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Aus der Praxis

Ein starkes Bildungsnetzwerk bringt Kultur in den Ganztag

Projekt „Klima machen wir alle“, Feuerbohne e. V. − Förderverein der Miriam-Makeba-Grundschule, Berlin

23.03.23

Eifrig schrubben Kinder Etiketten von Flaschen, die bald als Fantasiewesen mit Wackelaugen und Blumen verziert von einem Mobile blinzeln werden. Hingebungsvoll sortieren sie Kronkorken und Schraubdeckel, legen daraus ein buntes Mandala. Und sie singen.

Von Julia Göhring

Das Lied handelt von einem Stadtbaum, der sich weniger Müll zu seinen Füßen wünscht. Es ist Sommer und die Flaschen haben die Kinder von staubigen Bürgersteigen und aus trockenen Baumbeeten ihres Berliner Kiezes, Moabit, gefischt. Das Upcycling der Plastikflaschen ist Teil des Musiktheaterprojekts „Klima machen wir alle“, an dem sie in den Sommerferien teilnehmen. Viele sind Schüler*innen der Miriam-Makeba-Grundschule. Dass sie in ihren Ferien so abwechslungsreiche gestalterische Erfahrungen machen können, ist ein Ergebnis des engen Bildungsnetzwerkes, zu dem die Grundschule und der Hort gehören.

Die Kinder stehen im Mittelpunkt, das Empowern der Kinder ist das Wichtigste – und dazu haben wir alle beigetragen.

Katrin Syperek

Offener Ganztag als Ausgangspunkt für kulturelle Projektarbeit 

Wenn nach Schulschluss die Türen des roten Backsteingebäudes aufspringen und die Grundschulkinder mit ihren riesigen Ranzen herausquellen, flitzen viele von ihnen über den Hof zum Hort. Der Hort wird vom Trägerverein Mullewapp e. V. geführt, mit dem die Miriam-Makeba-Schule im offenen Ganztag kooperiert. Neben der Betreuung am Nachmittag, in Randzeiten und den Ferien unterstützen die Erzieher*innen die Lehrkräfte im Unterricht. Nach Unterrichtsschluss bietet Mullewapp viele AGs von „Trommeln“ über „Computer“ bis hin zu „Glück“ an. „Glück ist Empowerment-Unterricht mit musik- und theaterpädagogischen Methoden. Es geht darum, dass Kinder ihre eigenen Stärken und Kompetenzen besser wahrnehmen“, erklärt die ehemalige Vorsitzende des Fördervereins Feuerbohne, Katrin Syperek. Die Einführung des Angebots wurde vom Förderverein der Schule unterstützt. 

Diese bewährten Strukturen griffen auch für das Musiktheaterprojekt „Klima machen wir alle“, dessen Träger Feuerbohne e. V. war. „Die Miriam-Makeba-Grundschule ist eine musische Grundschule. Da passte es sehr gut zum Schulprofil, dass der Förderverein der Schule ein Musiktheaterprojekt umsetzt“, betont Katrin Syperek. Aber auch außerschulische Partner beteiligten sich am Projekt, dazu gehörte das Team des betreuten Otto-Spielplatzes im Viertel, das Künstlerkollektiv Andiamo, der Naturwissenschaftliche und Kulturelle Bildungsverbund Moabit und der Bürgerverein Moabiter Ratschlag. 

Schule und Hort als Teil eines Bildungsnetzwerkes im Viertel

„Außerschulische Partner werden für die Schulen wichtiger“, meint Katrin Syperek, „die Miriam-Makeba-Grundschule geht zum Beispiel auch im Vormittagsbereich für Workshops auf den Otto-Spielplatz.“ Thomas Büttner, der den Bildungsverbund Moabit im Auftrag des Bezirksamt Mitte von Berlin koordiniert, fügt an: „Bildung ist auch im sozialen Quartiersmanagement immer wichtiger geworden, weil es große Defizite gibt“. Mit dem Netzwerk versuche man, zusätzliche Unterstützung zu organisieren. 
Das Musiktheater-Projekt richtete sich sowohl an Kinder der Miriam-Makeba-Grundschule als auch an solche, die ihre Freizeit auf dem Otto-Spielplatz verbringen. Gruppen von jeweils 22 Kindern haben an Ferienworkshops zum Thema „Klima“ teilgenommen. Jeder Workshop hatte einen anderen Schwerpunkt, neben „Die Bäume und der Müll“ etwa „Geheimnisvolle Waldwesen“ oder „Das Wetter in mir“. 

„Das Besondere an dem Projekt war, dass es in Schule, Hort und an außerschulischen Orten stattgefunden hat“, erklärt Katrin Syperek. In Schule und Hort gab es vorab Schnupper-Workshops für die Kinder, damit sie herausfinden konnten, ob sie Spaß daran hätten. Die Schule stellte Aula und Turnhalle für Workshops zur Verfügung. Auch die Räume des Hortes wurden genutzt, unter anderem für die Bündnistreffen der Kooperationspartner. Die Hort-Erzieher*innen, erzählt Katrin Syperek, hätten außerdem sehr dabei geholfen, Kontakt zu den Eltern herzustellen. Zum Beispiel, indem sie diese persönlich ansprachen, wenn sie wussten, dass die Eltern die Flyer auf Deutsch nicht lesen konnten. Man habe auch die Kinder erreichen wollen, für die kulturelle Angebote nicht leicht zugänglich seien. „Da ist die Vernetzungsarbeit besonders wichtig, weil die Erzieher*innen ihre Familien kennen“, erklärt sie. In ähnlicher Weise wurden Kinder, die nicht im Hort sind, aber regelmäßig auf den Otto-Spielplatz kommen, von den dortigen Pädagog*innen auf das Projekt aufmerksam gemacht. Der Otto-Spielplatz wurde ebenso für Workshops genutzt, dort fanden sich die Kinder in ganz unterschiedlichen Konstellationen zusammen. 
Ein Kooperationsvertrag zwischen den Bündnispartnern regelte schon frühzeitig, welcher Partner welchen Beitrag leistet. So war der Förderverein zum Beispiel für die Verwaltung zuständig, für Abrechnung, dafür, Verträge mit den Honorarkräften zu machen, Veranstaltungsversicherungen für die Workshops abzuschließen, Elternbriefe zu schreiben. Thomas Büttner vom Bildungsverbund übernahm die Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit dem Förderverein, auch die Dokumentation in Form kleiner Filme wurde zum Teil über den Bildungsverbund mitfinanziert. 

Verlässlichkeit und fantasievolle Kulturpädagogik als Erfolgsfaktoren

„Die Kinder stehen im Mittelpunkt, das Empowern der Kinder ist das Wichtigste – und dazu haben wir alle beigetragen“, betont Projektleiterin Katrin Syperek. Mit Thomas Büttner ist sie sich einig, dass die Zusammenarbeit auch deshalb sehr gut funktioniert habe, weil sich die jeweiligen Partner durch die kulturelle Netzwerkarbeit im Kiez schon kannten. Neben den offiziellen Bündnistreffen habe man viel miteinander geredet, um verlässliche Absprachen zu treffen, etwa „Wer schließt die Aula wieder zu?“. Ohnehin seien es die scheinbar „kleinen Dinge“, die zum Gelingen beitrügen, ergänzt Katrin Syperek, „wie etwa kommen die Kinder von A nach B?“. Es sei zum Beispiel sehr hilfreich gewesen, dass die Hort-Erzieher*innen diese Begleitung übernommen hätten. 

Blütenrispen als Haare, Beeren als Augen, die Kinder legen Naturmaterialien, die sie im Wald gesammelt haben, auf großen Papierbögen zu fantasievollen Figuren zusammen. Animiert als Waldwesen werden sie später in einem Trickfilm die Fragen der Kinder beantworten. „Mit welch vielfältigen Ansätzen und Methoden die Musik- und Theaterpädagogen das Projekt hineingegangen sind,“ habe sie beeindruckt, betont Katrin Syperek, „sie machen Trickfilme mit den Kindern, lassen sie fotografieren, machen szenisches Spiel. Zusätzlich haben wir eine Naturpädagogin eingebunden.“ In ihrem Lob der Vielseitigkeit der kulturpädagogischen Arbeit des Künstlerkollektivs Andiamo sind sich Thomas Büttner und Katrin Syperek einig. „Die schaffen es, alle Kinder mit ihren Interessen, Fähigkeiten und Talenten einzubinden. Da bekommt jedes Kind eine Funktion oder Aufgabe“, so Thomas Büttner. 

Die gute Zusammenarbeit der Partner ha sich auch über das tolle Projekt und die nachhaltige Kooperation hinaus ausgezahlt: Im Jahr 2020 haben sie den Förderpreis „Verein(t) für gute Schule und Kita“ gewonnen. 
 

„Klima machen wir alle“ (2019-2020) ist ein Kooperationsprojekt von Feuerbohne e. V., der Miriam-Makeba-Grundschule, Mullewapp e. V., Moabiter Ratschlag e. V., Andiamokollektiv und Naturwissenschaftlicher und Kultureller Bildungsverbund Moabit, gefördert im Programm „Künste öffnen Welten“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) im Rahmen von „Kultur macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. 

Zitiervorschlag

BKJ: Ein starkes Bildungsnetzwerk bringt Kultur in den Ganztag
https://www.bkj.de/ganztagsbildung/kuenste-oeffnen-welten/wissensbasis/beitrag/ein-starkes-bildungsnetzwerk-bringt-kultur-in-den-ganztag/
Remscheid und Berlin, .

  • Nachhaltigkeit

BKJ-Inhalt

Typo: 371

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