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Durch Kunst und Kultur sich selbst und andere begeistern
Interview

Durch Kunst und Kultur sich selbst und andere begeistern

veröffentlicht:

Kindern und Jugendlichen Zugang und Teilhabe an Kultureller Bildung ermöglichen und sie für Kunst und Kultur begeistern? Prof. Dr. Wolf und das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz wollen Türen öffnen und genau deshalb unterstützen sie MIXED UP 2019.

Prof. Dr. Konrad Wolf ist Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz (MWWK RLP); Förderer des MIXED UP Fachforum 2019 und Unterstützung der Netzwerkbildung in Rheinland-Pfalz als Länderpartner im Bereich Kultur.

© Doreen Tomkowitz

Prof. Dr. Wolf, was hat Ihr Haus bewogen, den MIXED UP Wettbewerb als diesjähriger Länderpartner zu unterstützen?

Mit dem MIXED UP Wettbewerb haben Sie bei uns offene Türen eingerannt. Denn wir wissen, wie wichtig Kulturelle Bildung ist und unterstützen diese gerne. Kinder und Jugendliche an die verschiedenen Künste heranzuführen, ist eine Investition in ihre Persönlichkeitsentwicklung. Es geht darum, dass sie sich im Bereich Musik, im Bereich Theater oder in Kunstprojekten ausprobieren können und damit ihre eigene Kreativität entdecken. Dass sie z. B. im Team ein Stück erarbeiten oder gemeinsam eine Ausstellung konzipieren oder lernen – und das finde ich besonders wichtig -, dass sie nicht gleich scheitern, wenn etwas nicht ganz einfach und selbstverständlich funktioniert oder – bildlich gesprochen – ein Pinselstrich danebengeht. Das alles sind sehr wertvolle Erfahrungen, die weit über Kunst und Kultur hinausgehen. Und all dies gelingt in der Zusammenarbeit starker Partner der Jugend-, Bildungs- und Kulturarbeit besonders gut.

Sie erwähnen die Bereiche Jugend, Bildung und Kultur… Was ist so wichtig an ressortübergreifender Zusammenarbeit?

Die enge Zusammenarbeit zwischen Bildungs- und Kulturministerium schafft die Voraussetzung dafür, kulturelle Bildungsangebote noch vielfältiger zu gestalten, indem unterschiedliche Erfahrungswerte sinnvoll einmünden. Insofern fördern beide Ministerien auch gemeinsam diesen Wettbewerb.

Wir haben in Rheinland-Pfalz eine ganze Reihe von Programmen, wie bspw. „Generation K – Kultur trifft Schule“, das wir gemeinsam mit der Stiftung Mercator durchführen oder „Jedem Kind seine Kunst“. In diesen ganz unterschiedlichen künstlerischen Projekten arbeiten professionelle Künstler*innen schon seit einigen Jahren eng mit Schulen zusammen, aber auch mit anderen Partnern, wie etwa mit Kitas und Jugendzentren. Bei dem Projekt „Generation K“ erleben wir, dass Schule nicht nur auf die Rolle als Lernort begrenzt wird, sondern zu einem Ort der Soziokultur wird. Der Unterricht wird für Externe geöffnet: Schauspieler*innen, Bildende Künstler*innen und viele weitere Kulturakteure bringen sich mit ihren Ideen ein, gestalten und funktionieren Räume mit der jungen Generation um, stellen manches vielleicht aus künstlerischer Sicht auch in Frage. Schule hat so die Möglichkeit, nicht nur auf ihre Rolle als Lernort begrenzt zu bleiben. Mit diesen Programmen erreichen wir Kinder und Jugendliche auf direktem Weg, holen sie sozusagen in ihrer Welt ab. Das ist mir besonders wichtig: Auch jene, für die der Zugang zu Kunst und Kultur nicht selbstverständlich ist, weil sie nicht aus einem Elternhaus oder einem sozialen Umfeld stammen, in dem Kunst und Kultur Teil des Familienalltags ist.

Für die Kinder und Jugendlichen liegt in solchen Kooperationen auch die Chance, dass sie Schule eben nicht nur als Schule erleben. Sie können sich am gleichen Ort ganz andere Welten erschließen und sich damit auch selbst neu erleben. Auch wenn sie mit dem Lernen Schwierigkeiten haben oder die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen, können sie in der Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen, zum Beispiel als Mitglied einer Schulband oder in einem Filmprojekt, zeigen, was alles in ihnen steckt. Freiwillig und mit dem Ausdrucksmittel, das zu ihnen passt.

Welchen Beitrag können Kooperationen zwischen Kultureller Bildung und Schule leisten, um entsprechend Ihrem Motto „Türen öffnen“ Zugänge zu schaffen und Teilhabe zu ermöglichen?

Wenn ich von „Türen öffnen“ spreche, geht es darum, dass jedes Kind und jeder Jugendliche die Möglichkeit erhält, Kultur zu erleben und Kultur selbst zu gestalten. Sie sollen Unterstützung erhalten, um ihre Neigungen und Qualifikationen zu entwickeln und sich neue Horizonte zu eröffnen. Schulen und Kitas sind ein natürlicher Ort, an denen Künstler*innen die Möglichkeit haben mit Kindern und Jugendlichen aus einem Querschnitt der Gesellschaft zu arbeiten. Und schon sind wir beim Thema Kooperation. Die Bildungswelt oder Bildungsszene wird mit der Kulturszene zusammengebracht, in ihren unterschiedlichen Welten, und beide lernen voneinander.

Wir begleiten diese Zusammenarbeit mit Institutionen wie etwa dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz oder der Kunsthochschule Mainz und es findet zusätzlich zu den Projekten für die Kulturschaffenden und Lehrkräfte ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm statt. Dadurch können die Akteure die kreativen Methoden und das Wissen besser einsetzen. Wir steuern diesen Prozess als Ministerium von außen, wir forcieren und unterstützen die Vernetzung und gleichzeitig gewährleisten wir damit, dass Künstler*innen professionell mit Schulen und Kitas zusammenarbeiten können.

Auf der Webseite des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur können wir lesen, dass Sie selbst erlebt haben, wie es ist, vor verschlossenen Türen zu stehen. Wie haben Sie selbst diese Hürden gemeistert? Wer hat Ihnen geholfen?

Ich bin aufgewachsen in den 1970er Jahren im ländlichen Raum. In Ostbayern, Niederbayern und der Oberpfalz war es nicht selbstverständlich, dass man mit Kultur in Berührung gekommen ist, z.B. ins Theater ging oder in Ausstellungen. Ich bin zunächst über die Literatur zum Interesse an Kunst und Kultur gekommen und beides durch Menschen, die mich für Kunst und Kultur begeistert haben und die aufgrund ihrer Biografie und ihres sozialen Umfeldes sehr kunst- und kulturaffin waren. Also letztendlich durch Menschen in meiner Umgebung.

Manchmal muss man einfach auch Glück haben. Aber Aufgabe der Politik ist es, dafür zu sorgen, dass nicht Glück allein entscheidend ist. Es muss gewährleistet werden, dass möglichst alle Kinder und Jugendlichen Zugang zu Kultur erhalten. Aber es geht nicht nur um den Zugang. Sie sollen Kunst und Kultur begegnen können, damit bei ihnen diese Neugierde entstehen kann. Kultur ist ein menschliches Bedürfnis, es schafft Verbundenheit, Identität und Werte. Gerade deshalb ist Kultur heute so wichtig.

Gibt es noch etwas, das Sie den Kooperationsprojekten, die am MIXED UP Wettbewerb teilnehmen, mit auf den Weg geben möchten?

Wenn man selbst begeistert ist, von dem was man macht, dann ist dies die beste Voraussetzung, den Funken der Begeisterung auch bei anderen hervorzurufen und für das eigene Schaffen zu begeistern.