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„Die Zukunft kann nur pinker werden“
Aus der Praxis

„Die Zukunft kann nur pinker werden“

Partizipatives Jugendkulturfestival PINK FUTURE, Kunstflotte Trier gUG, Jugendkunstschule Trier Le Filou, Servicestelle Kulturelle Bildung des Landesverbands Soziokultur & Kulturelle Bildung Rheinland-Pfalz

veröffentlicht:
Thema
Demokratie
Schlagworte
Engagement • Partizipation • Teilhabe
Eine Gruppe von Menschen steht und sitzt in der Nähe einer bunten Graffiti-Wand. Zwei Personen in rosa Overalls stehen in der Mitte, andere sind leger gekleidet.

Mehr Pink – so soll die Zukunft sein. Jugendliche gestalten das Pink Future Festival in Trier. Mit Kreativität, Ausdauer und einer klaren Botschaft: Wir mischen mit!

„Alle mal‘n Schwarz, ich seh‘ die Zukunft Pink. Wenn du mich fragst, wird alles gut mein Kind. Mach dein Ding, aber such‘ kein‘ Sinn und was nicht da ist, musst du erfinden“. Der Ohrwurm von Peter Fox wird in Trier zum Motto des partizipativen Pink Future Festivals. Mit zahlreichen Kreativworkshops, Podiumsdiskussionen, Info-Ständen und Livemusik rücken Jugendliche ihre Themen in den Mittelpunkt und das im Palastgarten, mitten in der Stadt.

Was 2023 im Rahmen der Machmamit!-Kampagne der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) ins Leben gerufen wurde, findet am 30. und 31. August 2025 bereits zum dritten Mal statt. Das Event wird von rund 20 aktiven Mitgliedern zwischen 12 und 20 Jahren organisiert. „Wir haben auf jeden Fall dazugelernt und in diesem Jahr schon früher mit der Planung angefangen“, berichtet Lotte. Die 19-Jährige ist seit 2023 dabei. Sie koordiniert vor allem die Kommunikation mit den teilnehmenden Akteur*innen. „Wir erschaffen hier einen Ort, voller Möglichkeiten und zeigen damit, dass es auch coole Events in unserer Region gibt. Das macht das Festival für mich so besonders“, erzählt sie.

Luftaufnahme eines Open-Air-Festivals mit Zelten, Imbisswagen, Menschen, die auf Gras und Bänken sitzen, und einer Bühne in einem Park mit Bäumen und einem großen Gebäude im Hintergrund.
Zwei Personen sitzen im Freien, eine mit einem Mikrofon in der Hand, die andere blickt nach unten, umringt von anderen Personen in ähnlichen rosa Hosen; im Hintergrund sind ein Imbisswagen und Grünpflanzen zu sehen.
Eine Person im Rollstuhl mit einem Rucksack sitzt im Gras und blickt auf eine Marktszene mit Menschen, die an einem sonnigen Tag in Kleiderständern und Zelten stöbern.
Eine vierköpfige Band tritt auf einer Freilichtbühne mit Gitarren und Schlagzeug vor einem großen PINK FUTURE-Banner auf.
Unter einem Zelt mit einem Druckwerkstatt-Schild sind mehrere Erwachsene und Kinder an künstlerischen Aktivitäten beteiligt; auf den Tischen sind Kunstmaterialien und bunte Drucke zu sehen.
Ein Kind in schwarzer Kleidung und mit einer Halbmaske posiert in einem großen Metallwürfel, der von mehreren Personen im Freien zwischen grünen Bäumen hochgehalten wird.
Eine Gruppe junger Leute sitzt lächelnd und lachend im Gras, während andere im Hintergrund stehen.

Auch Lorenz ist wieder im Organisationsteam dabei. Von ihm kommen kreative Ideen zur Musikgestaltung und Themen für Diskussionen, außerdem packt er beim Aufbau mit an. Auch wenn es neben der Schule zeitlich nicht immer leicht ist, das Festival mitzugestalten, freut sich der 17-Jährige auf den Moment, wenn der Plan aufgeht: Wenn überall Musik spielt, kreative Menschen zusammenkommen und sich die ganze Stadt versammelt, um Spaß zu haben. Im vergangenen Jahr waren rund 4.000 Besucher*innen anwesend.

Die Zukunft kann nur pinker werden. Es ist wichtiger denn je, dass man sich engagiert und nicht einfach nur dasitzt und alles passieren lässt!

Lorenz, 17, Teil des Organisationsteams

Lorenz und Lotte verbindet neben ihrem Engagement für das Festival auch ein Hobby: Skaten. Die Skatehalle in Trier gilt als wichtiger Dreh- und Angelpunkt der Jugendlichen in der Stadt. Klar, dass er ins Festival eingebunden werden muss. Lorenz ist sogar über die Skate-Community zur Festival-Organisation gelangt. Mit Skate-Jams ‒ kleinen Wettbewerben, bei denen Skater*innen ihre Tricks zeigen und zum Beispiel Shirts von Künstler*innen aus der Szene gewinnen können ‒ ist dieser Ort jetzt aktiver Teil des Pink Future Festivals. Außerdem gibt es Infostände, die den Blick auf unterschiedliche Themen des gesellschaftlichen Engagements öffnen und zum Perspektivwechsel einladen.

Anders als in der Schülervertretung oder auch in ihrer früheren Rolle als Schulsprecherin, hat Lotte bei ihrem Engagement für das Festivals das Gefühl, tatsächlich etwas zu bewirken. Das liegt nicht nur an der Reichweite des Festivals, sondern auch an den Chancen, die es mit sich bringt: Von Besuchen bei der Landeskulturkonferenz bis hin zum direkten Austausch mit der ehemaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin. Weil Lotte so viel Spaß bei der Planung der vergangenen Festivals hatte, hat sie sich nach ihrem Abitur dazu entschieden, einen Freiwilligendienst bei der Kulturkarawane gUG zu machen, die sie bei der Organisation des Festivals im vergangenen Jahr kennengelernt hat.

Es wird so viel über junge Menschen gesprochen, aber selten mit uns.

Lotte, 19, Teil des Organisationsteams

Den Rahmen und den Raum für die engagierte Arbeit der Jugendlichen bietet der Zusammenschluss der Kunstflotte, der Jugendkunstschule und der Servicestelle Kulturelle Bildung Rheinland-Pfalz, die 2025 gemeinsam als Veranstalter auftreten. Diese Organisationen kümmern sich im Hintergrund auch um einen reibungslosen Planungsablauf des Pink Future Festivals. „Finanzen managen und diese ganzen Anträge, die man bei der Stadt stellen muss – da bin ich ehrlicherweise sehr dankbar, dass das die Erwachsenen übernehmen“, berichtet die 19-jährige Lotte.

Die Kulturkarawane als Kooperationspartner übernimmt die Verantwortung für den störungsfreien Betrieb der Bühnen- und Veranstaltungstechnik während des Festivals. Zusätzlich ist eine externe, Fachperson der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung lose in den partizipativen Entwicklungsprozess eingebunden, die für gleichberechtigte Strukturen zwischen Veranstalter*innen und Jugendlichen sorgt oder vermittelt, wenn die Jugendlichen Unterstützung benötigen, zum Beispiel wenn das Gefühl aufkommt, nicht „einfach mal machen zu können“, sondern immer alles im Detail absprechen zu müssen.

Meine Stimme wird gehört

„Mein Wunsch wäre, dass es irgendwann einen Pink Future Verein gibt, der das Festival komplett selbstständig organisiert“, berichtet Christina Biundo, die die Jugendlichen von Seiten der Servicestelle Kulturelle Bildung begleitet. In diesem Jahr beobachtet sie, dass die Gruppe aufgrund der Erfahrung der vergangenen Jahre noch selbstständiger geworden sei und deutlich mehr Verantwortung übernehme. „Eine schöne Entwicklung, finde ich, denn sie merken, dass ihre Stimme gehört wird, wenn sie aktiv sind.“ Diese Selbstermächtigung zu erfahren und sich damit aktiv in die Gesellschaft einzumischen, ist ein großer Gewinn, findet auch Lotte.

Viele der Jugendlichen bringen sich nicht nur organisatorisch ein, sondern auch künstlerisch. Auch für Lotte ist das Festival eine besondere Möglichkeit, neben dem Eventmanagement und den organisatorischen Prozessen, auch ihre Kreativität auszuleben. Mit ihrer Band „Udder Chaos“ trat sie im vergangenen Jahr auf und sorgte vor der Bühne für einen kleinen ‚Moshpit‘ – und ein tolles Gemeinschaftsgefühl. 

Experimentierraum und politisches Statement zugleich

Vom künstlerischen Selbstausdruck bis hin zum politischen Engagement: Die Jugendlichen wollen sichtbar sein „Es wird so viel über junge Menschen gesprochen, aber selten mit uns“, erzählt Lotte. Um den direkten Austausch möglich zu machen, wurden die Podiumsdiskussionen zum festen Programmpunkt. „Einer von uns war erst 13 und hat den Oberbürgermeister letztes Jahr richtig in die Zange genommen“, erinnert sich Lorenz, „das war richtig cool zu sehen, dass so ein Gespräch durch das Festival überhaupt möglich wird.“

In diesem Jahr steht die Podiumsdiskussion unter dem Stichwort Generationengerechtigkeit: Wie sieht eine faire Zukunft für alle aus? Und zurück zum Ohrwurm: Ist die Zukunft wirklich pink? „Die Zukunft kann nur pinker werden“, meint Lorenz. Der 17-Jährige macht sich Sorgen: der Rechtsruck in Europa, geopolitische Krisen. Das Festival gibt ihm Zuversicht: „Es ist wichtiger denn je, dass man sich engagiert und nicht einfach nur dasitzt und alles passieren lässt!“  Und Lotte ergänzt, dass das Festival sehr deutlich zeigt: „Wir sind die Zukunft!“

Text: Nina Hennecken