in denen sie etwas Sinnvolles tun können. Sie sind so kreativ, machen so tolle Sachen, sind so zuverlässig, bringen so viel mit. Das müssen wir wertschätzen“, sagt Gesa Becher.

Text: Georgia Rauer

Das Projekt „Yalla – Rein in die Stadt“ in Dresden ist eines von vier Modellvorhaben im Rahmen von „KulturKarte: Gemeinsam Zugänge für junge Menschen öffnen“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ). Es wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen der Jugendstrategie der Bundesregierung – Nationaler Aktionsplan für Kinder- und Jugendbeteiligung.

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