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Position
Internationale Partnerschaften in schwierigen Zeiten: Kontakte gerade jetzt aufrechterhalten!
02.04.20
Der europäische, internationale und globale Austausch von jungen Menschen und von Fachkräften aus allen Bereichen der Jugendarbeit ist vollständig zum Erliegen gekommen. Das internationale Team der BKJ ruft alle Träger dazu auf, gerade jetzt ihre Partnerschaften zu pflegen.
Den lokalen, regionalen und bundesweiten Trägern internationaler Begegnungen im Feld der Kulturellen Bildung und ihren Partnern im Ausland sind aktuell die Hände gebunden – das, was die Bundesvereinigung Kultu-relle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) unter dem Slogan jugend.kultur.austausch zusam-menfasst, findet nicht mehr statt. Und niemand weiß, wie lange diese Situation noch anhalten wird. Weder hier in Deutschland, noch in den europäischen Ländern – geschweige denn in den Partnerländern des Globalen Südens. Hier sind das zeitliche und vor allem das menschliche sowie das gesellschaftliche Ausmaß der Pandemie noch am wenigsten abzuschätzen.
Alle vorbereitenden Planungen für schon terminierte Begegnungen von jungen Menschen und Kulturpädagog*innen in diesem Jahr sind auf Eis gelegt. Der Eine oder die Andere hat noch die vage Hoffnung, dass im Herbst wieder erste grenzüberschreitende Begegnungen möglich sein werden. Andere haben sich mit ihren Partnern im Ausland abgestimmt und ihre gemeinsamen Vorhaben auf 2021 verschoben.
Gerade in dieser schwierigen Zeit sind Kommunikation und Abstimmung mit den Partnerorga-nisationen, in welchem Land auch immer, das A und O. Aber diese Kommunikation sollte sich angesichts der die gesamte Welt herausfordernden Pandemie nicht nur auf die Überlegungen und Planungen zukünftiger gemeinsamer Vorhaben beziehen. Ganz im Gegenteil: Jetzt ist auch wirkliches Interesse an den Partner*innen als Personen gefragt, die ja teilweise zeitlich verzögert den Höhepunkt der Pandemie erleben und durchstehen müssen.
Deshalb wollen wir alle haupt-, neben- und ehrenamtlichen Kolleg*innen ausdrücklich dazu ermuntern, ja dazu aufrufen, den regelmäßigen Kontakt und Austausch mit ihren Partner*innen rund um den Globus aktiv zu suchen und zu pflegen – auf welchem elektronischen oder digita-len Weg auch immer. Und dies gilt natürlich auch für die jugendlichen Teilnehmer*innen von Begegnungen, die schon stattgefunden haben: Sucht und haltet den Kontakt zu den neu gewonnenen Freund*innen – im Nachbarland Frankreich oder Polen, in den Ländern Europas, oder in Ländern auf anderen Kontinenten!
Es wäre fatal, diese Kontakte jetzt ruhen zu lassen, nur weil wir alle schmerzlich konstatieren müssen, dass eine erneute persönliche Begegnung in den nächsten Monaten mit Sicherheit nicht möglich sein wird. Jetzt ist die Zeit der Bewährungsprobe, ob ein wirkliches Interesse aneinander besteht, ob eine wirkliche Partnerschaft über große Distanzen entsteht – oder ob wir nur auf das nächste Highlight, die nächste Begegnung miteinander, fixiert sind.
Es ist klar, dass viele Akteur*innen der Kulturellen Bildung, dass viele Einrichtungen und Organisationen der verschiedenen Kunstsparten in Deutschland existenzielle Sorgen und Nöte haben. Das bedeutet eine große Herausforderung und viel gezielten Kampf ums wirtschaftliche Überleben. Aber gleichzeitig führen uns die Gespräche mit Kolleg*innen z.B. aus den Ländern des Globalen Südens deutlich vor Augen, dass wir in einem Land leben, in dem wir sehr viel vertrauensvoller als anderswo auf unser Gesundheitssystem bauen können und dass wir (bei aller berechtigten Kritik) eine Regierung haben, die die aktuelle Situation nicht noch zur persönlichen Bereicherung an Macht oder Geld ausnutzt.
Und damit wiederum ist angedeutet, dass internationale Beziehungen, grenzüberschreitender Austausch, vertrauensvolle Partnerschaften von Land zu Land, gemeinsame Aktivitäten über Kontinente hinweg und vereintes Ringen um beste Lösungen für viele weltweiten Probleme nach dieser Pandemie wohl noch viel wichtiger werden, als es zuvor schon der Fall war.
Und um dies zu erreichen, darf auch der Bereich der Kulturellen Bildung zukünftig nicht ver-säumen, noch deutlich mehr Fachkräften und jungen Menschen aus allen Milieus, gesellschaft-lichen Schichten und städtischen oder ländlichen Räumen eindrückliche und zum Teil Lebens-wege verändernde grenzüberschreitende Lernerfahrungen zu ermöglichen. Und dies dann vor allem wieder face-to-face, von Mensch zu Mensch, von Kollege zu Kollegin – ergänzt durch vielerlei digitale Kommunikationsformen, die wir alle gerade in rasender Geschwindigkeit in unsere Handlungsabläufe integrieren.
In Betrachtung all dessen: Warten Sie nicht, bis diese Pandemie vorüber ist. Kontaktieren Sie auch jetzt ganz aktuell und weiterhin regelmäßig ihre internationalen Partner*innen, tauschen Sie sich über Ihre jeweilige Situation aus, vertiefen Sie das Interesse aneinander und das Ver-trauen zueinander. So lernen Sie einerseits die Folgen der Pandemie auch aus einer anderen Perspektive als der der deutschen Medienlandschaft kennen und andererseits legen Sie ge-meinsam mit Ihren Partner*innen dadurch die Basis für zukünftige Begegnungen mit Themen und inhaltlichen Fragestellungen, die für alle Beteiligten von echtem Interesse sind und ge-meinsam künstlerisch bearbeitet werden können.
Wir wünschen Ihnen, den Ihnen Nahestehenden, Ihren Einrichtungen und Organisationen sowie Ihren teils sehr weit entfernten Partner*innen eine glückliche Hand im Umgang mit dieser Situation, auf die wir alle nicht vorbereitet sind!
Das Team des Bereichs Kulturelle Bildung International der BKJ
Remscheid, 2. April 2020
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