Leichte SpracheGebärdensprache

Aus der Praxis

Digital in eine nachhaltige Zukunft

Preisträgerprojekt „mondo digitalis“ im MIXED UP Wettbewerb 2021, Selfiegrafen, Dortmund

27.10.21

Digitalität und Nachhaltigkeit eröffnen progressive Wege, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Dortmunder Schüler*innen verbanden beides und probierten digitale Mittel aus, um sich kreativ mit dem Thema „Nachhaltigkeit & ich“ zu beschäftigen.

Von Waldemar Kesler

Das Kindermuseum „mondo mio!“ im Dortmunder Westfalenpark folgt in seiner Arbeit dem Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, das dafür sensibilisiert, wie sich das eigene Handeln auf zukünftige Generationen und das Leben in anderen Weltregionen auswirkt. Als Iris Wolf und Jörg Meier vom Bildungs- und Künstlerkollektiv Selfiegrafen einen Kooperationspartner für ihr erstes digitales Projekt suchten, entwarfen sie zusammen mit dem Kindermuseum den Plan, Digitalität und Nachhaltigkeit in einem Bildungskonzept zu verbinden: Bei „mondo digitalis“ werden die digitalen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu Ausdrucksmöglichkeiten eigener Ideen für ein nachhaltiges Leben.

Die Kinder und Jugendlichen haben getüftelt, ausprobiert und mit Begeisterung gelernt: In ihrer Rolle als junge Testwissenschaftler*innen erprobten sie seit März 2021 im Rahmen des Projekts „mondo digitalis“ digitale Tools zum Thema „Nachhaltigkeit & iIch“. Entstanden sind fünf Lernreisen für Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen, die digitales Know-how, Kenntnisse über nachhaltiges Leben, Spaß, Spannung und Kreativität verbinden. „mondo digitalis“, das interaktive Digitalprojekt zur Nachhaltigkeit, wird nun im Kindermuseum mondo mio! für alle erlebbar.

Sie wurden über fünf Monate in fünf verschiedenen Gruppen von Schüler*innen getestet und die Erfahrungen danach ausgewertet. Zwei pädagogisch-technisch ausgebildete mondo-digitalis-Coaches standen jeder Lerngruppe als Paten zur Seite. Sie sollen auch in Zukunft Wissen über Nachhaltigkeit mit digitaler Bildung verknüpfen.

Fürsorge für Pflanzen und Roboter

In der ersten Lernreise „Gib dem Blue-Bot ein Zuhause“ haben Vier- und Fünfjährige entdecken können, wie Programmierung als technisches Hilfsmittel funktioniert. Dazu haben die Kinder aus der FABIDO Tagesstätte Bornstraße in Dortmund ihre Nachbarschaft und die Orte erkundet, die ihnen besonders gefallen. Diese Lieblingsorte stellten sie in einer gebastelten Miniaturversion nach, die das Zuhause für den kleinen Roboterkäfer Blue-Bot werden sollte. Damit dieser dann in der für ihn gebauten Umgebung unfallfrei herumfahren kann, haben die Kinder seine Bewegungen programmiert.

Als die Grundschulkinder der Ostenbergschule in Dortmund-Barop bei der zweiten Lernreise „Die Superpflanze rettet unsere Schule“ im eigenen Schulgarten Beete anlegten und Stecklinge in die Erde setzten, erfuhren sie, wie lebensnotwendig Pflanzen für Menschen und Tiere sind. Diese Anregungen verarbeiteten die Schüler*innen mit Stift und Papier in einer Geschichte, in der eine Superpflanze ihre Schule rettete. Dann wandelten sie mithilfe der grafikbasierten Programmiersprache ScratchJr ihr analog gezeichnetes Storyboard auf dem iPad in eine digital-interaktive Erzählung um.

Für Monika Lahme-Schlenger, die Museumsleiterin des mondo mio!, ist es wichtig, dass sich die Kinder beim Lernen nicht nur auf den technischen Aspekt des Projekts konzentrieren. Das Programmieren geht für die Kinder der Tagesstätte Bornstraße mit der bewussten Wahrnehmung ihrer Umgebung einer. Und auch das Pflanzenprojekt hat einen direkten Bezug zur Lebenswelt der Schüler*innen: Viele von ihnen verspürten im Corona-Lockdown den Wunsch danach, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen und wenn es schon kein Hund sein konnte, dann eben eine Pflanze. „Daran sehen wir, dass unser Digitalprojekt auch sehr emotionale Wege gegangen ist. Die Digitalität hat sich bei uns gut in ein ganzheitliches Bildungskonzept eingebettet, weil wir bei den Bedürfnissen der Kinder und ihrem Umfeld angefangen haben.“

Die Wahrheit hinter Müll, Konsum und Handys

Da bei der richtigen Mülltrennung schon etliche Erwachsene scheitern, haben sich die Schüler*innen der Klasse 3a der Reichshofgrundschule in Dortmund-Brackel bei der dritten Lernreise „Der Müllroboter“ über die verschiedenen Müllsorten kundig gemacht. Sie gestalteten Wertstofftonnen und statten sie mit einem Sensor aus, der bei jedem Öffnen der Tonne mitzählt, wie viel Müll weggeworfen wird. Den Algorithmus für den Sensor programmierten die Kinder mit dem Mikrocontroller „Calliope mini“ selbst. Über einen Editor mussten sie dabei die logischen Schritte finden, um die Zählfunktion einzurichten. Die Kinder der Klasse 4a der Ostenberg-Grundschule in Dortmund-Barop haben sich in der vierten Lernreise „Die Konsum-Lüge“ näher angeschaut, unter welchen Bedingungen Schokolade produziert wird. Mit ihrem neuerworbenen Wissen und kleinen Platinen, die mit Computern verbunden sind, gestalteten sie ein Quiz nach dem Vorbild der Fernsehshow „1, 2 oder 3“. Bei der fünften Lernreise, „Die Reise des Handys“, haben sich Jugendliche der neunten Klasse des Heisenberg-Gymnasiums in Dortmund-Eving mit der Herstellung und den Lebenszyklen ihrer Handys beschäftigt und die vielen Probleme hinter ihrem Lieblingsspielzeug entdeckt. Die Ergebnisse dieser Recherche verarbeiteten sie in einem kleinen Drehbuch über Ausbeutung und Elektroschrott. Mit dem Programm CoSpaces programmierten sie dann einen 3D-Film über die Lebensstationen eines Smartphones, den sich ihre Mitschüler*innen mit Virtual Reality-Brillen anschauen konnten.

Technik braucht Raum zum Experimentieren

Bei mondo digitalis geht es vor allem um den eigenständigen Lerneffekt der Kinder und Jugendlichen und auch das Wissen, dass Fehler machen Teil des Lernprozesses ist: „Das Arbeiten mit digitalen Tools lädt zum Experimentieren ein. Fehler machen kann neu bewertet werden, ein Fehler führt nicht automatisch zum Misserfolg, sondern spornt an, den richtigen Weg zur Lösung des Problems zu finden“ sagt Iris Wolf vom Projektträger Selfiegrafen.
Ihr Kollege Jörg Meier ergänzt dazu:

Die Modis befähigen Kinder und Jugendliche, digitale Endgeräte nicht nur anzuwenden. Durch die Verknüpfung mit einem nachhaltigen Thema, wird Digitalität in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt.

Jörg Meier, Selfiegrafen

Vom 3. Oktober 2021 bis mindestens Ende Februar 2022 sind die Ergebnisse in einer Ausstellung im „mondo mio!“ zu sehen. Alle Modis dürfen durchstöbert und alle Tools vor Ort ausprobiert werden. Die Lernreisen sollen auch weiterhin verliehen werden.

"mondo digitalis" ist Preisträger im MIXED UP Wettbewerb für kreative Kooperationsprojekte 2021 in der Kategorie "Innovation: Auf ins Neue".

Das sagt die Jury:

Kultur, Digitalität und Nachhaltigkeit – das gehört zusammengedacht! Robotik und Programmiersprache gemixt mit kreativen Gestaltungsfragen sowie mit Konsum- und Umweltperspektiven: In mobilen Digitallaboren, die spannende Experimentier- und Lernreisen ermöglichen, nähern sich Kinder und Jugendliche Funktionsweisen digitaler Technik an. Und bleiben da nicht stehen: Kulturelle Medienbildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und künstlerische Gestaltung münden in einer vielfältigen interaktiven Ausstellung, in der sich Teilnehmer*innen und Besucher*innen generationsübergreifend austauschen können. Eine spannende Kooperation aus einem Träger Politischer und Kultureller Bildung, Digitalexpert*innen und einem Kindermuseum mit Kitas und Schulen setzt digitale Bildung enorm vielschichtig um und macht das Gelernte erlebbar und öffentlich. Die Jury ist sich sicher: Es braucht mehr dieser ganzheitlichen Ansätze von Digitalität und ihre enge Verknüpfung mit Nachhaltigkeit.

Zitiervorschlag

BKJ: Digital in eine nachhaltige Zukunft
https://www.bkj.de/ganztagsbildung/mixed-up-wettbewerb/wissensbasis/beitrag/digital-in-eine-nachhaltige-zukunft/
Remscheid und Berlin, .

    BKJ-Inhalt

    Typo: 357

    Diese Seite teilen:

    Kontakt
    MIXED UP Wettbewerb

    Telefonnummer:
    +49 30 - 48 48 60 30
    E-Mail-Adresse:
    mixed-up@bkj.de

     

    Gefördert vom

    Zur Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

    Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) ist der Dachverband für Kulturelle Bildung in Deutschland.