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„Bestimmte Trends der Jugendkultur sind globale Phänomene“
Interview

„Bestimmte Trends der Jugendkultur sind globale Phänomene“

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Im Projekt „Together“ spielen Jugendliche aus fünf Bremer Stadteilen zusammen Theater, die im Alltag kaum Berührungspunkte haben. Wie trotz oder gerade wegen ihrer Unterschiedlichkeit eine spannende stadtweite Theaterproduktion entsteht, beschreibt Projektleiter Christian Psioda im Interview.

Christian Psioda arbeitet als Projetleiter bei der Quartier Bremen gGmbH.

Sie bringen junge Menschen aus fünf Bremer Stadtteilen in einer gemeinsamen Theaterkompanie zusammen. Wie unterschiedlich sind diese Jugendlichen, die doch alle Bremer*innen sind?

Vorweg sollte die Diversität der Bremer*innen nicht unterschätzt werden. Im Ernst: Wir erleben je nach Betrachtung einerseits sehr unterschiedliche Jugendliche – ungeachtet ihrer Herkunft. Sie haben verschiedene Interessen, Fähigkeiten, Stärken, Schwächen, Talente und Ideen. Das macht jede*n Einzelne*n so wertvoll für das Projekt und unser konkretes Ziel einer kollektiven Eigenproduktion, die ihrem Inhalt und ihrer Art nach wesentlich von den Jugendlichen verantwortet werden soll. Andererseits partizipieren die meisten der Teilnehmer*innen an einer mehr oder minder gemeinsamen Jugendkultur. Ob Mode, Musik, Medien oder aktuelle Gebräuche: All diese identifikatorisch verbindenden Segmente sind den Jugendlichen wie auch unserem Projekt dienlich, um trotz Diversität gemeinsame Positionen zu ermitteln. Besonders im Kontext der hier starken Transkulturalität stellen wir fest, dass bestimmte Trends der Jugendkultur globale Phänomene sind.

Wie weit ist die Gruppe zusammengewachsen? Fühlen sich die Jugendlichen schon als Teil eines Ganzen?

Wir erleben von Anfang an viel soziale und kulturelle Neugier sowie eine hohe Kooperationsbereitschaft bei den meisten. Diese zeigt sich besonders bei den gemeinsamen Probenterminen, die wir regelmäßig als Workshop-Tage neben den fünf wöchentlichen Stadtteilwerkstätten durchführen. Hier werden die Teams oft zu stadtteilübergreifenden kreativen Aufträgen „verleitet“. Das klappt mehrheitlich erstaunlich gut und wirkt inspirierend. Dabei fördern die begleitenden professionellen Künstler*innen und Assistentinnen verblüffend effektiv wertvolle und überaus kreative Ideen zutage. Natürlich bleiben bei 45 eben auch diversen Jugendlichen unterschiedlichen Alters Unstimmigkeiten nicht aus. Aber die erleben wir nur in Einzelfällen. Zudem konnte bislang jedes zwischenmenschliche Problem schnell und nachhaltig gelöst werden. Ob sich die Jugendlichen als Teil eines Ganzen fühlen, lässt sich pauschal schwer beantworten. Jedoch haben alle Teilnehmer*innen spürbar engagiert das große Ganze als gemeinsames Ziel vor Augen.

Wie gelingt dabei die künstlerische „Fusion“ der verschiedenen Gruppen und wie sorgen Sie dafür, dass alle Beteiligten sich gleichberechtigt einbringen können? Welche Rolle spielt dabei eine gute Zusammenarbeit des künstlerischen-pädagogischen Teams?

Besonders die gemeinsamen Probentage sorgen für den künstlerischen Austausch sorgen und werden zunehmend richtungsweisend. Die Gruppen zeigen Erarbeitetes aus den Stadtteilen und begeben sich an diesen Tagen in neue kreative Zusammenhänge. Dabei erarbeiten sie basierend auf dem Eingebrachten und hier Gestalteten wiederum emergente Inhalte und szenische Ideen für die gemeinsame Produktion. Alle Jugendlichen sind eingeladen, sich mit ihren Ideen in diesen Prozess einzubringen. Welche Ideen verwertet und welche verworfen werden, verhandeln die Jugendlichen argumentativ miteinander und auf Augenhöhe mit dem Team. Das gut abgestimmte künstlerisch-pädagogische Team trägt wesentlich zum Gelingen bei, indem es diesen anspruchsvollen Prozess moderiert und moduliert. Dabei bringt es sich zwar ein, hält sich zugleich jedoch mit Einflüssen zurück. Hierfür braucht es eine inklusionsorientierte Haltung und engmaschige Abstimmung im Hintergrund.

Foto: Claudia A. Cruz