Skip to main content
home
chevron_right
Magazin
chevron_right
Alles digital
Interview

Alles digital

Im Gespräch mit Fabian Müller, engagiert für das Minetest-Bildungsnetzwerk

veröffentlicht:

Geht Lernen auch spielerisch mit digitaler Technik? Als „Corona“ = Homeschooling hieß, wurde ein Bildungsserver für Jugendgruppen und Schulklassen als digitales Netzwerk gemietet, auch zum nachhaltigen Einsatz. Genutzt wird v. a. das Computerspiel Minetest zum Lernen. Und Fabian Müller programmiert.

Fabian Müller ist 14 Jahre alt und geht in die 09 Klasse. Seit März 2020 ist er Administrator beim Projekt Minetest-Bildungsnetzwerk. Er sieht in der Digitalität die Zukunft. Das analoge wird seiner Meinung nach immer mehr verschwinden.

Minetest-Bildungsnetzwerk
Gamification bzw. Game based Learning, ist der Einsatz von (Computer-)Spielen für den Erwerb von Bildung und Kompetenzen. Dafür wird Minecraft und immer öfter auch Minetest für Bildungszwecke eingesetzt.

Du engagiert dich in dem Projekt Minetest-Bildungsnetzwerk. Was ist das für ein Projekt?

Das Minetest Bildungsnetzwerk ist ein offizielles Netzwerk, was in einem Spiel verbaut ist. Dort können Jugendliche, Schülergruppen oder Erwachsene auf dem Server verschiedene Projekte machen, z. B. haben wir eine Schulklasse, die ein Mathe-Projekt macht. Wie wird ein Quadrat im Innenbereich ausgerechnet? Da kann man viele verschiedene Möglichkeiten austesten. Außerdem haben wir eine Religionsgruppe, die verschiedene Bereiche aus der Religion aufbaut, z. B. die zehn Gebote. Wir versuchen, Bildung jedem zu ermöglichen und das spielerisch. Da wir in der Corona-Zeit angefangen haben, hieß es früher noch Corona-Bildungsnetzwerk. Und dann haben wir gemerkt, dass das vielen Leuten sehr viel Spaß macht und so wurde es ein generelles Bildungsnetzwerk.

Es heißt, dass Computerspiele auch bilden. Was kann jemand lernen, der ein Computerspiel auf dieser Plattform spielt?

Man kann lernen, sich einen Raum bildlich vorzustellen. Wir haben jetzt ein neues System aufgebaut, was Mathe-Projekte einfacher macht und das einen spielerisch zum Lernen bringt − was vielen Schülern hilft, weil aus eigener Erfahrung: Lernen macht sonst nicht viel Spaß. Wir stehen für fast jedes Thema komplett offen.

Was gefällt dir an dem Projekt am besten?

Am meisten Spaß macht es mir, zu sehen, dass Menschen auf den Server kommen, Spaß haben beim Spielen und dabei was lernen. Wir haben einen Preis gewonnen, der vom nordrhein- westfälischen Institut ausgeschrieben wurde. Da haben wir den ersten Platz in punkto „Medien und Lernen“ gewonnen. Unser Ziel ist es, einfach so viel wie möglich Benutzer auf diesen Server zu bekommen, um dann dieses Projekt so groß wie möglich zu machen.  

Welche Rolle hast du dabei oder welche Aufgaben übernimmst du?

Ich bin einer der Administratoren und Quereinsteiger in dem Projekt. Ich habe das durch meine Konfirmations-Gruppe kennengelernt. Ich kannte mich sehr gut aus, was Server und auch was Discord betrifft. Das war gut, denn wir nutzen ja die Sprach- und Textplattform Discord. Und dann habe ich einfach meine Hilfe angeboten, was das Programmieren vom Discord- und vom Minetest-Bildungsnetzwerk-Server angeht. Das fanden wohl die Gründer, der Thomas Ebinger, sehr toll.

Warum ist es für dich wichtig, digital zu lernen und nicht z. B. nur im Klassenraum?

Durch die Lockdown-Phase, die wir hatten, wurde viel über Online-Schooling gearbeitet. Wir werden das so gut wie möglich ausbauen und versuchen mit der Technik weiter voranzuschreiten. Und dann ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dass auch die Jugendlichen lernen, wie man mit der Technik umgeht, das kriegen wir mit unserem Server gut hin. Wir zeigen, dass diese Medien auch zum Lernen benutzt werden können und nicht nur zum Spielen.

Spielerisch oder über Gamification zu lernen: Was würdest du dir dazu in Zukunft wünschen?

Die Reichweite, die ausgebaut werden kann, wünsche ich mir sehr. Dass mehr Erwachsene auf den Server kommen, um vielleicht deren Kinder zu ermutigen oder zu motivieren. Jeder hat seine eigenen Vorlieben. Einer geht gerne reiten oder einer spielt gerne Computerspiele. Und für die Leute, die gerne Computerspiele spielen, ist Minetest bzw. ein Bildungsnetzwerk sogar sinnvoll, weil sie dadurch auch mehr lernen und nicht nur am PC oder an der Konsole rumsitzen.

Wenn wir jetzt vom Projekt einen Schritt zurückgehen und allgemeiner auf das aktuelle Weltgeschehen gucken – gibt es ein Thema, das dich beschäftigt?

Wann können wir wieder so normal wie möglich leben? Das ist ein ganz großes Thema, weil jeder in der Schule fragt sich: Wann ist diese Maskenpflicht endlich vorbei? Wann gibt es einen Impfstoff? Wir können uns draußen nicht mehr treffen oder müssen Mindestabstand einhalten. Früher hat man sich gerne in der Schule noch mit Freunden in den Arm genommen. Das darfst du heute alles nicht mehr machen und das fehlt den meisten Leuten, auch mir. Das zieht einen sehr runter aktuell und beschäftigt mich.

In der Corona-Zeit habe ich tatsächlich gemerkt, dass ich sehr viel zu Hause war. Und so ist mir klargeworden, dass mich das schon sehr in den Möglichkeiten einschränkt. Von daher denke ich mir, wenn das jetzt vorbei ist, werde ich auf jeden Fall ein ganz anderes Leben führen.

                               Fabian Müller, engagiert im Minetest-Bildungsnetzwerk

Wenn wir jetzt nochmal auf die Digitalisierung zu sprechen kommen: Was würdest du dir für den Bereich digitale Bildung wünschen?

Ich wünsche mir, dass die Schulen auf Digitalität aufmerksam werden. Denn meine Schule zeichnet sich als Medienschule aus, was so gar nicht stimmt. Unsere Computerräume sind alle gesperrt worden, weil unsere Server nicht mehr laufen. Mein Wunsch ist es, dass Schulen sich jetzt mit dem Thema „digital“ befassen und sagen, wir bieten mehr Möglichkeiten, digital zu arbeiten.

Digitalisierung ist wichtig, weil wir immer mehr in die modernere Welt gehen und somit das Analoge hinter uns lassen. Es gibt irgendwann wahrscheinlich nichts mehr, was nicht auch digital geht. Was dann bedeutet, wir müssen lernen, was wir tun sollen, um dieses digitale Leben am Laufen zu halten.

                               Fabian Müller, engagiert im Minetest-Bildungsnetzwerk

Was bräuchte es, um das am Laufen zu halten oder welche Kompetenzen sollte jede oder jeder haben?

In der Berufsausbildung sollten einfach größere Lernmethoden für die Technik aufgebaut werden. In der Grundschule sind ja noch die Grundlagen wichtig. Aber in der späteren Ausbildung sollte man lernen, wie man mit der Technik richtig umgeht, um dies dann eventuell für den eigenen Job ausüben zu können. Ich sag mal so, die Zukunftsvision heißt: Es wird alles digital laufen, irgendwann.

Der Beitrag ist erstveröffentlicht in: Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (2020): Zukunftsgestalter*innen. Mit Kunst und Kultur für die Gesellschaft aktiv. Arbeitshilfe. Berlin/Remscheid. S. 128-131.