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Aus der Praxis
Die Kommune als Dreh- und Angelpunkt kultureller Teilhabe
Im Gespräch mit Agnes Trenka, Kulturbüro Neumünster
11.01.23
Die Kommune nimmt im Netzwerk Kulturelle Bildung in Neumünster eine steuernde Rolle ein. Personelle und finanzielle Ressourcen sichern nicht nur die Kontinuität der Netzwerkarbeit, sie signalisieren auch die Wertschätzung des Engagements für Kulturelle Bildung. Das motiviert.
Agnes Trenka arbeitet im Kulturbüro der Stadt Neumünster und ist seit 2012 für den Bereich kulturelle Kinder- und Jugendbildung zuständig. Sie berät Kitas und Schulen und die offene Kinder- und Jugendarbeit zu kulturpädagogischen Angeboten.
Foto: privat
Foto: Kulturbüro Neumünster
Foto: Kulturbüro Neumünster
Foto: Kulturbüro Neumünster
Neumünster war Modellkommune von K2 in der ersten Runde. Was waren die Ziele der Stadt Neumünster bei der Teilnahme am Programm?
Durch den Aufbau der Projektdatenbank im Zuge unseres Programms „KulturTeil“ hatte ich bereits über das Kulturbüro viele Kontakte geknüpft und damit begonnen, ein Netzwerk für Kulturelle Bildung aufzubauen. Es fehlte jedoch noch eine organisierte Struktur und ein Kreis von Personen, der regelmäßig zusammenkommt. Dann fiel mir die Ausschreibung von K2 in die Hände. Sich fachlich fundiert begleiten zu lassen und zu erfahren, was andere Kommunen schon gemacht haben oder noch vorhaben, fand ich sehr spannend.
Je stärker Kulturelle Bildung in der Kommune verzahnt ist, desto besser ist die Wahrnehmung des Themas und die Chance darauf, weitere finanzielle und personelle Ressourcen zu erhalten. Als Netzwerk erreichen wir außerdem die intensivere kulturelle Teilhabe der Kinder und Jugendlichen.
Agnes Trenka, Kulturbüro Neumünster
K2 hatte zum Ziel, Kommunen über drei Jahre bei der Entwicklung eines Netzwerks zu unterstützen und bundesweit miteinander in Austausch zu bringen. Die Teilnahme war damit eine sehr gute Chance. Uns ging es darum, die Kulturakteure noch stärker mit den Kitas und Schulen und der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu vernetzen. Wir wollten die bestehenden einzelnen Kontakte bündeln und auf langfristige Kooperationen ausrichten. Projekte sollten nicht mehr nur punktuell stattfinden, sondern im Idealfall öfter oder tatsächlich auch langfristiger.
Welche Akteure sind an dem Netzwerk beteiligt und inwiefern stärkt die Konstellation die Bedeutung Kultureller Bildung in der Kommune?
Das Netzwerk besteht aus einem Kernteam von zwölf Personen aus den städtischen Ressorts Integration, Armutsprävention, Bildungsplanung und Schulsozialarbeit, aus einem Lehrer, der gleichzeitig Beauftragte für Kulturelle Bildung an den Schulen Neumünsters im Auftrag des Landes ist. Außerdem einer Kita-Leiterin sowie Vertreter*innen nicht städtischer Einrichtungen und Vereine, wie die türkische Gemeinde und Kulturschaffende, aus der Musikschule, dem Museum und der Bücherei. Wir setzen uns regelmäßig zusammen und besprechen übergeordnete Themen der Kulturellen Bildung, zum Beispiel Schwerpunkte wie den Aufbau von langfristigen Kooperationen oder Jugendbeteiligung. Das Netzwerk erleichtert die Arbeit, da wir unsere unterschiedlichen Kontakte einbringen und gemeinsam Ziele verfolgen und umsetzen können. Je stärker Kulturelle Bildung in der Kommune verzahnt ist, desto besser ist die Wahrnehmung des Themas und die Chance darauf, weitere finanzielle und personelle Ressourcen zu erhalten. Als Netzwerk erreichen wir außerdem die intensivere kulturelle Teilhabe der Kinder und Jugendlichen.
Neben dem Kernteam bieten sich auch Beteiligungsmöglichkeiten am Netzwerk für alle, die an Kultureller Bildung interessiert sind oder damit zu tun haben, zum Beispiel bei unseren regelmäßig stattfindenden Tagungen. Wir veranstalten außerdem Stammtische für Lehrkräfte, etwa für Musiklehrer*innen oder Lehrkräfte für Darstellendes Spiel. Letztendlich führen wir dann alle Impulse und Ideen in diesem Kern-Netzwerk zusammen.
Was sind die Gelingensbedingungen für den Aufbau eines Netzwerks für Kulturelle Bildung?
Es ist eine elementare Gelingensbedingung, dass sich Personen finden, die überhaupt bei einem Netzwerk mitmachen wollen. Denn häufig ist es nicht so, dass Kulturelle Bildung im Arbeitsalltag der beteiligten Personen die zentrale Rolle spielt, sondern allein das Wissen um die Wichtigkeit des Themas zum Engagement führt und gerade in Ressorts, die nicht zum Kulturbereich gehören, umso wichtiger ist.
Wichtig ist auch, für die Netzwerkarbeit eine Kontinuität zu schaffen, das heißt dafür zu sorgen, dass die Leute dabeibleiben. Wir arbeiten in Neumünster schon fast fünf Jahre miteinander. Natürlich ist Zeit oft ein Thema. Alle müssen Kapazität einräumen. Und Kulturelle Bildung steht häufig auch in Konkurrenz zu anderen Bildungsthemen – etwa der Bildungsplanung oder der Armutsprävention. Wichtig ist dabei aber zu bedenken, dass die Themen eigentlich Hand in Hand gehen: „KulturTeil“ wurde z.B. als Maßnahme in das „Handlungskonzept Armut“ von Neumünster aufgenommen.
Im Idealfall werden zum Aufbau eines Netzwerks personelle Ressourcen geschaffen, wo auch immer diese dann angesiedelt sind – etwa in der Bildungsplanung, im Kulturamt oder im Kulturbüro. Die Kommune signalisiert damit, dass Kulturelle Bildung gewollt ist –¬ das macht ganz viel aus. Das motiviert. Uns wird auch von unserem Netzwerk immer wieder zurückgemeldet, dass die Personen sich in dem, was sie tun, von der Kommune wertgeschätzt, gesehen und gewollt fühlen, eben weil diese sich zum Thema bekennt und es nicht an einen Verein, eine Kulturinstitution oder ein soziokulturelles Zentrum abgibt. Die Kommune sollte im Idealfall die Steuerung des Netzwerks übernehmen oder sich mit mindestens einem Ressort an dem Netzwerk beteiligen. Nicht zuletzt ist mit der personellen Verankerung die Sicherheit verbunden, dass jemand die Fäden zusammenführt, das Netzwerk immer wieder zusammenholt und dafür sorgt, dass es weiter besteht. Zumindest braucht es eine kompetente Ansprechperson bei der Kommune, an die das Netzwerk andocken kann.
Idealerweise gibt es darüber hinaus natürlich auch finanzielle Ressourcen, dann hat das Netzwerk mehr Möglichkeiten, direkt zu agieren. Wir in Neumünster haben Fördermittel, die für kleinere Projekte verwendet werden, müssen jedoch für größere Projekte auch Förderanträge stellen, wofür auch wieder eine verantwortliche Person wichtig ist.
Wie ist das Netzwerk in den kommunalen Strukturen verankert?
Das Kulturbüro ist eine Abteilung bei der Stadt Neumünster, die sich zum einen um das Kulturprogramm kümmert, aber auch Schnittstelle von Kulturschaffenden und Bürger*innen ist. Diese Funktion übernimmt das Kulturbüro ebenso im Netzwerk, es ist Schnittstelle von Kulturschaffenden, Schulen, Kitas und offener Kinder- und Jugendarbeit.
Es sind weitere Ressorts aus der Stadt eingebunden, zum einen die Bildungsplanung und gleichzeitig in persona die Stelle für Armutsprävention, die Abteilung Integration, die Kinder- und Jugendarbeit und die Schulsozialarbeit sowie außerdem eine Kita-Leiterin. Die Hälfte unseres Netzwerks ist also mit städtischen Ressorts besetzt, dadurch ist es ist sehr stark kommunal geprägt.
Näher an der Stadt zu sein, als es das Netzwerk ist, geht es nicht. Es ist sozusagen ein städtisches Kulturnetzwerk.
Agnes Trenka, Kulturbüro Neumünster
Die Stadt finanziert durch die Fördermittel das Programm „KulturTeil“ und ermöglicht genau durch diesen politischen Beschluss, dass wir frei agieren können. Wenn wir Kontakt zu Institutionen oder Kulturschaffenden aufnehmen, ist klar, dass das städtisch und politisch gewollt ist. Näher an der Stadt zu sein, als es das Netzwerk ist, geht nicht. Es ist sozusagen ein städtisches Kulturnetzwerk.
Ohne diese Verankerung wäre es auch deutlich schwieriger, das Netzwerk zu steuern, da es dann meine Stelle der Projektleitung für Kulturelle Teilhabe nicht gäbe. Die Strukturen werden, so merken wir, deswegen so intensiv und auch leichter aufgebaut, weil es meine Stelle im Kulturbüro gibt: Es sind vor allem die langfristigen Kooperationen und die Strukturen, die wir weiter ausbauen und pflegen möchten, zukünftig mehr noch mit dem Fokus auf den außerschulischen Bereich.
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