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Interview
Nachhaltigkeit gestalten: Wie Kulturelle Bildung zur Transformation beiträgt
Im Gespräch mit Kathrin Hartmann, Vorstandsmitglied der BKJ und stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Bibliotheksverbandes
29.08.24
Nachhaltigkeit ist ein vielschichtiges Thema, das den gesellschaftspolitischen Diskurs bewegt. In einer Online-Dialogreihe gibt die BKJ Antworten auf die Frage, welchen spezifischen Beitrag die Kulturelle Bildung in der Nachhaltigkeitsdebatte leisten kann.
Warum beschäftigt sich die BKJ als Dachverband der Kulturellen Bildung mit Nachhaltigkeit?
Wir leben in einer Gesellschaft, die sich zu nachhaltigen Entwicklungszielen verpflichtet hat und dafür Sorge tragen muss, dass Kinder und Jugendliche in einer Welt aufwachsen, die nachhaltig organisiert ist. Und natürlich: das Thema Nachhaltigkeit und die Herausforderungen des Klimawandels bewegen Kinder und Jugendliche stark. Beides sind für mich maßgebliche Gründe, um gemeinsam auszuloten, was die Kulturelle Bildung zur Umsetzung von Nachhaltigkeit beitragen kann, und uns als Verbände selbst zu verpflichten, uns mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Das heißt einerseits zu überlegen, wie wir zu den Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales beitragen und darüber hinaus sichtbar zu machen, was die Kultur beziehungsweise, die Kulturelle Bildung Spezifisches zur Nachhaltigkeit leistet. Dabei geht es weniger darum, eine gemeinsame Definition zu finden. Was wir entwickeln müssen, ist eine gewisse Ambiguitätstoleranz, mit der wir die Multidimensionalität von Nachhaltigkeit und die unterschiedliche Gewichtung in den jeweiligen Bereichen der Kulturellen Bildung gut aushalten können. Nachhaltigkeit ist kein Zeitgeistthema, sondern eine ganz grundsätzliche Frage. Wenn wir unserer Generation, aber auch nachfolgenden Generationen ermöglichen wollen, in einer lebenswerten Welt zu leben, müssen wir uns für Nachhaltigkeitsziele einsetzen. Mit aller Kraft.
Wieso spielt Nachhaltigkeit in der Kulturellen Bildung eine Rolle?
Nachhaltigkeit ist kein Zeitgeistthema, sondern eine ganz grundsätzliche Frage. Wenn wir nachfolgenden Generationen ermöglichen wollen, in einer lebenswerten Welt zu leben, müssen wir uns für Nachhaltigkeitsziele einsetzen. Mit aller Kraft.
Kathrin Hartmann, Vorstandsmitglied der BKJ und stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Bibliotheksverbandes
Gerade die Kulturelle Bildung hat vielfältige Möglichkeiten und auch eine Verpflichtung gegenüber Kindern und Jugendlichen für Nachhaltigkeit einzustehen. Ich glaube, Nachhaltigkeit spielt auf verschiedenen Ebenen eine Rolle. Wir merken das beispielsweise bei uns im Bibliotheksverband: Projekte Kultureller Bildung, die wir im Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ fördern, werden immer häufiger zu Nachhaltigkeitsthemen eingereicht. Und wir selbst haben uns natürlich auch die Frage gestellt, welche Rolle Bibliotheken in der Nachhaltigkeitsdebatte spielen. Angefangen bei dem Aspekt von ökologischer Nachhaltigkeit, mit dem Bau von Bibliotheken bis hin zu verschiedenen Bildungsmaßnahmen: Wie können Bibliotheken beitragen und welche Materialien können Bibliotheken bereitstellen, um Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) zu realisieren? Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit aufgrund der vielfältigen Herausforderungen der aktuellen Welt im gesellschaftspolitischen Diskurs ein wenig in den Hintergrund rückt – so mein Eindruck – ist es mir wichtig, dass wir uns mit diesem Thema langfristig beschäftigen.
Können Sie uns ein Beispiel geben für die Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit?
Für unseren Bereich ganz klar: das Sharingsprinzip und damit die Grundidee von Bibliotheken, Dinge zu verleihen und zu teilen. Aber auch, dass wir aufklären, Informationen bereitstellen und mit Kindern und Jugendlichen konkret in Projekten an diesen Themen arbeiten. Bibliotheken tragen über ein breites Kultur- und Bildungsangebot mit zur Verbesserung von Teilhabechancen bei – auch das ist ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit. Das Thema ist sehr vielschichtig und lässt sich nicht nur auf einzelne Nachhaltigkeitsziele, wie beispielsweise Ökologie beschränken. Es muss gleichzeitig multidimensional, aber auch ganz spezifisch gedacht werden. Die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit kann beispielsweise nicht heißen, dass Projekte des Internationalen Jugendkulturaustauschs nicht mehr durchgeführt werden können, wenn hierfür Flugreisen erforderlich sind. Denn die Begegnungen sind kulturell nachhaltig. Und dennoch ist es wichtig, sich mit der Frage zu beschäftigen. wie diese Begegnungen ressourcenschonend umgesetzt werden können.
Mit welchen Themen müssen sich Organisationen auf jeden Fall auseinandersetzen, wenn sie Nachhaltigkeit umsetzen wollen?
Das wird häufig unterschiedlich gewichtet und hängt stark von den jeweiligen Angeboten der Kulturellen Bildung ab. Für manche steht ökologische Nachhaltigkeit im Vordergrund, für andere sind soziale oder andere der 17 globalen Ziele der Vereinten Nationen (UN) für eine nachhaltige Entwicklung, die „Sustainable Development Goals (SDGs)“ zentral. Im Allgemeinen gehören für Organisationen verschiedene Überlegungen dazu: Wie können wir in unserer Arbeit verantwortungsvoll mit Ressourcen wirtschaften? Wie können wir gute Arbeitsbedingungen schaffen? Wie können wir Bewusstsein schaffen? Sind die Bildungsthemen, für die wir in Kultureller Bildung einstehen nicht per se nachhaltig? Wie können wir das im politischen Diskurs einbringen? Es ist wahnsinnig vielschichtig. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass sich alle aktiv damit beschäftigen und ihr Handeln dann auch bewusst auf das Erreichen der Nachhaltigkeitziele ausrichten.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es für Organisationen, sich mit den vielschichtigen Nachhaltigkeitsdimensionen auseinanderzusetzen?
Es gibt mittlerweile ganz unterschiedliche und wirklich zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten, auch speziell für Kultureinrichtungen. Einerseits gibt es Unterstützungsangebote, um den Whole Institution Approach, den ganzheitlichen BNE-Ansatz, umzusetzen, wie zum Beispiel das Programm „SIN – Start in die Nachhaltigkeit für Kulturinstitutionen“ der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel oder auch die Programme des Instituts für Zukunftskultur. Es gibt also sowohl den Blick auf die Organisationsentwicklung, aber es gibt auch den Fokus auf Bildungs- und Qualifizierungsangebote rund um Bildung nachhaltiger Entwicklung (BNE) und Globales Lernen, etwa die von der BKJ und den beiden Akademien in Remscheid und Wolfenbüttel umgesetzte Qualifizierungsreihe „kreativ_transformativ“. Das sind schon recht spezifische Angebote. Mit welchen Dimensionen von Nachhaltigkeit wir uns als Verbände und im Feld der Kulturellen Bildung grundsätzlich auseinandersetzen sollten, dazu haben wir in der BKJ jetzt eine Online-Dialogreihe konzipiert, zu der wir herzlich einladen.
Um welche konkreten Inhalte wird es in der Online-Dialogreihe gehen?
Wir sprechen beispielsweise über die vier Nachhaltigkeitsdimensionen im Kontext Kultureller Bildung, über finanzielle Strukturen und ökonomische Dimensionen oder über die BNE und die Herausforderung der Qualifizierung von Fachkräften. Unsere Mitglieder haben dadurch die Möglichkeit, genau das rauszupicken, was für sie besonders relevant ist. Wenn sie sich dem Thema in ganzer Bandbreite widmen, bietet sich natürlich auch die Chance in Sachen reinzuschnuppern, die man vielleicht noch gar nicht als so relevant in Bezug auf das Thema gesehen hat. Gleichzeitig bietet die Online-Dialogreihe aber auch die Möglichkeit, sich untereinander über das Thema Nachhaltigkeit auszutauschen. Das finde ich total super und deshalb erstmal ein gutes Unterstützungsangebot.
In der Online-Dialogreihe „Nachhaltigkeit in der Kulturellen Bildung und im Verband“ beleuchtet die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) das Thema Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven. Die Reihe richtet sich an Vertreter*innen von Mitgliedsverbänden der BKJ, die sich mit Blick auf die Verbandsentwicklung für Nachhaltigkeit und den Transfer dieses Konzepts in die eigene operative Praxis interessieren. Eingeladen sind darüber hinaus interessierte Fachkräfte aus Kultur und Kultureller Bildung.
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